17 Nov

Europa – Verraten und verkauft? (Meditation # 53)

Warum sich nichts ändert und warum deshalb die Betroffenen die Nase voll haben.

„Hätte gar nicht gedacht, dass man mit dir auch ganz locker über Europas Miseren reden kann, sonst ist dein Ton ja immer eher etwas elegisch.“

„Sehe ich auch so, deine Art an die Themen heranzugehen, tut auch mir sehr gut. Fahren wir also einfach weiter fort in dieser Tonlage!“

„Warum ändert sich nach Brexit und Trumpxit denn nichts?“

„Weil die üblichen Verdächtigen so festgefahren sind in ihren Wahrnehmungen und Sprechakten, dass sie immer wieder in das alte Fahrwasser zurückdriften. In vertrauten Gewässern lässt sich einfach bequemer angeln.“

„Schönes Bild, aber von Bildersprache dieser Art haben die Übersehenen und Überhörten einfach die Nase voll oder?“

„Genau. Nimm doch nur mal die Hilary und den Barack – Vollblut-Intellektuelle bis in die Socken und daher auch Hochsprachen-Experten: Tabellen, Analysen, kritische Kommentare, Thesen etc. purzeln denen aus dem Mund wie Lollypops: Schön süß und schön klebrig, aber für die, die sie eigentlich ansprechen sollten, Süßholz, arrogantes Geschwafel, gut verpackte Ausreden und herzlos.“

„Stimmt. Gestern erst äußerte sich der neue Präsidentschaftskandidat der BRD wie folgt – sinngemäß: Er wolle Mut machen, er wolle vermitteln,  er wolle, dass man die Probleme beim Namen nenne. (Wer so spricht, kann dann auch zum Kandidaten der großen Parteien werden, der wird niemandem wehtun!)

„Da bekommen die, die mit dem Rücken zur Wand stehen, sofort einen Lachanfall, wenn sie nicht vor Peinlichkeit gleich aufs Klo rennen müssen. So eine fade Sülze, so ein Laberfritze, so ein selbstgefälliger ‚Ich-verstehe-die-Leute-Jargon‘! Die wollen endlich mal wissen, wie sie zu einem unbefristeten ordentlichen Arbeitsvertrag kommen können. Mach mal Futter bei de Fische…!“

„So ist es. In Spanien, Griechenland, Italien, Portugal, ja selbst in Frankreich haben es vor allem die jungen Leute so was von satt, mit Absichtserklärungen umgarnt zu werden: Wenn ihr mich wählt, dann werde ich dafür sorgen, dass Arbeitsplätze in der Region neu entstehen, dass Kinder in intakten Schulen von genügend Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden und dass die Altersvorsorge in Ordnung gebracht wird.“

„Ja, in der Vorrede vielleicht. Danach wird wieder ausführlich über Globalisierung, Digitalisierung und Umweltthemen gefachsimpelt, dass keiner mehr zuhört.“

Tja, uns solche Leute sind dann auch nicht wählbar für die Wähler. Das macht die dann so zornig, dass sie gerne – und da sind Brexit und Truxit genüsslich erinnerte Ohrfeigen – auch hier ordentlich Ohrfeigen verteilen wollen.“

„Europa – verraten und verkauft. Das ist die Botschaft von da unten. Und diesen Ausverkauf betreibt aus deren Sicht eben vor allem die EU. Ein Pseudo-Krisen-Management bei dem allen klar ist, dass doch nur der Teufel mit Belzebub ausgetrieben werden soll. Beamtenstellen haufenweise, Selbstbedienungsladen obendrauf.“

“Nee, nee – da machen die Leute einfach nicht mehr mit. Zu oft und zu lange sind sie vertröstet und vereimert worden.“

„Erinnerst du dich noch, wie die Medien-Welt erschrocken zusammenfuhr und sich für einen Moment tatsächlich selbst befragte: Wie war das möglich, wie konnten wir mit unseren Prognosen nur so falsch liegen?“

„Ja, aber eben nur für einen Moment. Nimm bloß mal den Fachmann für die schwarze Null. Anstatt wirklich eine große Wende einzuläuten und erstmals in den Bildungsetat mehr Geld zu investieren als in den Verteidigungshaushalt – jetzt, wo das Geld zur Verfügung steht und man wirklich an einer soliden Zukunft für die Jugend zimmern könnte, in ganz Europa – jetzt legt der nur wieder seine alte Platte vom Sparen auf und vergibt so eine einmalige Chance für den sozialen Frieden in Europa. Das könnte eine Job-Maschine der Sonder-sonder-Klasse werden, da sähen start-ups richtig alt aus gegen.“

„Und da wundern sich die gebildeten und wohlhabenden Herrschaften, dass die Mehrheit den Gesellschaftsvertrag aufkündigen will, der nur die Reichen reicher werden lässt und den Rest in Dümpelhausen als drittklassige Untermieter zu verstecken versucht.“

„Die altehrwürdige Parteiendemokratie und die damit verknüpfte Vetternwirtschaft hat endgültig ausgedient – die Herrschaft des Volkes muss neu definiert werden. Auch die Mediendemokratie versumpft im Glamour. Das Verhandeln eines Interessensausgleichs im Volk  – also die volonté générale – muss neu vereinbart werden, wenn wieder so etwas wie Vertrauen entstehen soll.“

„Große Worte. Aber: wie wahr, wie wahr! Europa vor dem Anfang eines neuen Morgens – von den Rändern her – kommen die neuen Ideen, die neuen Leute, die alten Eliten haben es sich beileibe nachhaltig verscherzt. Punkt.“

„Auf Klartext heruntergebrochen empfehle ich uns und allen, die neugierig sind auf wirklich Neues, den erstaunlichen Film: TOMORROW. Da entstehen neue Arbeitsplätze, da entsteht neues Geld, da entsteht obendrauf auch noch gute Laune beim Arbeiten.“

„Den  kann man sich auch ruhig ein paar Mal anschauen, so unglaublich sind die Bilder und die Projekte, die da weltweit bereits laufen. Einfach unglaublich, aber eben wahr.“

 

 

 

 

17 Nov

Europa – Verraten und verkauft? (Meditation # 52)

Ein gar nicht fiktives Streitgespräch zweier virtueller Zeitgenossen

„Hör mal, wusstest du eigentlich, dass die Deutsche Bank die heimliche Hausbank von Donald Trump ist?“

„Hä? Bist du jetzt völlig durchgeknallt? Nur weil der ‘ne Wahl gewonnen hat (schön blöd, wenn die Gegenseite kein Gespür hat für den Zeitgeist und die Wut im Lande!), siehst du nun überall schon Gespenster. Und außerdem dachte ich, in diesem blog gehe es um Europa oder täusche ich mich da?“

„Nein, ganz richtig. Europa ist das Thema – aber seit der Lehmann-Pleite (das ist jetzt fast schon zehn Jahre her! Kaum zu glauben, aber wahr!) müsste doch auch dem letzten Träumer klargeworden sein, dass die europäischen Banken genauso gezockt haben wie die da drüben. Lauter blitzgescheite und wahnsinnig lernfähige Bürschchen in dunklen Anzügen und gegelten Haaren entdeckten plötzlich ihre Liebe zum Libor und anderen faulen Darlehensdeals.“

„Komm, schon gut – ich sehe, du hast voll den Überblick – schon gut. Erzähl mir einfach deine kleine Geschichte von der Deutschen Bank, der armen!“

„Mach ich, gerne.“

„Aber bitte die Kurzfassung für Schulabbrecher, ja!“

„Mein Gott, jetzt sei doch nicht gleich so dünnhäutig. Freu dich einfach auf eine scheinbare Robin-Hood-Story, die keine ist!“

„Die Anspielung verstehe ich jetzt zwar überhaupt nicht, aber fang einfach mal an!“

„Dicker Fisch, sozusagen – oder Fisch stinkt vom Kopf her…“

„Mensch, bist du eine Plaudertasche. Deine schlüpfrigen Redewendungen kannst du dir übers Bett hängen; komm einfach mal zur Sache!“

„Ok. Die knallharte oberste Türsteherin des amerikanischen Justizministeriums – Lady Gnadenlos, Loretta Lynch – ihr Name ist Programm – will von der Deutschen Bank so um die 14 Milliarden Dollar Strafgeld haben.“

(am Stammtisch würde jetzt jemand genüsslich raunen –  ‘ne richtig scharfe Hündin – und sich einen schlabbrigen Schluck aus seinem vollen Glas reinziehen)

„Geschieht denen ganz recht! Zocker gehören ins Casino und nicht in eine Bank der Bürger!“

„So, jetzt aber bitte keine Vorverurteilungen! Die verhandeln nämlich noch. Vielleicht geht es ja auch ein bisschen bescheidener – so 6 oder 7 Milliarden…“

„Du, da kommt mir ein völlig abwegiger Gedanke: Wäre es nicht besser, die Deutsche Bank verschöbe den Straf-Deal auf Februar 2017?“

„Warum denn das? Weil dann bei uns Karneval ist?“

„Du nimmst mich wohl nicht ernst, meinst, nur du habest den glasklaren Durchblick. Hör dir einfach mal an, was für ein Wunder der Deutschen Bank geschehen könnte – dass dann ja auch den Erhalt von Arbeitsplätzen in den hiesigen Filialen zur Folge haben könnte.“

„Aha, hier spricht der Börsenspezialist!“

„Halt den Mund, mein Lieber! Ab Januar 2017 ist die Lynch-Dame Geschichte. Ein neuer Mann wird dann das Sagen im amerikanischen Justizministerium haben (von Trumpens Gnaden…! So wie Stephen Bannon, über den sollten wir auch noch mal reden) – Frauen sind zum Grapschen da – …“

„Jetzt werde aber mal nicht unverschämt, wir begeben uns sonst auf das Niveau unterhalb der Gürtellinie. Wir wollen doch professionell an die Sache herangehen oder?“

„Schön. Meinetwegen. Jedenfalls könnte dieser neue Mann der Deutschen Bank in der Endphase der Verhandlungen ordentlich entgegenkommen; man will ja zeigen, dass ein neuer Wind weht, 2017. Im Kleingedruckten könnte unter ferner liefen darauf hingewiesen werden, dass es sinnvoll wäre, wenn die Gegenseite dem klammen Klienten in Washington ebenfalls ordentlich entgegenkommen würde – z.B. mit einem Schuldenschnitt oder so…). Und die EU bekäme grünes Licht, mit dem IWF langfristige Vereinbarungen mit Griechenland zu treffen…“

„Langsam, langsam, langsam. Ich staune nicht schlecht. Ich habe dich völlig unterschätzt.“

„Siehste, unter Blinden ist der Einäugige König.“

„Das verstehe ich zwar nicht, klingt aber ganz hübsch.“

„Was ich eigentlich sagen wollte, ist folgendes: Warum sollte ein amerikanischer Geschäftsmann und eine deutsche Bank nicht weiter die Methoden anwenden, die ihnen bisher auch immer geholfen haben, aus dem Schlamassel herauszukommen, ohne selbst die Rechnung bezahlen zu müssen? Warum? Europa hat doch schon so viel von Amerika gelernt, besonders in Sachen wunderbare Geldvermehrung und Steuerverbergung.“

„Genau – da kann ich nur sagen: Kum-Kum…?“

„Hä?“

„Das klären wir im nächsten Gespräch. OK?“

„KUM-KUM – klingt richtig spannend!“

„Die weitsichtige Europa würde sofort von ihrem Stier steigen und nach Hause schwimmen vor Abscheu und Ekel…Verraten und verkauft, würde man sie raunen hören, verraten und verkauft.“

14 Nov

Europa – Mythos # 43

Der Minos von Kreta erhält ein betörendes Geschenk

Immer noch hat ein dunstig kühles Morgengrauen das Sagen, die Vögel beginnen gerade mit ihrer luftigen Morgengymnastik; auch ihre fröhlichen Stimmen wollen wieder geübt werden, und im Palast des Minos von Kreta huschen schon die ersten Helfer am Backofen und am Brunnen wie tanzende Schatten hin und her, als wäre Müde Sein nur etwas für Perlentaucher und Bogenschützen. Die riesige Doppelaxt oben über den Dächern scheint auch noch – von zahllosen matt schimmernden Tautropfen umrinnt –  vor sich hin zu dämmern. Keine Ahnung von ihrer Macht scheint sie zu haben.

Nur im großen Tempel der großen Göttin herrscht geschäftigstes Treiben. Sarsa kichert, Belursi hüpft im Kreis, Europa knabbert an ihrer Unterlippe und Chandaraissa, die Hohepriesterin, dankt im Stillen ihrer Göttin: Aus heiterstem Himmel fiel völlig unvorhergesehen ihnen der Plan vor die Füße. Ein wunderbarer Plan. So prall gefüllt mit Lebensfreude, Ausgelassenheit und Friedfertigkeit.

Europa soll dem Minos eine rührende Geschichte ihrer grenzenlosen Dankbarkeit vorgaukeln. Sie seien ja so froh, dass er ein so weises Urteil gefällt habe; und sie möchten ihrer großen Dankbarkeit überschwänglich Ausdruck geben dürfen. Ein Fest möge er seinem Volk schenken, in dem die Frauen ihm zur Ehre einen Tanz zu Musik aufführen, den noch nie jemand gesehen und gehört hat.  Und den sie allen jungen Mädchen in Zukunft als Übung der Freude und der Zuneigung lehren wollen. Hier im Tempel sollen sie ihren Unterricht erhalten und jedes Jahr soll dann dieser Tanz feierlich als Dankesfest vorgeführt werden – immer in Erinnerung an den weisen Richterspruch, der so viel Freude in die Herzen der Menschen pflanzte.

„Ja!“ ruft Belursi weiter tanzend und hüpfend und hält dabei den Saum ihres Kleides mit beiden Händen fest, „das ist eine Bitte, die der Minos nicht abschlagen kann.“ Ihre nackten Beine glänzen dabei matt im erwachenden Morgenlicht. Sarsa schließt sich ihren rhythmischen Schritten an, klatscht dabei jauchzend in die Hände. Jetzt springt sogar Europa in den Kreis, fasst die beiden jungen Priesterinnen an den Händen und plötzlich entsteht aus den ungeordneten Bewegungen eine elegante Tanzfigur, zur Mitte des kleinen Kreises hin und wieder zurück, den Kopf einmal wuchtig nach vorne schleudernd, Haarwolken fliegen wellenförmig durch die Luft, dann wieder die Köpfe nach hinten neigend, sodass die Haarpracht wie ein Schleier über die Rücken gleitet. Chandaraissa hat eine Flöte aufgehoben und spielt sphärische Töne, mal ganz leise, mal drängend lauter werdend, den tanzenden Frauen unsichtbare Girlanden der Freude und der Ausgelassenheit zu werfend.

Die Vögel, die sonst den Ton angeben über dem Tempel, fliegen verstört davon. So etwas haben sie noch nie gehört! Und die Frauen? Als sie schließlich ganz außer Atem mit den Tanzschritten aufhören, halten sie sich immer noch an Händen fest – als würden sie sonst in Ohnmacht fallen vor Begeisterung und Verblüffung. Die Hohepriesterin reißt die Augen auf, lässt die Flöte fallen und sieht vor ihrem geistigen Auge unversehens den fertigen Tanz:

„Die Kleider! Wir werden bunte, durchsichtige Tücher um unsere Körper binden, die Brüste von weißen Bändern festgehalten, und jeder wird bunte dünne Bänder an seinen Handgelenken haben, die wie die Farben des Regenbogens auf und nieder wehen werden beim Tanz; und nackte Füße.“

„Und die Lippen werden wir ganz schwarz anmalen und die Augen auch!“ fällt ihr Sarsa ins Wort. Belursi nickt begeistert und Europa flüstert verträumt hinzu:

„Der Minos wird vor Erregung kaum noch atmen können. Und all die anderen Männer auch. Wir werden sie verzaubern mit unserem reizvollen Tanz und dem wunderbaren Anblick der rhythmisch bunten Bewegungen, die sich immer wiederholen, steigern und wieder abebben, bis uns alle zu Füßen liegen!“