30 Jun

Europa – Meditation # 104 Heimat-Text Nr. 21

Sieben Vorschläge weg vom Gegängelt werden, hin zum Selber Machen!

Endlich: der Ausgang aus dem Wortlabyrinth der fake-world in Sicht! Endlich!

Hinter uns liegt das falsche Jubeln über die misslungene Wiedervereinigung, hinter uns liegt das falsche Abnicken der Niedriglohn-Welt,

hinter uns liegt längst die verklungene Willkommenskultur und die blinden Angsttiraden der grobschlächtigen Besserwisser

und hinter uns liegt endlich auch das peinliche und unbelehrbare Schönreden einer Mannschaftsmentalität, die so nur in den steigenden Gehältern ablesbar war, nicht aber im schnellen, phantasievollen und fintenreichen Spiel.

Die Liste ließe sich verlängern. Aber das könnte dann auch nur wieder so aussehen, als wolle man mit dem Kühmen auf hohem Niveau in den Chor der „Ich hab es ja schon immer gesagt…“ – Partei einstimmen. Denn die, die bisher von dieser jahrelangen Selbstbetrugsgeschichte im Innern der Republik profitiert haben, möchte natürlich auch weiter dabei sein – also einfach nur die Tonlage ändern, aber bitte nichts verändern? Nein!

Nein, da machen wir nicht mehr mit.

Jetzt – in der sogenannten Sinnkrise: im Fußball wie in den Parteiprogrammen – ist genau der richtige Zeitpunkt, sich endlich zu besinnen auf das, was Menschsein und Europäer sein ausmachen könnte: Das Humane gemeinsam zu gestalten und zu leben:

indem wir endlich anfangen, unsere Kinder nicht mehr zu bespaßen oder virtuell still zu dopen, sondern ihnen vorlesen, mit ihnen reden, sie begleiten –

indem wir endlich anfangen, unsere alten Eltern und Großeltern nicht mehr im Modus der Pflege-Module still zu stellen oder Glotze total anzubieten, sondern dankbar ihren Geschichten zuhören, ihre Lebensleistung zu würdigen wissen und ihnen in ihren Gebrechen und Krankheiten liebevoll zur Seite stehen…

um nur zwei ganz zentrale Beispiele für einen unverstellten Neuanfang anzuregen.

Das waren die ersten beiden Vorschläge von sieben.

Weitere folgen mit den nächsten Meditationen!

29 Jun

Europa – Meditation # 103 Heimat-Text Nr. 20

Europa: Meine Heimat, deine Heimat, wessen Heimat?

Als wenn das die Frage wäre! Denn Europa kann gar keine Heimat sein, Europa war schon immer ein Mythos, ein geographischer Begriff, eine Erzählung – oder wie man heute sagen würde: ein Narrativ, aber keine Heimat. Aber es ist ein Reizwort, das wie von selbst Gefühle freisetzt, die unseren Blick auf Themen, Menschen, Länder, Religionen und Systeme nachhaltig einfärbt.

Und natürlich setzen manche gerne diesen Begriff gleich mit Europa, um sich abzugrenzen gegen die Nicht-Europäer, woher auch immer sie kommen mögen. Und um Wasser auf die Mühlen ihrer Ängste – oder auf die von denen, denen sie Angst machen möchten – zu gießen. Denn dann müssen sie nicht über die Probleme reden, von denen sie unbedingt ablenken möchten: Armut, Ungerechtigkeit, Wohnungsnot, vergiftete Böden, Bildungsbenachteiligung, Versorgung der Alten, die Renten, die maroden Schulen, die fehlenden Lehrer und und und…

Früher umschrieb man solche politische Manöver mit dem griffigen Fremdwort: Sozialimperialismus – i.e.: Ablenken von den inneren Probleme, in dem man nach außen Stärke mimt und vortäuscht; natürlich alles nur zum Wohle des verstörten Wählers, der von zu schwachen und zögerlichen Politikern um eine sichere Zukunft gebracht werde!

Dabei ist die sogenannte Flüchtlingsfrage ja längst ein globales Thema – wie so viele andere Themen auch – sie wird aber hier mutwillig eingeengt auf ein Kräftemessen zwischen dem wild entschlossenen Innenminister, der ja auch das Thema Heimat unter seine Fittiche meint nehmen zu müssen, und der „zaudernden“ Kanzlerin – eine billige Attacke. Als ginge es um das Gender-Problem, um den vermeintlich starken Mann und die vermeintlich schwache Frau!

Angesichts steigender Mietpreise, entwerteter Dieselfahrzeuge und schmilzender Altersvorsorge – von den nach wie vor still vor sich hin wabernden Kränkungen, die die Treuhandgesellschaft eiskalt und blitzschnell erzwungen hat, mal ganz zu schweigen – ist es wohl ein Erfolg versprechendes Ablenkungsmanöver, Heimat zu beschwören und den Regierenden völliges Versagen in Sachen „Überfremdungsfolgen“ vorzuwerfen. Aus wahltaktischen Gründen kein übler Schachzug, wohl wahr!

Aber bleiben wir auf dem Teppich! Die EU – und das ist nicht Europa, sondern das sind lediglich 27 (wenn England gegangen sein wird) von 47 Staaten – hat nach wie vor finanztechnische Probleme, die Flüchtlingsfrage ist ebenfalls auf der Agenda – aber Heimat, Heimat kommt darin nur immer als regionales, kommunales Erlebnis vor – etwa so oft, wie Menschen mit Menschen in derselben Sprache am vertrauten Tisch über Gott und die Welt quatschen.

26 Jun

Europa – Meditation # 102 Heimat-Text Nr. 19

Und schlafend wächst des Wortes Gewalt

Und das Wort, das gerade tags wie nachts zu wachsen scheint, weil es in aller Munde und in allen Medien zentral präsent ist, lautet:     

 M a s t e r p l a n .

Wenn der Hinweis von Nietzsche stimmen sollte, dass jeder Begriff durch das Gleichsetzen des Ungleichen entsteht, so können wir es kurz am Begriff

M a s t e r p l a n

verdeutlichen:

Hier wird ein Fremdwort, das groß daherkommt wie Vater und Mutter in Zusammenhang gebracht mit jemandem, der anscheinend wohl überlegt zu haben scheint. Ein großer Plan, ein wohlbedachter Plan. Das fühlt sich schon einmal richtig gut an. Wenn dann der Erfinder dieses wohltuenden Begriffs auch noch sich so zu präsentieren weiß, dass ihm nichts anderes als das Wohl der Menschen umtreibt, dann kann er sich sicher sein, dass viele ihm Recht geben werden – ungeprüft.

Das ist die eines Seite der Medaille. Die andere, die nicht sichtbare, ist die der Machtgier, die sich natürlich verbergen muss. Die klug mit der Angst und Verunsicherung vieler Menschen zu spielen weiß, denen das Fremde der Schlüssel zur Beseitigung all ihrer Probleme ist: je weniger wir davon haben umso sicherer sei dann unsere Welt. Eine schlichte Botschaft, die gerade in ihrer Einfachheit zu verzaubern weiß. Ein Mann, der dafür einen M a s t e r p l a n erdacht hat, ist unser Mann. Während die anderen, die doch nur um den heißen Brei herum reden, keinen Plan zu haben scheinen: Zerstritten, uneins, ratlos, planlos.

Da will man natürlich auf der sicheren Seite sein – so wie früher in der Heimat, wo man ja auch wusste, auf wen man sich verlassen konnte und auf wen nicht. Damit wird also ein starkes Gefühl angesprochen, an dem man sich nur zu gerne wärmen möchte.

M a s t e r p l a n –

klare Kante, kurzer Prozess. Da bin ich dabei, sagt dann nickend der verunsicherte Zeitgenosse, dem das Zerreden von Anliegen schon lange auf die Nerven geht.