28 Feb

Europa -Meditation # 132

Lügen-Messe – So ein Theater – dritter Gesang

Unser Gehirn hilft uns gnädig über die Runden: Wie soll man noch das Wahrhaftige vom Lügenhaften unterscheiden können? In diesen Tagen? Oder war das schon immer so und wir haben uns nur gerne etwas in die Tasche gelogen? Gerade die markanten Stellen in unserer sinnlichen Wahrnehmung – die „ewige Stadt Rom“ oder „Das weiße Haus“ oder der „Big Ben“, um nur drei geläufige Stellen zu nennen – zerbröseln schon beim bloßen Hingucken. Was ist nicht alles an Halbwahrheiten oder üblen Verfälschungen im Vorfeld des Referendums zum Brexit in die Welt gesetzt worden – mit was für peinlichen Folgen? Und was hat der „heilige Vater“ seinen Schäfchen nicht alles versprochen: Der böse Wolf soll unnachgiebig aus der Welt geschafft werden. Und was kam am letzten Sonntag – urbi et orbi – heraus: Rom ist am Ende mit seinem Latein (eine gelungene Head-line einer Zeitung!) oder hier noch einmal für unverbesserliche Lateiner:

Parturiúnt montés – nascétur ridiculús mús

Es kreißen die Berge – geboren wird eine lächerliche Maus

(Horaz – ars poetica)

Also nichts Neues unter der Sonne – und jede Epoche möchte von sich natürlich sagen können: Wir haben es ja umso vieles weiter gebracht als unsere Altvorderen! Da gerade Karnevalszeit ist, dürfen natürlich der Tusch und das Augen zwinkernde Ablachen nicht fehlen! Es ist ein ‚Witz!

Und was hatte ich nicht im zweiten Gesang über das Narren-Treffen in Hanoi gemutmaßt? Freundliche Lügen würden da hin und her gereicht werden. Was für ein understatement war das! Ich komme nicht umhin, noch einmal wörtlich (so man der Berichterstattung trauen kann) zu zitieren:

„Ich habe es viele Male gesagt, ich sage es der Presse, ich sage

es jedem der zuhören will: Ihr Land hat gewaltiges Potenzial,

unglaublich, unbegrenzt.“

Das sollte wohl wie ein erstes Kompliment klingen, wo doch jeder weiß, dass der Wolf nur Kreide frisst, um sein Opfer umso besser täuschen zu können. Die Sprache dieses rotblonden Narren (Till Eulenspiegel ist ein Hänfling dagegen) erinnert ganz schön auch an die Bibelsprache. Das schafft zusätzliche Pluspunkte beim verwirrten Publikum. Aber er wollte sich noch steigern, er legte noch einen drauf:

„Ich denke, sie werden eine großartige Zukunft haben.“

Großartig ist für diesen Narren sowieso fast alles, was er hat oder noch haben will. Dieses „großartig“ kann er in einem Satz spielend drei oder viermal wiederholen, ohne müde zu werden. Und seine Zuhörer?

Doch das dritte Kompliment machte dann wohl alle Berichterstatter und Zuhörer und Zuschauer gänzlich sprachlos – vor Begeisterung oder vor Abscheu:

„Sie sind ein großartiger Anführer!“

Was für eine Schmeichelei eines gnadenlosen Lügenboldes! Großartig!

25 Feb

Europa – Meditation # 131

Lügen haben lange Beine – zweiter Gesang

Wie soll man sich all der Botschaften erwehren, die Tag und Nacht auf uns einprasseln – ob wir wollen oder nicht? Neulich – im Rahmen eines Jugend-Projektes – war ich zehn Tage in Budapest/Dunabogdány – und nahm mir dabei eine kleine mediale Auszeit: Keine Zeitungen, keine Nachrichten – von digitalen Suaden ganz zu schweigen – gleichzeitig tobte natürlich das  „Faken“ und „Anti-Faken“ global weiter. Ich blieb währenddessen von all dem verschont. Und zehn Tage später – wieder zuhause im Rheinland – tauche ich erneut ein in das mediale Alltagsmuster und mir wird klar: Da ist kein Unterschied. Mit oder ohne mediale Dusche – der Vollmond war prächtig wie selten, die Eichhörnchen flitzen wieder lebensfroh die Bäume rauf und runter, Schneeglöckchen begeistern den vorbeijoggenden Zeitgenossen gratis und en masse, es fällt endlich mal wieder Regen und die Sterne lachen glitzernd ob der kleine Spielzeuge, die da von dem winzigen Planetchen Erde ins All gespuckt werden. Was soll das denn, denken sie grinsend. Die sind aber süß! Wollen Zeit und Raum auf die Spur kommen – obwohl ihnen die Worte und die Vorstellungen dafür so gänzlich fehlen. Da ist es gut, dass man mancherorts etwas Schabernak treibt und sich verkleidet, wüst schminkt und von Herzen lacht. Über sich selbst und die ernst dreinschauenden Zaungäste im Norden und im Osten.

Gerade machen sich zwei Narren auf zu einem erneuten Treffen, das in Hanoi stattfinden wird: Und die Medien freuen sich schon so richtig. Was werden da wieder für freundliche Lügen hin und her gereicht werden, von perplexen Übersetzern ordentlich verdeutscht. Zum Glück ist ja auch gleichzeitig Weiberfastnacht! Da können wir von Herzen den verschütteten Gefühlen wenigstens für ein paar Stunden den Raum in uns geben, der ihnen eigentlich gebührt! Auch sollten wir vielleicht die „Budapest“-Erfahrung beherzigen und einfach nicht hinhören. Wir verpassen wirklich nichts Wesentliches. Stattdessen den lachenden Kindern zuschauen, wie Leben sein kann, wenn man ganz bei sich ist und nicht on-line…! Denn mit Grauen denke ich schon an die Wortlawine, die gerade losgetreten wird, um die Europa-Wahl 2019 so richtig mit falschen Versprechungen zu munitionieren – immer mitten ins Schwarze. Von was eigentlich? Das Mantra in meinen Texten dagegen ist einfach und kurz: Die EU hat ihren Dienst erfüllt. Für Frieden und zunehmenden Wohlstand zu sorgen in der Nachkriegsepoche. Die damit gewachsenen Widersprüche aber sollten offensichtlich genug sein, um gemeinsam nun Ausschau zu halten nach völlig neuen Ufern des friedlichen, verlangsamten, schonenden partnerschaftlichen Umgangs der Völker Europas miteinander und dem Rest der Welt, der sich zur Zeit gebärdet, als wäre Mutter Naturs Geduld unendlich.

18 Feb

Europa – Meditation # 130

Gefolgschaft – auch im Tarnen und Täuschen – erster Gesang

Seit Heraklit punktgenau meinte, alles fließt,

und Lukrez gelassen hinzufügte, übrigens hängt auch alles mit allem zusammen und nichts geht verloren,

ist zwar viel Wasser den Euphrat und Rhein heruntergeflossen, aber ein paar Eigenschaften der Erdlinge scheinen einfach hartnäckig im Aussitzen zu sein:

Lügen haben kurze Beine, ist demzufolge wohl eher ein Euphemismus denn ein gelungenes Bonmot. Auch die Bibel geht dieses Thema forsch und furchtlos an, wenn es heißt:

Und er weinte bitterlich.“

Wer? Wer wohl. Kein geringerer als Petrus selbst, der aus Angst vor Knast lieber seinen Herrn verleugnete und gleich dreimal log, als wahrhaftig zu seinem Glauben zu stehen.

Warum nun dieser kleine bildungsbeflissene Exkurs in die europäische Kulturgeschichte?

Nun, weil sich aus heutiger Sicht – und zwar nicht nur in Europa, sondern mehr oder weniger flächendeckend und global – das Lügen als erfolgreichste Variante menschlichen Erfolgs herauszustellen scheint.

So, so.

Fangen wir einfach mal mit den Europäern an.

( Zu den praktischen Kürzeln: NT, NATO, EU kommen wir dann im zweiten Gesang!)

Die Europäer zogen mit ihren Schiffen einst in die Welt hinaus und verkauften christliche Liebe, Humanität, „Zivilisation“ und Ordnung als   d i e   frohe Botschaft – subkutan breitete sich allerdings eine ganz andere Botschaft aus: Wir sind geboren zum Beherrschen der Welt – als Echo später nicht zu überhören im MANIFEST DESTINY. So machte man sich mit guten Worten und nachhaltiger Gewalt (und dem Segen der Kirche und des lieben Gottes) große Teile der Welt untertan. Auch China wurde ordentlich stranguliert. In England, Belgien, Frankreich, Holland und Spanien wuchsen Villen,Schlösser und Paläste wie Pilze aus dem Boden. Die Mittel dazu erzwangen die Europäer aus den Kolonien, Jahrhunderte lang.

Dann machten sich die Amerikaner – auch ehemalige Europäer – daran, das begonnene Geld-Herrschaftssystem zu verdollarisieren. Immer mit der frohen Botschaft verknüpft, man wolle den „Unterentwickelten“ doch nur zu ihrem Glück verhelfen. Glück hatten allerdings nur die Verkünder solcher Lügen. Und als probater Weichspüler funktioniert dabei schon lange der christliche Persilschein, genannt Beichte -„alles gottgewollt“ . Wunderbare Lösung.

So verschwand die eigentliche Lüge hinter solchem Tun in Kellern und Verliesen. Da modern sie still vor sich hin.

Jetzt werden alte Lügen aufpoliert und runderneuert – doch davon mehr im nächsten Gesang!