17 Feb

Europa – Verraten und verkauft? (Meditation # 30)

Europa – verraten und verkauft??!! Die Angstmacher haben mal wieder Konjunktur!

Nein, nicht nur die derzeit in Amt und Würden befindlichen Politiker, nein, auch die in den Startlöchern scharrenden, im Moment noch amtlosen Konkurrenten wittern die Chance des neuen Angstthemas: Hilfe, Europa bricht auseinander, Hilfe! Nun auch Gesine Schwan. Gebetsmühlenartig gehen sie alle hausieren mit dem eingängigen Angst-Slogan: Hilfe, Europa bricht auseinander, Hilfe! So klingt das kleine Klagelied, um Wählerstimmen zu ergattern, so klein, aber so wirksam; denn allzu gerne scharen sich die verunsicherten Wähler hinter jedem kleinen Mäuerchen, das ihnen verspricht, Schutz und Geborgenheit vor den bösen Unwägbarkeiten der politischen und wirtschaftlichen Achterbahnfahrt zu bieten.

Aber was ist es denn eigentlich, was in diesen Tagen zusammenbricht? Nein, nicht Europa, nein. Es ist das spinnenverhangene Lügengespinst der schmalbrüstigen Gesundbeter in Europa, die uns schon seit Jahren weiß machen wollen, dass Europa sparen und sparen muss, damit die armen Banken nicht kollabieren, an deren Tropf die Industrie und sogar der Staat selbst doch hängen und nuggeln! Das gerät in diesen Tagen ins Wanken. Weil Europa einfach reduziert wurde auf den einheitlichen Wirtschaftsraum Europa mit einer gemeinsamen Währung; ein Konstrukt, das von Anfang an unfair und bevormundend geplant und umgesetzt wurde. Und von wem? Von den zweien in Europa, die sich groß und stark wähnten, weil die Wirtschaft wuchs und wuchs, als wäre es ein Naturvorgang. Es war aber nur ein auf dem Konkurrenzboden aufgestelltes Konzept von Egoismus und Konsum um des Konsum willens. Eigentlich jeder Vernunft widersprechend, aber das redete man auch gebetsmühlenartig klein und betonte unentwegt die Vorteile für alle, die diesem Konzept folgen würden. Dabei wurde die Bühne der Akteure schiefer und schiefer, je länger man dem EURO Glauben schenkte. Jetzt ist sie so abschüssig, dass alle schreien: Hilfe, Hilfe, wir stürzen ab!. Es ist aber eine Fata Morgana, die da abstürzt – und zurecht! Denn dahinter kommt endlich wieder das eigentliche Europa zum Vorschein, das gar nicht auseinanderbrechen kann, weil es nie nur ein mutwillig zusammengekleisterter Einheitsbrei war, sondern immer auch eine unverwechselbare Vielfalt, auf die alle Europäer stets sehr stolz waren und auf die sie sich nun endlich wieder besinnen. So viele unverwechselbare Geschichten, Traditionen, Sprachen und Familiengeschichten! Gerade die Verschiedenheit ist die Stärke dieses großen Europas, die Verschiedenheit spiegelt die gemeinsame große Vergangenheit dieses alten Europas wider, aber auch die vielen großen Fehler, die sich die Völker Europas geleistet haben. Aus denen sie aber auch lernen wollten und konnten. Das war die große Solidarität nach dem großen letzten Krieg: Nie wieder Krieg! Lasst uns jeden Streit in Zukunft mit friedlichen Mitteln austragen! Das war die Stimme des neuen Europas. Die Kraft dazu kam aus den völlig unterschiedlichen Stimmen dieses wunderbaren Kontinents, den die Natur so üppig mit günstigen Lebensbedingungen verwöhnt.

Die Jurassen, die Basken, die Iren, die Bayern, die Schotten, die Waliser, die Friesen, die Portugiesen, die Kalabresen, die Bretonen – um nur einige stolze Europäer zu nennen – sie alle sind sich einig in ihrem vielfältigen Sprachenkonzert: In den Regionen spielt die Musik, da sind wir zu Hause, da ist Heimat, da ist Sicherheit und da ist auch Hoffnung; und nichts von all dem kann zerbrechen, denn es hat eine kleine Größe, die überschaubar, verstehbar und vertretbar ist. Und mit den anderen Regionen, denen es genauso geht, pflegt man einfach gut nachbarschaftliche Beziehungen.

So sollte sich dieses alte Europa wieder auf sich und seine Vielfalt besinnen, sollte auch diesen neuen Irrtum der Austerität, des Wachstums um jeden Preis als Irrtum eingestehen und die falschen Propheten einfach in die Wüste schicken. Da können sie dann ungestört ihr Angstgeschrei weiter pflegen, da hört sie zwar niemand mehr, aber die nächste Fata morgana wird ihnen sicher gnädig und ein braver Zuhörer sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert