18 Jan

Europa – Verraten und verkauft? (Meditation # 55)

Europa – und die unverbesserlichen Einheger hüben wie drüben.

Europa und Neue Welt – Einhegen? Den tumben Toren?

Ist das nicht schon einmal in Europa gründlich schief gegangen?

„Irgendwie“ kommt das derzeitige politische Szenario doch bekannt vor: „Gerade“ – in den zwanziger Jahre des letzten Jahrtausends, also eben mal neunzig Jahre her – schwirrte auch der Gedanke des Einhegens durch die Köpfe vieler Polit-Profis und solcher, die sich dafür hielten. Nach Inflation und den Erschütterungen der Weltwirtschaftskrise (heute würden wir wohl von globaler Krise sprechen) meinte ein gewisser Herr von Papen mit seiner ehemaligen Ministerriege samt potenten Bankern, den ungebildeten Schreihals leicht umstellen und gefügig machen zu können. Der belehrte sie aber kurzerhand eines „Besseren“. Die geplante Einhegungsidee ging gründlich baden. Die darauf folgende Beschwichtigungspolitik der Europäer ebenso; und die USA in „splendid isolation and new deal“ kopfschüttelnd mit sich selbst beschäftigt.

Selbstverständlich sollte man keine historischen Vergleiche ziehen, denn nichts wiederholt sich so, wie es einmal war. Klar. Aber genauso gilt auch der Satz: Nichts ist so hartnäckig wie die menschliche Dummheit (Wer hat das eigentlich als Bonmot in die Welt gesetzt?) , die bleibt sich wohl immer sehr, sehr ähnlich – in welchem neuen Gewand auch immer!

Damals waren es „arische“ Kleinbürger, über mangelnde Wertschätzung klagende Adlige, Bänker und gekränkte Militärs, die glaubten, nun endlich wieder groß raus zu kommen.

Heute sind es „weiße“ Kleinbürger, eitle Neureiche, Banker und gekränkte Militärs, die glauben, bei diesem politischen Roulette wieder groß raus zu kommen.

Damals – Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise, den Albtraum der großen Inflation gerade hinter sich und die Demütigung in einem verlorenen Krieg starr vor Augen – fand sich eine sehr unheilige Allianz zusammen, die dem nervenden Schreihals mit dem lustigen Schnurrbärtchen gerne die Abschaffung der politischen Quasselbuden überlassen wollten, wenn sie selbst dabei nur ihr Schäfchen ins Trockene bekämen. So im Ungefähren versprach er ja auch allen in etwa so etwas.

Nach zwölf Jahren atemberaubendem Kamikaze-Theater war der Aufprall zurück in die Wirklichkeit nur fürchterlich, ein Desaster und ein beschämtes sprachloses Erwachen aus einem neuen Albtraum, der aber nur zu wirklich gewesen war (da half auch das Vorbild der drei Äffchen nicht!): mehr als 50 Millionen Tote in nur sechs Jahren…

Für die Amerikaner war dieses Desaster der Europäer wie ein Geschenk des Himmels: Sie waren die Gewinner, Gönner, Aufrechten, die scheinbar zu alleinigen Hütern der Werte aus Antike, Renaissance und Aufklärung zu mutieren schienen und die ehemaligen Wegbereiter dieser Ideen zu ihren eigenen Ursprüngen zurückholen mussten.

Das ist gerade mal siebzig Jahre her. Nun stecken sie selbst im heftigsten Geschrei der politischen Arena fest und hoffen tatsächlich, dass das goldige Blenden einer blonden Locke auf wild entschlossener Stirn einfach glaubwürdiger wäre als dieser dünne schwarze Barthaarstrich über der schmalen Oberlippe.

Gerne würde ich die Hoffnung der Einheger in der Neuen Welt teilen, den Sturmlockenmann besänftigend umstellen zu können – aber es soll später niemand tatsächlich sagen können: Wo waren denn die Mahner vor dem Herrn? Weit und breit in ihren Unterständen; sie wollten abwarten, aussitzen, sich nicht auf die „falsche“ Seite geschlagen haben…

Egoisten sind wir ja doch alle – welcher Couleur auch immer.

Europa – die EU-Leute können wir getrost dabei vergessen, die sind sowieso viel zu sehr mit Schulden-Nebel-Kerzen-Werfen beschäftigt; das können sie fast so gut, wie es der Gold-Tollen-Mann mit seinen schön über den gesamten Globus verteilten „Bankverpflichtungen“ vormacht – Europa sollte sich nicht blenden und ablenken lassen! Alle Staaten in Europa können Kriegs-Jammer-Lieder in vielen Sprachen, Strophen und Varianten singen; sie hatten sich ernüchtert halbwegs besonnen, ihre Egoismen eher fair auszuhandeln; Vielfalt eben nicht einzuebnen, stattdessen Jugendaustausch zu verordnen (Schnee des letzten Jahrtausends?), damit die jungen Leute die anderen Sprachen und Kulturen beschnuppern und bestaunen konnten, um zuhause davon zu erzählen und zu erkennen: Wir kochen doch alle nur mit Wasser. Alle. Nur singen und tanzen sie dazu verschieden. Schön. Ein Feindbild hat da dann keine Chance mehr. In der Neuen Welt aber werden zur Zeit nach innen wie nach außen monströse Feindbilder gezimmert, die jedem aufklärerischen Fortschritt im Denken Hohn lachen.

Da ist nichts mit Einhegen zu machen. Nein!

Da sind die Dinge gebetsmühlenartig beim Namen zu nennen, wie sie sind, und nicht, wie man sie gerne hätte oder eben nicht.

Massenhafter Selbstbetrug wird da medial mit Lust, Farbe und Dauerschleife inszeniert und ins Haus gestrahlt, fast wie eine unmerkliche, unheimliche Gehirnwäsche. Wie sollen die denn da jemanden einhegen, die selber längst von der „Greatness-Sülze“ überschwemmt sind?

Der scheidende Präsident hat es doch einfach auf den Punkt gebracht: Besinnt euch auf das, was die Vorfahren auf ihre Fahnen geschrieben hatten: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – für alle!