12 Mrz

Europa – Meditation # 133

Die EU und die BRD – zwei gebrannte Kinder

Es geht diesmal nicht um Gesang oder den großen Bogen zum Thema Europa, es geht um große Gefühle, die in der EU und in der BRD seit Jahren wie wildes Fleisch wuchern und wabern, ohne dass an eine grundlegende Kur gedacht wird. (Bitte beachten, dass EU nicht gleich EUROPA  ist! – mein basso continuo seit langem schon.)

Wie sich die EU in einer ökonomischen und emotionalen Schieflage befindet, so auch die BRD: in beiden Systemen gab es einen euphorischen Beginn 1990 und 1999 (schnell und laut) und eine lang andauernde Enttäuschung danach bis heute.

Der EURO war von Anfang an ein unfertiges Konstrukt, das nur denen wirklich Gewinne brachte, die bis dahin schon die Starken waren. Die Schwachen schwächte es noch nachhaltiger, die daraus entstandene Kränkung wurde nie wirklich ernst genommen (obwohl gerade die hohe Jugendarbeitslosigkeit im unteren Teil der EU – sozusagen im „Keller“ die „Kellerkinder“! – eine klare Ansage ist)

Die DM machte es nicht anders – auch da brachte sie nur denen, die bis dahin die ökonomisch starken waren, dynamisierte Gewinne und den Verlierern existentielle Nöte, üble Enttäuschung; die daraus entstandene Kränkung wurde nie wirklich ernst genommen (obwohl gerade die dramatische Abwanderung in die westlichen Bundesländer eine klare Ansage ist).

Nun gebärdet sich in dieser EU – und BRD – Schieflage der gekränkte Zeitgenosse gar nicht mehr euphorisch, sondern widerborstig und die Stunde der Rattenfänger hat geschlagen und schlägt weiter prächtig zu.

Da Geld ein Abstraktum ist, das man nicht essen kann, hungern die enttäuschten Menschen nach anderer, neuer Nahrung, nach neuer Heimat auch, die sie im lauten Mainstream nicht zu finden wissen.

Die zwei gebrannten Kinder lassen sich nichts mehr vom Bären erzählen, sie sind es gründlich satt, vertröstet und therapiert zu werden. Die Strahle-Begriffe EU (großes Podium) und BRD (kleines Podium) verblassen; das Brexit-Theater ist nur eine der Farcen, die dazu gespielt werden können. Man greift zur Selbhilfe, besinnt sich auf überschaubare und solidarische Gemeinschaftsbereiche und erkennt E u r o p a als eine Vielfalt, die nicht über den Leisten EURO/EU geschert werden will. Bürger, bleib bei deinen Leisten! Und sie tun es. Die Glaubwürdigkeit der Parteien wird seit Jahren so nachhaltig verspielt, dass nur die Selbsthilfe der Ausweg aus der ökonomischen und politischen Sackgasse sein kann.

So kann ein völlig neues Zeitalter beginnen – das der Solidarität und der überschaubaren Gemeinschaften in guter Nachbarschaft und Respekt  im gesamten Europa, das so sogar ein Vorbild für andere werden könnte, nachdem es so lange alle Welt schikaniert hat mit Wachstumshysterie und Ausbeutung!

Packen wir es einfach an. Greta Thunberg ist das lebensfrohe Beispiel, dass man nur an sich und Gleichgesinnte glauben muss, um das zu ändern, was einen so deprimiert!

19 Sep

Europa – Meditation # 111 Alles fließt – alles geht den Bach runter

Alles fließt – alles geht den Bach runter…

Wo soll da denn noch so etwas wie Vertrauen in die Volksvertreter wachsen können, wo doch allzu sichtbar wird – Tagesthema: Verfassungsschutz-Präsident – dass die Damen und Herren in den Regierungsetagen außer Arbeitsplatzsicherung und Pfründe-Verteidigung nichts im Sinn haben, was so etwas wie Glaubwürdigkeit signalisieren könnte?

Das Gemeinwohl wird als bunte Kuh durch das Bundesdorf gejagt, alle johlen, der Unterhaltungswert des Narrentreibens hält sich allerdings in überschaubaren Grenzen.

Selbst in der Fußballszene wird mit gezinkten Karten gespielt, gezockt und gedopt. Und auch die Medien spielen gierig mit.

So scheint die heutige Schlagzeile einer einschlägig bekannten Tageszeitung nur zu wahr zu sein:

„Unsere Gesellschaft geht den Bach runter!“

Unsere Gesellschaft? Nein. Die, deren falsche Versprechungen immer offensichtlicher werden. So hat die Schmieren-Farce coram publico doch auch sein Gutes: Selbst dem letzten Schnarchzinken wird unübersehbar deutlich, dass seine gewählten Vertreter seine Interessen nicht vertreten wollen. Dieses Gesellschaftsmodell ist – auch da machen uns unsere besten Freunden von jenseits des Atlantiks vor, wie es geht – in der Tat ein Auslaufmodell. Mit siebzig Jahren ist es an sein vorzeitiges Ende gekommen. Bereicherung, Begünstigung, Beschwichtigung, das sind die Eckpunkte einer Politik, die den Bürger nun schon seit Monaten zum Narren hält: Eben noch verdrehte man die Augen, als es um das Thema Asyl ging. Doch der biedere Bürger gab den Kontrahenten noch eine Chance. Nun ein ähnliches Spiel, nur mit anderem Deckmantel: Fake-Video und Co…Und wieder kommt ein fauler Kompromiss heraus, der nicht einmal mehr einen Lacher wert ist!

Und was lernen wir daraus? Groko? Nein, danke!

Der Selbstbedienungsladen „Parteiendemokratie“ hat ausgedient.

Der Bürger will endlich wieder selber entscheiden, wie die großen Themen der Gegenwart in Europa angegangen werden sollen.

Und sieh einmal an! Der Nachbar sieht es genauso, hat den gleichen Eindruck in Sachen „Berlin-Schmieren-Komödie“, weiß sich in guter Gesellchaft im Stadion oder in der Kneipe oder beim Spaziergang mit den Enkelkindern im Park:

Wir haben gut gearbeitet, wir sind ein reiches Land, wir haben den Willen, die anstehenden ökologischen und sozialen Probleme in Europa gemeinsam anzugehen – in Respekt vor den Nachbarn jenseits der eigenen Grenzen – aber wir können es uns nicht mehr leisten, unsere Resourcen von parteipolitischen Machenschaften verbrennen zu lassen.

Es ist an der Zeit, ein völlig neues „Spiel“ in Europa miteinander zu spielen!

03 Apr

E u r o p a – M e d i t a t i o n # 89 Heimat-Text Nr. 8

Juristen sollen den Politikern das Problem lösen

Was spielt sich da ab? In den Kneipen wird heftig debattiert: Nach und nach arbeiten sich die Leute an das Thema heran: Katalonien. Volksentscheid. Polizei – Einsatz. Auslieferung. Wer hat da welche Rechte? Rebellion und Veruntreuung von Geldern. So lautet der Vorwurf aus Madrid. Und was sagt Barcelona dazu? Europäer vor dem Landgericht in Neumünster. Deutsche Richter aus Schleswig-Holstein sollen über einen Spanier zu Gericht sitzen, der in Katalonien Unabhängigkeitsbestrebungen vorangetrieben hat. Ist das jetzt das David-Goliath-Spiel, was da gespielt wird?

Was würden die Brandenburger sagen, wenn vor einem Gericht in Salamanca ein Politiker aus Brandenburg sich verantworten müsste, weil er in Potsdam für einen Freistaat Brandenburg erfolgreich Wahlkampf gemacht hatte und jetzt von der Zentralregierung in Berlin ein Auslieferungsantrag gestellt wurde? Der Mann hatte in Portugal Urlaub gemacht und war auf dem Rückweg nach Brüssel, wo er bei der Europäischen Kommission sein Problem darlegen wollte.

Salamanca? Wo liegt das denn?

Wir hier in Potsdam rühren denen in Salamanca doch auch nicht in der Suppe rum. Was soll das denn?

Das Schöne bei diesem nun entstehenden Zorn ist allerdings, dass die Leute in den Kneipen in Brandenburg plötzlich spüren, dass sie die Kumpel am Tisch nebenan richtig nett finden. Die hatten sie völlig unterschätzt. Coole Typen.Wie die sich aufregen. Vorbildlich geradezu!

So entsteht ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Der Klang der Wörter, die ironischen Schlenker (der Pfarrer könnte auch mal wieder von der Kanzel anstimmen: Ihr seid das Volk. Hihihi…), die nächtlichen Fahrten an den Baggersee, damals…

Den Katalanen gleich hinter den Pyrenäen geht es sicher genauso.

Sollen die in Madrid doch ihre eigenen Seilschaften vor den Kadi bringen, die in Barcelona brauchen keine Hilfe in Sachen Heimat. Wirklich nicht.

Und wir hier in Potsdam oder die in Heilbronn oder die in Bonn auch nicht.