01 Jan

Europa – verraten und verkauft ?!? (Meditation # 23)

E U R O P A – verraten und verkauft?!?

Aufbruchstimmung? „Wir schaffen das!“?

Fragt sich nur, was sich hinter dem „das“ verbirgt oder verborgen bleiben würde beim Schaffen!

Ist es Zeit für einen Neuanfang in Europa?

Fragt sich nur, was wollen wir Europäer meinen mit Neuanfang?

Noch schneller, noch besser, noch mehr vom Mehr?

Oder könnte mit Neuanfang tatsächlich etwas gänzlich anderes gemeint sein?

Wenn ja, wohin soll die Reise denn gehen?

Tun wir doch einfach einmal so, als könnte wir Europäer „alles“ auf NULL stellen und dann in entgegengesetzte Richtung los laufen!

Was würde dann auf Null zu stellen sein?

Die Lust auf pausenlose Beschleunigung.

Der Wunsch nach grenzenloser Bereicherung.

Der Wille, nur das eigene Wohlergehen im Augen haben zu sollen.

Und dann? Was würde sich denn ändern in EUROPA?

Ein gründliches Nachdenken, ein ehrliches Besinnen über die letzten siebzig Jahre stünde an. Gründlich, sozusagen als erster, behutsamer Schritt in eine neue Zukunft Europas. Und dabei nicht von wikipedia oder sonstigen Schnellantwortmaschinen umstellt.

Wie sähe dann die europäische Geschichte der letzten siebzig Jahre aus, nach dem grässlichen Morden und ungewollten Sterben in so vielen Jahren auf der ganzen Welt?

Unsere Brüder und Schwester im Geiste Europas aus der Neuen Welt halfen uns wieder auf die Beine. Vor lauter Scham verordneten sich die Europäer eine Schweigepflicht über die unsägliche Zeit davor. Wir Europäer wollten ordentlich Reue zeigen. Diesmal wollten wir von unseren erfolgreichen Brüdern und Schwestern lernen, wie man es besser macht.

Warum an Altem hängen, warum so mühsame Pflege von Erworbenem, von Gebrauchtem, von Bewährtem? Warum den Mief unter alten Talaren weiter atmen? Warum nicht die verführerischen Angebote unserer ehemaligen Brüder und Schwestern ausprobieren?

Klar, es gab Skeptiker: Die Franzosen zum Beispiel, die hingen und hängen immer noch sehr an ihren eigenen Produkten, an ihrer eigenen Sprache, ihren Familienritualen, ihrer Musik, Literatur und Philosophie. Und die Engländer erst! Die trauerten ja sogar noch ihrem verloren gegangenem Imperium nach. Ihr Englisch finden sie nach wie vor edler, elaborierter, gepflegter als das der nach Übersee Ausgewanderten. Und die Spanier? Gut, die mussten noch viele Jahre die Faust heimlich in der Tasche machen, ehe der Diktator endlich gestorben war – man sagt, sogar eines natürlichen Todes! Danach aber wollten auch sie so schnell wie möglich Anschluss finden an die verlockenden Geld- und Materialangebote von jenseits des Atlantiks. Und die Italiener? Die wollten es wohl eher gemächlich angehen; aber im Norden wenigstens schloss man sich gerne dem neuen Wirtschaften entschlossen an, der Süden hat es leider verpasst. Schade. Und wir Deutschen? Nun, wir wollten es natürlich den anderen Europäern so richtig mal zeigen, was es heißt, einem großen Retter große Dankbarkeit zu erweisen. Wir wollten es nicht nur uns, sondern auch den anderen vorleben: Fleißig zu arbeiten, Wohlstand – zuerst einmal auf Pump – für viele zu erwirtschaften und nicht zimperlich zu sein mit der Übernahme von neuen Gewohnheiten im Umgang mit altem Kram: Ausmisten, über Bord werfen, hinter sich lassen, statt langem Lernen und solidem Üben die schnelle, erfolgreiche Nummer zu wählen. War doch gar nicht so schwer und die Ergebnisse sprechen doch für sich. Oder?

(bald schon mehr!)