16 Feb

Europa – Gift und Gegengift Mythos # 28

Gift und Gegengift – Lebensfreude und Lebenslüge so nahe beieinander

Gelassen und voller Zuversicht geht Europa den vier fremden Frauen entgegen. Haltung und Blick verraten ihr, dass sie unsicher sind, nicht wissen, was sie sagen sollen. Das nehme ich ihnen gerne ab, denkt Europa lächelnd.

„Ihr freundlichen Frauen, sagt mir, der Fremden, wo finde ich die, über die so viel

Gutes erzählt wird?“

Die vier halten den Atem an. Die Fremde scheint zu ihrer Herrin zu wollen. Da können sie helfen, ganz ohne Probleme.

„Folge uns einfach, wir führen dich zu ihr!“

Erleichtert und doch auch verlegen wenden sie sich um und laufen kichernd zurück Richtung Höhle. Europa kann ihnen kaum folgen, so behende bewegen sie sich. Der Wind spielt mit ihren Gewändern, trägt ihr leises Lachen zu ihr hin. Europas Herz beginnt heftig zu schlagen. Halb scheint es Unsicherheit zu sein, halb fast so etwas wie Wiedersehensfreude. Aber sie kennen sich doch gar nicht.

Später werden die beiden Frauen noch oft über diese erste Begegnung sprechen, wie erstaunt sie waren, weil sie beide meinten, sofort das Gefühl gehabt zu haben, den anderen schon zu kennen, obwohl sie sich noch nie begegnet waren. Liebevoll hatten sie sich sacht umarmt, hatten des anderen Wärme und Duft genossen wie etwas längst Vertrautes. Mit niedergeschlagenen Augen standen die vier jungen Priesterinnen um die beiden herum, unablässig mit der Frage beschäftigt, wer ist sie, die von ihrer Herrin so herzlich und vertraut empfangen wird, wer ist sie?

Dann waren sie alle wortlos zum Palast von Paito gegangen. Chandaraissa und Europa hatten leise miteinander gesprochen unterwegs; die vier rätselten und konnten sich einfach keinen Reim daraus machen. Möwen hatten sie mal im Sturzflug, mal im Steigflug, mal in weiten Bögen kreischend begleitet. Denen war es wohl einerlei, die Aufregung in den Köpfen der sechs Frauen störte sie nicht bei ihrer Futtersuche und ihren unordentlichen Lufttänzen. Und die Sonne forderte ihr Recht, je näher sie dem Palastbereich kamen. Ein heißes Flimmern ließ die Luft erzittern.

Endlich finden sie Zuflucht vor der Hitze in der kühlen hohen Halle des Tempels der Göttin. Für einen kurzen Augenblick legen sie sich bäuchlings auf die kalten Steinplatten inmitten des großen Raums, beten, stehen tief seufzend wieder auf und gelangen dann durch einen kleinen Torbogen in die Bibliothek. In den Nischen den Wänden entlang warten zahllose Papyrusrollen auf neugierige Leserinnen. Hier holen sie sich immer wieder neue Ideen, neuen Trost, neue Zuversicht, wenn ihnen außerhalb dieses stillen Saals Unbill widerfuhr. Und hier erzählt Chandaraissa den jungen Priesterinnen in den Dämmerstunden aus ihren Träumen und aus all den Geschichten, die sie hier schon gelesen hat. Immer geht es um die eine Botschaft, die sie alle weitergeben sollen.

Heute nun sitzen sie still auf dem weichen Sandboden mit dem Rücken an die Schriftrollenwände gelehnt und beschäftigen sich mit selbst gewählten Texten oder rätseln weiter über die Herkunft der freundlichen fremden Frau. Chandaraissa unterhält sich mit ihr leise. Und Europa hört staunend zu. Denn nichts, was sie hört, kommt ihr fremd vor. Im Gegenteil. Die fast schon vergessene Botschaft vom Glück, die Chandaraissa wieder und wieder in wunderbaren Beispielen umkreist, klingt Europa so, als spräche erneut die Göttin selbst direkt zu ihr. Wie oft hat sie in ihren Träumen mit einer lachenden Frau getanzt, die sich Lebensfreude nannte, die sie in neue Träume lockte, wo Lachen und Lebenslust wie Zwillinge mit ihr feierten nächtelang. Haut schmiegte sich da an Haut, Stimmen schmeichelten erhitzten Ohren, schöne lange Seufzer beendeten das Fest. Unvermittelt ergreift Europa Chandaraissas Hand, seufzt begeistert und sagt dann ohne überhaupt darüber nachgedacht zu haben:

„Wir müssen Schwestern sein. Hoffentlich ist es nicht vermessen, das zu sagen.“

Lachend schüttelt Chandaraissa den Kopf, das lange Haar wild wallend drum herum. Dabei umarmt sie Europa liebevoll und flüstert ihr etwas in Ohr, das auch gerne die Männer verstanden hätten, die sich in einem geheimen Gang hinter der Bibliotheksmauer aufhielten und verzweifelt ihre Ohren an einen schmalen Spalt drückten, der zwischen ihnen und den beiden jetzt lachenden Frauen liegt. Aber sie können nichts verstehen, so sehr sie sich auch bemühen. Es ist zum Verrückt Werden! Wenn sie wieder ohne eindeutiges Material zum Vertreter des Minos zurückkehren, wird es vorbei sein mit ihren Zulagen. Das macht die Männer nur noch zorniger auf die beiden Frauen, die sich jetzt auch noch leidenschaftlich umarmen.

Sie fassen kurz entschlossen einen einfachen Plan. Sie werden schlicht eine schlimme Geschichte erfinden, die sie gehört haben wollen. Punkt. Zardonius wird es sicher gerne glauben, denn ihm ist alles recht, wenn es nur etwas ist, das es ihm möglich macht, diese stolze Chandaraissa von ihrem Priesterinnenthron zu stürzen. Wie hatte Zardonius erst neulich gesagt:

„Frauen nicht trauen! Das ist die Botschaft. Hinter ihrem lüsternen Lachen verbirgt sich immer das gleiche Gift, mit dem sie die Männer schwach machen wollen. Das einzige Gegengift liegt doch wohl auf der Hand: Macht sie schwach, dann bleiben wir stark. Und ich weiß es aus jedem Orakel seit alters her, die Götter sind mit uns dabei. Glaubt mir, ich weiß es einfach!“

Stolz klopfen sie sich gegenseitig auf die Schultern. Warum also weiter zuhören, wo man sowieso nichts verstehen kann? Und auf dem Weg zu Zardonius, dessen Geduld mit seinen Spionen allmählich zu Ende geht, legen sie sich eine schöne miese Geschichte zurecht, mit der Zardonius vor Archaikos ganz sicher viel Lob ernten wird. Die beiden Spione träumen schon genüsslich von ihrer Beförderung. Dann können sie sich endlich Frauen nehmen, werden eine Hütte zugewiesen bekommen. Frauen. Denen werden sie aber von Anfang an klar machen, wie stark sie sind. Voller Erregung und Geilheit stürzen sie zum Raport.

06 Feb

Europa – Verraten und verkauft? (Meditation # 29)

Europa – verraten und verkauft?

Wenn man mit solch einer Überschrift im Medienwald hausieren geht, darf man sich nicht wundern, dass falsche Freunde einem auf Schritt und Tritt folgen. Denn als Subtext blubbert eine ganz schön üble Brühe dabei mit: „Wer verrät uns da, wer bereichert sich da auf unserem Rücken?“ Misstrauen ist angesagt, Verteidigungsbereitschaft – also eher kriegerische Töne derer, die sich zusammenrotten wollen um zu retten, was noch zu retten ist. Bis zur Panikmache ist es da gar nicht mehr weit. Ein ungutes Angstgefühl wird gleichzeitig gepflegt, das man glaubt am ehesten los zu werden, wenn man gegen einen gemeinsamen Feind zu Felde zieht. Wo ist er denn? Und gleich wird es noch beängstigender: Denn dem Feind begegnet man in diesen Tagen nicht in offener Schlacht. Es ist fast wie damals in Vietnam, als man den Gegner auch nie zu Gesicht bekam, aber stets von ihm umlauert war. Bis man plötzlich ohne Vorwarnung tot war. Und dann noch die vielen Flüchtlinge! Es gilt, gleich an mehreren Fronten zu kämpfen, sagen einträchtig die falschen Freunde und klopfen sich gegenseitig auf die Schultern. Muss man nur noch abnicken, weiter nichts. Alles klar?

Europa wird in die Enge getrieben. Ist doch überdeutlich oder? Wirtschaftlich sollen wir stranguliert werden mit diesem ominösen TTIP, die Kosten für die Fremden steigen und steigen und jetzt überlegt auch noch England, aus der EU auszutreten. Per Referendum. Am 23. Juni. Und nun stoßen auch die Wortkünstler zur Truppe der Verdrossenen: „…Würden die Briten die Gemeinschaft verlassen, ginge dieser nicht nur Wirtschaftskraft und Skurrilität verloren – nein, es fehlte ein wichtiges Stück Kultur in der EU…“

Klingt doch ganz einleuchtend oder? Es fehlte ein wichtiges Stück Kultur. Soso. Als würde die Insel der Briten davonschwimmen. Tut sie aber nicht. Wir könnten sie weiter besuchen, müssten weiter den Euro in Pfund tauschen und staunten von neuem über herrliche Landschaften, köstliche Biersorten und farbenprächtige Folklore in Wales, in Schottland, in England. Wie unglaublich anders sind doch diese Inseleuropäer! Wie wohltuend fremd und doch auch wieder verwandt! Und diese unglaubliche Geschichte, die sie über sich und ihr Land erzählen können!Was wäre denn dann eigentlich verloren? Gar nichts. Höchstens ein Fettring am feisten Bauch der Brüsseler buerocratia. Wir hätten also sogar noch etwas gewonnen. Denn von Verlust reden nur die Börse, die Konzerne und die Lobbyisten, denen die verunsicherten Politiker nach dem Mund reden, schließlich geht es um deren Job und Pensionen. Und die Briten selber? Wie unglaublich anders sind doch diese Kontinentaleuropäer! Wie wohltuend fremd und doch auch wieder verwandt! Die freuen sich, wenn sie verwandte Folklore in der Bretagne erleben, wenn sie die Trachten im bayrischen Wald bestaunen oder die bizarren Felsformationen in der sächsichen Schweiz. Und was diese verschiedenen Länder für verschiedene Geschichten haben! All das hat mit EU nichts zu tun, wohl aber mit Heimat, regionalen Traditionen und lokaler Geschichte. EU? Es gibt wirklich Wichtigeres im Leben der Völker in Europa und Schöneres – die Pflege der eigenen Geschichte und Sprache, der Nachbarschaftshilfe, des Jugendaustausches. Dem gegenüber ist der Popanz EURO, vor dem alle ihren Kotau machen sollen, ein Nebelkerzenkonzert: Windig, unerbittlich, wie eine Dampfwalze alles platt machend, was sich ihm in den Weg stellt. Es reicht.

Haben die beiden Weltkriege nicht schon genug an Kulturgütern, Stadtlandschaften und Menschenleben zerstört? Müssen die Europäer jetzt eilfertig noch nachlegen, um dem amerikanischen Konsum-Ego-Unendlich-Bereicherungs-Konzept blindlings nachzueifern und dabei alles eigene, historisch gewachsene über Bord zu werfen, ganze Jahrgänge von Jugendlichen auswegslos in die Arbeitslosigkeit zu verdammen und auf Roboter, Automation und prekäre Verhältnisse zu setzen? Sind wir nicht schon längst in dieser Zukunft angekommen, wenn auf diesem Globus 62 Menschen soviel besitzen wie die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung?

Die Europäer wären verraten und verkauft, setzten sie einzig und allein auf dieses trojanische Pferd „Wachstumssteigerung um jeden Preis“, wodurch die Vielfalt in Europa zunehmend niedergetrampelt und einplaniert würde.

Vor der Vielfalt müssen wir Europäer uns nicht fürchten, sie ist unser Pfund, mit dem wir aasen können, fürchten müssen wir uns nur vor denen, die uns das Fürchten lehren wollen, falls wir nicht weiter nach der Nivellierungspfeife tanzen sollten!

04 Feb

Europa – Mythos # 27

Drei fremde Männer auf der Suche nach einer Herberge

Es nimmt einfach kein Ende. Jeder Tag wie ein Plage. Schon am frühen Morgen keine Vogelstimmen in den sterbenden Bäumen mehr, keine lachenden Kinder an ausgetrockneten Brunnen und keine Kälbchen auf verbrannten Weiden mehr. Und die Menschen wagen sich schon gar nicht mehr aus ihren Häusern. Zu schwach sind sie, zu verzweifelt. Welche Götter schicken ihnen diese schlimmen Zeiten? Wer hat die Götter so aufgebracht, dass sie nun alle strafen wollen? Gerüchte, nichts als Gerüchte huschen da von Haus zu Haus. Man tuschelt, man munkelt, man weiß nichts Genaues.

Am Rand des Bauerndorfs könnten die Lyker jetzt im Flimmern des Sonnenlichts drei Gestalten erkennen, wenn sie wollten. Aber wer will denn in diesen Tagen noch neugierig aus dem Fenster schauen? Niemand. Wer könnte es denn auch sein? Händler? Pilger? Bettler? Wen interessiert es denn? Jetzt kommt Wind auf, feiner Sand fegt feinen Stoffbahnen gleich über den verödeten Dorfplatz. Die drei Männer, die sich den Staub von ihren schmutzigen Umhängen schlagen, wundern sich. Gelten doch die lykischen Bauern als besonders neugierig und geschwätzig. Deshalb hatte Zeus sie ja auch ausgewählt für seinen Plan. Die beiden Brüder schütteln ihre Köpfe: Haben wir es dir nicht gleich gesagt, Bruder? Wir hätten gar nicht so weit laufen müssen. Hier ist niemand, der deine Geschichte hören will, niemand. Entschlossen klopft Zeus an eine verschlossene Hüttentür:

„He da! Niemand zu Hause? Wir sind durstig, suchen eine Herberge!“

Poseidon und Hades grinsen genüsslich. Da rührt sich gar nichts. Erschöpft lassen sie sich einfach an der Hauswand nieder, lösen ihre leichten Sandalen von den wunden Füßen und finden den Plan ihres Bruders gar nicht mehr lustig. In der Unterwelt oder auf dem Meer wäre es jetzt bestimmt um einiges kühler, angenehmer, als hier der prallen Sonne und ungastlichen Menschen ausgesetzt zu sein. Da knarrt der Riegel der Tür. Die Drei schauen sich erwartungsvoll an. Eine unfreundliche Stimme ist zu hören:

„Geht weiter zum nächsten Dorf! Wir haben selber kein Wasser und Essen gab es

zuletzt vor zwei Tagen. Wir sind von allen Göttern verlassen. Also geht!“

Da fällt dem Gott der Unterwelt etwas Passendes ein (wer hätte das gedacht?):

„Wir haben eine Wünschelrute dabei. Wir könnten zusammen Wasser suchen

gehen. Was haltet ihr davon?“

Zeus und Poseidon starren entgeistert ihren Bruder an. Siegesgewiss zeigt Hades den beiden seinen krummen Wanderstab, der wohl als Wünschelrute durchgehen könnte, bei etwas gutem Willen. Nun knarrt es noch ärger als beim ersten Mal, die Tür wird ein Stück weit aufgeschoben, ein kahler Kopf streckt sich ins grelle Sonnenlicht:

„Ist das wirklich wahr, Fremder? Denn wenn wir so eine verborgene Wasserstelle

finden sollten, würden wir euch auch ein Lager für die Nacht bereiten, gewiss.“

Mit einem breiten Lächeln nicken die drei Fremden als Antwort dazu. Und schon macht man sich gemeinsam auf zu einer Stelle am Rand des Ortes, wo der Bauer glaubt, Wasser finden zu können. Schließlich stehen da auch mehrere Bäume, denen zwar auch die Blätter abfallen, als wäre es später Herbst, aber vielleicht reichen die Wurzeln nur nicht weit genug hinunter, wo sich das Wasser versteckt hat. Man redet nicht viel, man schaut bedeutend in die Gegend. Zeus will die Stille unbedingt nutzen.

„Die Frauen sind schuld an der Plage. Jetzt verstehe ich auch das Orakel, das wir drei

neulich gehört haben – ‚Schweißgebadet schuften die Männer. Tag für Tag. Und die

Frauen? Sie reden und reden und sind nie zufrieden. Männer sollten stumm dagegen

halten. Sonst werden die Tratschtanten noch zu einer Plage.’“

Poseidon und Hades flüstern leise miteinander. Sie verstehen nicht, von was für einem Orakel ihr Bruder da spricht. Ratlos schauen sie zu Zeus. Der grinst nur. Der Bauer hatte aufmerksam zugehört. Er nickt, schürzt die trockenen und aufgerissenen Lippen und brummt vor sich hin. Eben erst hatte er sich wieder mit seiner Frau gestritten. Es ist so mühsam und vergeblich, sie in ihrem Redeschwall zu bremsen.

„Und wie sollten wir Männer denn dagegen halten?“

„Ganz einfach“,

erwidert Zeus zufrieden. Seine beiden Brüder können nur staunen, was der Göttervater so alles zusammenlügt.

„Drohe ihnen, notfalls auch mit etwas Gewalt. Selbst das Orakel hat dazu geraten!“

„Selbst das Orakel?“,

fragt der verblüffte Bauer da. Die drei Brüder nicken im Chor. Keiner von ihnen möchte jetzt als Zweifler angesehen werden. Sie stecken sich sogar gegenseitig mit launigen Lügen an. Hades bleibt abrupt stehen, schlägt mit seinem krüppligen Wanderstab munter auf die staubige Erde und ruft voller Begeisterung:

„Hier, ja genau hier, ich spür es! Ich kann das Holz kaum noch halten, so heftig

schlägt es aus. Da unten muss Wasser sein, viel Wasser sogar!“

Der Bauer reißt die Augen auf, kann es gar nicht fassen und rennt zum Dorf zurück. Poseidon, Hades und Zeus genießen es, dem Dummkopf hinterher zu schauen. Sie lachen und lachen. Es dauert nicht lange, da kommt in einer großen Staubwolke eine Schar Männer angerannt, alle bewaffnet mit erbärmlichen Schaufeln. Dann beginnt ein wildes Graben. Tiefer und tiefer buddeln sie sich in die Erde, feuern sich gegenseitig an.

Später, als sie johlend und singend die drei Fremden in ihr Dorf zurück geleitetet hatten – die Frauen und Kinder trugen währenddessen in kleinen und großen Krügen den ergiebigen nassen Fund in die kleinen Hütten – gibt es ein kleines Fest für die drei fremden Männer auf dem Dorfplatz. Ohne die Frauen, versteht sich. Neugierig lauschen die männlichen Dorfbewohner den Geschichten, die sie nun zu hören bekommen. Ein fahler Mond schaut ihnen dabei zu. Wenn er nicht so weit weg wäre, würde er sie warnen können: Nichts als Lügen, nichts als Lügen! Es sind drei eitle Pfauen, die Frauen nicht trauen und darum müssen sie sie schlecht machen. Glaubt ihnen nicht! Aber kein Wort des Mondes kommt da unten in der Runde an. Stattdessen saugen sie die miesen Geschichten auf wie bestes Quellwasser und spüren nicht, wie ihnen die Sinne vergiftet werden. Und da die lykischen Bauern so schwatzhaft sind, erzählen sie gerne und herrlich ausgeschmückt diese Lügengeschichten weiter, von Ort zu Ort. Den drei Brüdern kann es nur Recht sein. So wird vielleicht doch noch etwas aus ihrer kleinlichen Rache an den Frauen. Wie Funkenflug verbreiten sich seitdem diese falschen Bilder. Ob sie auch schon auf Kreta angelangt sind?