17 Mai

Leseprobe # 4 Ausschnitt aus dem historischen Roman, zweiter Teil

Rochwyn – zur falschen Zeit am falschen Ort

Obwohl sich Somythall vorgenommen hatte zu lächeln, Freude zu zeigen, weil sie in der Villa Marcellina so viel Neues, Schönes und Gutes erleben durfte, kommen beim Abschied doch noch die Tränen. Und ist der Glanz in den Augen von Julianus nicht auch tränenschwer oder sieht sie es nur so, weil ihre eigenen Augen so unter Wasser stehen? Ihr Herz ist einfach ihrem Kopf nicht gefolgt. Es macht, was es will. Um Julianus nicht zu enttäuschen, dreht sie sich schnell um – man hatte ihr noch einen besonders weichen und bequemen Sattel angefertigt – und drückt dem geduldigen Pferd die Fersen in die Seite. Nicht zurückschauen, nicht zurückschauen, flüstert sie sich leise ein. Dann haben sie auch schon das Tor in der Mauer der großen römischen Anlage erreicht. Rochwyn schließt zu ihr auf.

„Wenn es zu anstrengend werden sollte, sag es bitte. Dann finden wir eine andere Lösung.“

Somythall schaut gar nicht zu ihm hin. Auch er soll die Tränen nicht sehen. Er ist so fürsorglich. Und Rochwyns Leute trotten auf ihren Tieren hinter ihnen her. Sie sollen gut aufpassen. Deshalb hat Rochwyn zwei seiner besten Kämpfer vorausgeschickt. Wegelagerer sind unberechenbar. Somythall fühlt sich gut beschützt.

„Und noch etwas, Somythall: Weil es in den letzten Tagen nicht mehr geregnet hat, dürften die Pfade leichter begehbar sein. Wir wollen versuchen, heute so weit wie möglich zu kommen. Gegen Mittag suchen wir uns einen Rastplatz, damit du entspannen kannst. Der Herr der Villa Marcellina hat uns reichlich mit guten Sachen versorgt.“

Somythall spürt bereits schon jetzt, dass das Reiten für sie beschwerlich wird. Ihr Kind – es ist ja auch sein Kind – beschimpft sie sicher in ihrem Bauch. Das stellt sie sich gerade vor und muss lachen. Rochwyn freut sich, er denkt, ihr Lachen sei die Antwort auf seine kleine Rede. Die Sonnenstrahlen werfen einen matten Schimmer auf das Laub, das noch an den Ästen hängt. Unter den Hufen der Pferde raschelt der Blätterteppich und dämpft ihr Stampfen. Wie lange sie wohl bis Luxovium brauchen werden?

Somythall entführt sich kurzerhand in angenehme Tagträume. Voegrun. Die Höhle. Als wäre es gestern erst gewesen, so deutlich kann sie sich das Bild herbeizaubern. Seine großes Augen, sein wohliges Stöhnen, ihr Summen, ihr Seufzen. Und wie sie jetzt eine Bewegung in ihrem Bauch spürt, glaubt sie das Kichern ihrer Großmutter zu hören, die ihr übers Haar streichelt und sagt:

„Mein Mädchen, du hast gut aufgepasst. Dein Kind wird euch viel Freude machen. Ist es doch ein Kind reiner Freude. Dass du sogar zwei Männer zur Wahl hast für dein Kind, macht alles nur noch besser. Lass jeden im Glauben, er sei der Vater.“

Den modrigen Duft, der vom feuchten Waldboden aufsteigt, saugt sie genüsslich ein. Noch ist auch das Gezwitscher von Vögeln zu hören. Im Dickicht raschelt es immer wieder. Rochwyn denkt vielleicht gerade, ein Wild zu erlegen, damit alle bei guter Laune bleiben. Da kommen die beiden Vorreiter zurück, gesellen sich zu Rochwyn, reden mit ihm. Er nickt. Dann sprengen sie wieder davon. Was sie wohl beredet haben, fragt sich Somythall. Als habe er ihre Frage gehört, schließt Rochwyn jetzt auf zu ihr, schaut sie besorgt von der Seite an und meint dann:

„Es strengt dich an. Stimmt’s? Du willst es zwar nicht zugeben, aber ich sehe es. Lass deinen Stolz beiseite! Du musst jetzt für zwei sorgen. Vergiss das nicht. Alle Arbeit wird von meinen Leuten und von mir erledigt. Kümmre du dich nur noch um dein Wohlergehen. Und bete, dass deine Göttin dich liebevoll schützt!“

Rochwyn gibt seinen Leuten ein Zeichen: Rast! Auf einer kleinen Lichtung pflocken sie die Pferde an und lassen die Tiere das bisschen Gras, das vom Sommer noch übrig geblieben ist, fressen. Somythall atmet auf. Pause. Kraft schöpfen. Rochwyn hilft ihr vom Pferd. Sie lässt sich einfach in seine Arme fallen, umarmt ihn dankbar, küsst seinen Hals dabei. Sie seufzt:

„Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals so hilfsbedürftig sein würde.“

„Tja, du warst ja auch noch nie schwanger!“

Sie müssen beide lachen. Wie weggeblasen ihre Angst. Wie einfach alles sein kann. Wie hell, wie klar, denkt sie dankbar. Rochwyn breitet eine weiche Decke für sie auf dem Boden der Lichtung aus, Somythall lehnt sich an eine alte Buche. Ihre Augen trinken die Farben und Formen des Augenblicks ein: Was für ein Licht, was für eine Stille, was für ein Duft! Als wäre sie in einen Traum eingetreten, so leicht und jung kommt ihr alles vor.

„Komm, Somythall, leg dich hier hin und ruhe dich aus. Ich werde mit ein paar meiner Leute den Bärenspuren nachfolgen, die meine beiden Vorreiter entdeckt haben…“

Somythall erschrickt. Er wird mich doch nicht hier alleine lassen? Wie dürre Zweige fallen ihre schönen Gedanken in sich zusammen. Rochwyn sieht es gleich:

„Nein, nein, keine Angst, natürlich bleibt ein Trupp hier bei dir – für alle Fälle. Wir werden aber sowieso nicht allzu lange suchen. Entweder stellen wir den Bären gleich oder wir kommen ohne Beute gleich zurück.“

Somythall versucht ein erleichtertes Lächeln aufzusetzen, aber es will ihr nicht so recht gelingen. Hat sie eine Vorahnung oder ist sie einfach nur ängstlich? Sie weiß es nicht, sie will aber auch nicht ängstlich klingen, als sie schnell antwortet:

„Schon gut, schon gut! Ich wünsche Dir eine erfolgreiche Jagd und mir deine baldige Rückkehr.“

Und schon sitzen sie wieder auf ihren Pferden und reiten davon, sie wollen schnell zu den Vorreitern aufschließen. Der restliche Trupp lagert sich lässig in gehöriger Distanz von ihr unter den hohen Buchen, döst gleich vor sich hin. Was soll auch schon passieren, hier, am helllichten Tage? Dann geht aber auch alles ganz schnell. Die Stille dieses späten Vormittags mitten in einem schier endlosen Buchenwald wird sehr unschöne Bilder zu sehen bekommen und Todesröcheln hören müssen. Somythall war eingenickt, als beängstigende Geräusche sie aus ihrem schönen Traum reißen. Die Horde muss sich sehr leise angeschlichen haben, ihre Bewacher wurden wohl völlig schutzlos selbst überrascht. Somythall sieht wie sie würgend, zappelnd sich zur Wehr setzen wollen, wie sie gar nicht mehr erst auf die Füße kommen. Da haben sie schon die blitzenden Klingen an ihren Kehlen und verbluten erbärmlich gurgelnd. Die Pferde unruhig an den Pflöcken. Ob es doch nur ein Albtraum ist? Es muss einer sein, denn sonst wäre es ja ihr Ende. Ihr Kind in ihrem Bauch, es will doch erst noch geboren werden. Vorsichtig erhebt sie sich, Rochwyns zweites Schwert liegt neben ihrer Decke. Zauberei? Jetzt erst bemerkt sie es. Wie weitsichtig von ihm, denkt sie und will entschlossen nach ihm greifen. Ich muss mich jetzt selbst verteidigen, die Göttin muss mir Zauberkräfte geben. Sofort, sonst schafft sie das nicht. Es sind nur Augenblicke zwischen dem Aufwachen, dem Sehen des Schreckens, dem Aufstehen Wollen und dem Griff nach Rochwyns Schwert. Da wirft sie jemand recht unsanft zu Boden. Sie schreit, versucht weg zu kriechen, aber es gelingt ihr nicht. Als ihr jetzt erst wirklich klar wird, was da vor sich geht, schwinden ihr vor Angst, Zorn und Übelkeit die Sinne. Nah an ihrem Ohr hört sie eine raue Stimme in einer fremden Sprache rufen, dann wird ihr schwarz vor Augen.

Und wieder hat die Stille der Lichtung ihre Stille zurück. Als später Rochwyn mit seinen Leuten ohne Bär zurückkommt, ist ihnen gleich klar, was geschehen sein muss. Die Pferde fehlen, sein zweites Schwert, Somythall auch; nur die toten eigenen Leute, nackt und blutüberströmt, erzählen deutlich die schlimme Geschichte, die hier zu erzählen wäre. Aber da hat keiner mehr Stimme, der es tun könnte. Keiner. Am wenigsten Rochwyn. Er kämpft mit den Tränen. Aber es sind Tränen der Wut. Wut auf sich selbst: Wie konnte er sie nur alleine lassen? Wie konnte eine Bärenspur wichtiger sein als ihr Schutz? Um den Schmerz, der jetzt in ihm tobt, überhaupt aushalten zu können, redet er sich ununterbrochen ein, böse Geister müssen sich gegen ihn verschworen haben. Aber sie sollen ihn kennen lernen! Er wird nicht ruhen, bis er sie aufgespürt hat, bis er sie alle hingerichtet hat. Denn diese Mörderbande muss fürchterlich büßen für diese Schandtat. Er redet sich in Rage, damit er nicht an das andere denken muss, dass in ihm tobt: Die Ungewissheit, was sie mit Somythall gemacht haben, was sie vorhaben, wenn sie nicht schon tot ist. Seine Leute stehen ratlos und verängstigt vor ihm, keiner hält diesen stieren Blick aus, der nur eins brüllt und brüllt: Rache!

14 Mai

Europa – Mythos # 36

Wie Worte wahre Wunder wirken

Scheinbar ohne Mitgefühl steht groß und heiß die Göttin am Himmel, der Innenhof in gleißendem Licht.

„Holt die Zeugen herbei!“

ruft Archaikos, wir wollen hören, was sie zu sagen haben in dieser Sache. Alle schauen erwartungsvoll zum Eingangstor in den Innenhof, wo jetzt Nemetos und Thortys hereingeführt werden. Chandaraissa blinzelt in ihre Richtung. Mit gesenkten Köpfen und unsicherem Gang treten sie vor den Minos von Kreta.

„Machen wir es kurz: Sardonius hat mir von euren Anschuldigungen gegen diese beiden Frauen berichtet. Was wollt ihr gehört haben?“

Die Stimme von Archaikos klingt hart und scharf. Sardonius macht sich Sorgen, wenn er seine beiden Kronzeugen betrachtet. Sie wirken verängstigt und verunsichert. Das könnte Archaikos misstrauisch machen. Aber er kann jetzt nichts mehr tun. Die beiden Zeugen wechseln kurz ein paar Blicke mit einander, dann beginnt Nemetos. So hatten sie sich abgesprochen:

„Wir waren gestern abkommandiert zum Tempel der Hohenpriesterin. Da haben wir beide die Frauen belauschen können.“

„Belauschen?“

Die Stimme des Minos wird schneidender.

Wo habt ihr denn gestanden dabei?“

Nemetos sucht Hilfe bei seinem Kameraden. Thortys schaut aber weiter zu Boden. Chandaraissa, die nur zu deutlich sieht, was für ein Schwächling dieser Zeuge ist, lässt jetzt, als der mit seinen fragenden Blicken auch bei ihr vorbeistreift, scheinbar zufällig den Träger ihres weiten Gewandes von ihrer Schulter gleiten, was den armen Nemetos nur noch mehr verwirrt.

„Im Nebenraum zur großen Tempelzelle. Da gibt es in der Wand einen Spalt, dadurch konnten wir sehen und hören, was gesprochen wurde nebenan.“

Archaikos bekommt einen Lachanfall. Zugleich wirft er einen Blick zu Europa, dann zu Sardonius und dann noch zu Chandaraissa. Was für ein erbärmliches Spiel hat sich da der Herr der Hofhaltung, der Abgaben und der Sicherheit ausgedacht, geht es Archaikos dabei durch den Kopf. Die Hohenpriesterin lächelt sogar. Sie hat bestimmt genauso wie ich längst durchschaut, was für eine böse Absicht dem Ganzen zugrunde liegt. Dann wandert sein Blick weiter zu seinen alten Beratern, die wie unterernährte Krähen auf ihren Plätzen hocken. Ihre Augen zu Schlitzen verengt lauern sie auf ihre Stunde. Den Gefallen werde ich ihnen aber nicht tun. Ich muss das Gerichtsverfahren durchziehen, als wäre alles in Ordnung so.

Mit schrillen Schreien und großem Geflatter landen jetzt drei große Elstern an der Dachkante. Alle blicken überrascht zu ihnen hoch. Die wollen wohl auch meinen Triumpf miterleben, sagt Sardonius genüsslich zu sich selbst. Wenn er allerdings wüsste, wer sich hinter den dreien verbirgt, wäre er sicher etwas vorsichtiger gewesen. Aber keinem hier in diesem großen aufgeheizten Innenhof ist klar, dass es die drei göttlichen Brüder sind, die sich mal wieder einen Scherz erlauben, um sich über die dummen Menschenkinder lustig machen zu können. Sie wollen möglichst nahe dabei sein, nichts verpassen und die Folgen ihres Fluches über die Frauen genießen. So ein Verfahren ist einfach Nektar und Ambrosia gegen die Langeweile und olympische Einöde da oben.

Archaikos nimmt sein Lachen schnell zurück, setzt wieder eine Miene voller Interesse und Zugewandtheit auf und fragt den zitternden Nemetos wohlwollend lächelnd:

„Nun, was haben denn die beiden Frauen da mit einander getuschelt, Nemetos?“

Der schluckt, schaut völlig verunsichert zu seinem Befehlshaber, Sardonius. Der wirft ihm einen strengen und angsterregenden Blick zu. Schließlich erinnert er sich wieder daran, was sie sagen sollen und legt auch gleich los, bevor er es wieder vergessen könnte:

„Die Hohenpriesterin hat der Fremden“,

dabei zeigt er mit seinem Zeigefinger zaghaft auf Europa, die ihn auch noch freundlich anlächelt, was ihn erst recht durcheinander bringt,

„hat der Fremden gesagt, sie sollten bei nächster Gelegenheit euren Becher vergiften, um selbst Herrscherinnen zu werden über Kreta. Das hat sie gesagt, genau das.“

12 Mai

Europa – Mythos # 35

Machtgier, Lügen und Zeus erneut als Verlierer?

Der Minos von Kreta hat wieder Platz genommen. Jetzt erhebt sich Sardonius. Chandaraissa weiß, dass er überall seine Lauscher hat. Was wollen die gehört haben? Europa, ihr gegenüber, rührt sich nicht. Als wäre sie gar nicht anwesend. Lautlos lässt sich jetzt auch die Hitze im Innenhof nieder. Sie nimmt auf niemanden Rücksicht.

„Im Wohlwollen des Minos von Kreta sind seine Bürger, Fischer und Landleute von jeher geschützt und gewachsen. Sie sind ihm deshalb treu ergeben. Nicht so…“

Hier macht der Herr der Hofhaltung, Abgaben und Sicherheit eine Pause. Eine lange Pause. Sein Blick geht dabei sehr langsam von der Hohenpriesterin zu Europa und wieder zurück. Mehrmals. Die alten Berater an der Seite von Archaikos wechseln düstere Blicke. Was wird da gleich gesagt werden? Was geht hier vor? Hässliche Bilder bevölkern dabei die Gedanken der missgünstigen Alten.

Zeus sieht es von seinem olympischen Adlerhorst nur zu deutlich. Er fühlt sich an diesem Morgen gut unterhalten von seinen Männern da unten. Er und seine beiden Brüder haben schon einiges bewirkt mit ihrem Schwur: Der Hass auf die Frauen trägt erste Früchte, wie es scheint. Hoffentlich halten sie auch durch, denkt er besorgt. Weiß er doch um die Stärke Europas. Er hat sie ja am eigenen Leib neulich erst erfahren. Und gleich melden sich Gänsehaut und Gier wieder vorlaut zu Wort. Da erlöst ihn Sardonius, der gerade fortfährt, aus seinem erneuten Schwindelgefühl:

„Nicht so die beiden Frauen, die hier angeklagt werden.“

Und wieder macht er eine Pause. Er genießt es, mehr zu wissen, als alle, die ihm hier zuhören. Wie sie ihn anstarren! Zwei Elstern fliegen lautlos über den Hof. Keiner scheint es zu bemerken. Nur Europa blickt kurz hinter ihnen her. Dabei streift ihr Blick auch ihre neue Freundin. Sie lächeln beide. Der Herr der Hofhaltung, Abgaben und Sicherheit kann es nicht fassen: Wie können die es wagen, jetzt auch noch zu lächeln? Wut steigt in ihm auf, als er jetzt schneller sprechend und lauter fortfährt:

„Zuverlässig ist uns zugetragen worden, dass die Hohepriesterin und die Fremde sich gemeinsam verabredet haben, den Minos von Kreta bei nächster Gelegenheit zu töten, zu vergiften, um sich selbst an seine Stelle zu setzen.“

Nur einen Augenblick lang spannt sich eine Wolke entsetzten Schweigens über den sonnenhellen Innenhof. Dann springen die Berater, als hätten sie sich vorher abgesprochen, lärmend auf und schreien durcheinander, während ihnen der Speichel aus dem Mund spritzt:

„Giftmischerinnen! Tod den widerlichen Weibern! Schlachtet sie ab, gleich und hier!“

Dabei wenden sie sich – scheinbar tief besorgt um das Wohl des Minos von Kreta – an Archaikos, werfen sich vor ihm auf die Knie, reißen die Arme hoch und jaulen, knurren, fluchen. Der aber schmunzelt gönnerhaft, bittet sie in einer großen Geste, wieder Platz zu nehmen, und wendet sich dann an Archaikos:

„Das ist wahrlich eine schlimme Anklage. Aber nach altem Brauch will ich die beiden erst befragen, bevor ich das nötige Urteil fällen werde.“

Zeus hatte inzwischen seinen beiden Brüdern gewunken, sich zu ihm und seiner Vogelperspektive zu gesellen. Nun machen die drei lange Hälse, große Augen und sich noch größere Hoffnungen. Lange würde die Strafe sicher nicht auf sich warten lassen. Das wäre ja auch noch schöner, wenn die beiden Frauen ungestraft davon kämen. Der Schwur der drei göttlichen Brüder wird zu einer starken Spur auf Erden werden. Da sind sie sich ganz sicher von da oben.

Chandaraissa ist plötzlich klar, was geschehen sein musste. Wenn sie schon auf dem Weg hierher von dunklen Gestalten als Giftmischerin beschimpft werden konnte, dann musste Sardonius dieses Gerücht vorher gestreut haben, dann war das Ganze geplant, sie und Europa zu vernichten. Einen Abgrund zwischen Archaikos und Europa zu erfinden, damit sie da hinein stürzte. Aber welche Beweise würde Sardonius vorbringen können? Wie erbärmlich doch dieser nichtige Anschlag geplant ist. Sie spürt, wie Unsicherheit und Angst weichen und ihr Selbstbewusstsein wieder Oberhand gewinnt. So freut sie sich sogar auf das Verhör, das ihr bevorsteht.