Europa – endlich das geschenkte MOMENTUM nutzen – (Meditation # 63)
Der strenge Zeitgeist meint es für einen Moment gut mit Europa – oder?
„Wir müssen das Momentum für Europa nutzen“ – wie damals 1989 tut sich nun auch 2017 – zwar nicht ganz so unvorhergesehen wie damals, aber dennoch überraschend für viele – ein Zeitfenster auf, das auch schnell wieder zufallen kann. Es ist genug! Selbst der Kanzlerin entflieht es dem Gehege ihrer Zähne: „Wir Europäer müssen unser Schicksal wirklich in die eigene Hand nehmen.“
Doch was fällt den Damen und Herren der Polit-Profis europaweit ein? Nichts Neues, sondern nur beschwörende Gesten, man müsse nun umso mehr zusammen stehen, um in einer Welt von zunehmenden Bedrohungen weiter handlungs- und überlebensfähig zu bleiben. Dabei wird das lahmende Pferd EU schnell mit neuen Hufen beschlagen, damit es hoffentlich noch schneller laufe auf seine alten Tage. Also wieder nichts Neues im Westen. Im Gegenteil. Wie die Maus vor der Schlange starrt man auf alte Strickmuster, die nun einfach noch etwas enger gezurrt werden müssen.
Das heißt aber nun wirklich nicht „das Momentum für Europa“ nutzen, das heißt lediglich: Da uns nicht wirklich Neues einfällt, muss das Alte einfach aufpoliert werden. Wird schon gehen. Augen zu und durch!
Die Völker Europas sollten das angesichts der EU-Schieflage, die weder mit dem Migrationsproblem, noch mit der Selbstverteidigung, noch mit dem aufgeblähten EURO klar kommt, nicht länger mit sich machen lassen.
Mit Blick auf den ehemaligen Felsen in der Brandung – den großen Bruder aus Übersee – scheint ein bisschen Angstmache probates rhetorisches Mittel, von der eigenen Ratlosigkeit abzulenken. O-Ton: „Wer sich heute nationale Scheuklappen aufsetzt und keinen Blick mehr für die Welt um sich herum hat, verläuft sich (…) letztlich ins Abseits.“
Also ein Verlierer. Wer sich jedoch nur ein wenig mit der amerikanischen Geschichte auskennt, wird natürlich wissen, dass „splendid isolation“ durchaus eine vertraute Haltung der Amerikaner war und von Trump im Wahlkampf auch wiederbelebt wurde. Das brachte ihm eine Menge Stimmen ein. Also ein Gewinner.
Doch der Angstargumente gibt es noch mehr in diesen Tagen. Ein Zitat aus den Medien:
„Die Weltwirtschaft ringt mit extremen Konzentrationsbewegungen.“
Was für ein Monster-Sätzchen. Wer, bitte schön, ist denn die Weltwirtschaft? Eine Diva aus Hollywood oder ein Gewichtsheber aus Asien? Die Weltwirtschaft ist nur ein Wort für die Gier der Männer vieler Firmen, die andere übervorteilen wollen, um vor ihren Aktionären steigende Kurse vorweisen zu können, damit sie selbst größere Boni einheimsen werden. Denn hinter dem Ww-Wort verbergen sich ganz konkrete Menschen mit ganz konkreten Ideen für wachsende Profite. Nennen wir doch bitte die Dinge beim Namen und verhüllen sie nicht mit verschleiernden Abstrakta, unter denen sich sowieso niemand etwas vorstellen kann – es sei denn, wir verlangsamen etwas das Lese- und Denktempo zum eigenen Überdenken!
Darf es noch ein weiteres, leerlaufendes Zitat aus den Medien sein, das den Leser ordentlich allein lässt? Ja? Gut – hier ist es:
„Es müssen neue Wege gefunden werden, um den Missbrauch von Marktmarkt zu bekämpfen.!
Wer, bitte schön, ist „es“ und wer, bitte schön, ist Herr „Marktmacht“? Eine Geheimgesellschaft oder ein Militärkomplex der besonderen Art? Jedenfalls geht es zumindest in der Sprache ziemlich kriegerisch zu, schließlich sei da ja jemand zu bekämpfen und mit Macht!
Nein, so werden wir das „Momentum für Europa“ nicht nutzen, so eiern wir nur weiter rum, ohne wirklich ein ganz neues Kapitel für alle europäischen Völker aufzuschlagen. Wie dieses Kapitel aussehen könnte, soll im nächsten Beitrag k o n k r e t und gar nicht worthülsenmäßig gut verständlich vorgetragen werden. Uns Europäern bietet sich ein machbares Zukunftsbild, das nicht Chimäre oder Fata Morgana sein wird, sondern die Geburtsstunde einer neuen Völkergemeinschaft aus dem Geiste verwandter Völker in Europa, die nicht länger bevormundet sein wollen. Weder von den USA, der Nato, dem IWF, oder sonst einem Hegemon oder der EU.