Zeus versucht mit einem neuen Anschlag Europa zu vernichten
Trasopas, der alte Fischer, sitzt in seinem schaukelnden Boot und blinzelt ins Leere. Bisher kein einziger Fisch an der Angel, auch im Netz kein Meerleben. Nichts. Mein Alte wird wieder meckern. Und die Abgaben an den Minos von Kreta wollen auch noch gefischt werden. Ob es das Durcheinander im Palast ist, das ihm Unglück bringt? Trasopas wird Thiala sagen, dass er es im Traum genau gesehen hat: Archaikos treibt es mit einer fremden Frau, die Hohepriesterin auch. Da müssen die Götter doch Unheil als Strafe schicken. Aber warum trifft es gerade mich? Jetzt meint er über dem Wasser im Geflimmer jemanden gehen zu sehen. Winkt er ihm? Wer ist das? Trasopas reibt sich die Augen. Aber der Mann kommt einfach immer näher. Jetzt glaubt er sogar, ihn schon zu hören. Er scheint zu grinsen, als er gönnerisch säuselt: „Läuft wohl gerade nicht so gut, stimmt‘s?“ Erschrocken nickt Trasopas. Das Grinsen wird breiter. Die Sonne blendet unerbittlich, das Schaukeln schläfert ihn fast ein. Trotzdem spitzt er seine Ohren: „Ich könnte dir unter die Arme greifen – einmal mit einem Netz voller Fische und mit guter Laune deiner Thiala. Wär das was?“ Trasopas läuft es eiskalt den Rücken herunter. Woher kennt der meine Frau, was will der von mir? Die Antwort kommt ihm vor wie ein kühlender Regen: „Deine Sorgen hast du wirklich zu Unrecht. Diese Fremde, die ist an allem schuld. Sie tut ganz Kreta nicht gut.“ Trasopas ist es, als wäre es ein vertraute Stimme, die da so eindringlich auf ihn einredet. Recht hat er. Der Schweiß läuft ihm in vielen Rinnsalen am Körper herunter. Mit den Händen hält er krampfhaft die Angel. Er blinzelt weiter übers Wasser. Weiß nicht, was er sagen soll. Thiala wird ihm kein Wort glauben, kein Wort. Da ist er sich ganz sicher. „Die Fremde, über die alle gerade reden, lästern und fluchen, wohnt bei der Hohenpriesterin. Bring ihr von deinen Fischen – so als Geschenk. Ich werde dafür sorgen, dass sie ihr nicht bekommen.“
Trasopas schluckt verängstigt. Was geht hier vor, was soll er tun? Aber während er grübelt, sieht er sich das Netz erneut ins Meer werfen. Von dem Mann auf dem Wasser kein Flimmern mehr. Nichts zu sehen, nichts zu hören. War wohl Einbildung. Ein bleiernes Gefühl legt sich ihm langsam auf den dicken Bauch. Was für ein Blödsinn auch, denkt er. Die Hitze.
Später – sein Boot schaukelt immer noch lustlos auf den flachen Wellen hin und her – zieht er missmutig das Netz wieder hoch. Er weiß, es wird leer sein. Was sonst? So nimmt er auch nicht wahr, dass ihm das Herausziehen schwerer fällt. Das Boot neigt sich gefährlich zur Seite. Dann zieht er den Fang über Bord.
Als er später im kleinen Hafenbecken anlegt, hat er sich bereits an den Anblick des Unglaublichen gewöhnt. Also doch keine Einbildung das Ganze?