Ein Morgenrot der Demokratie – wer hätte das gedacht!
Viele stimmen dieser Tage sorgenvolle Töne an, besonders gerade jetzt, wo die Wahlen zum EU-Parlament anstehen. Die schlimmen Finger von der rechten Flanke scheinen einen Lauf zu haben – landauf, landab in den 28 Ländern der EU – und die stehen alle unter dem Verdacht, nicht demokratie-tauglich zu sein. Als stünde das Ende der Demokratien in Europa ins Haus. Die etablierten Parteien beklagen zuviele Wechselwähler, zu wenige Mitglieder, zu wenig Rückhalt im öffentlichen Diskurs. Die Wahlbeteiligung gehe weiter zurück, die Verdrossenheit der Wähler nehme zu. In der Tat, in der Tat!
Aber was sind denkbare Ursachen?
Da sollten die Parteifunktionäre mal in den Spiegel schauen. Dann könnte ihnen nämlich überdeutlich werden, dass der Wähler zunehmend seine Wahl getroffen hat: Weg von den etablierten Parteien, hin zur überschaubaren Plattform Gleichgesinnter, die ihnen nicht als Funktionäre gegenüber stehen, sondern als verwandte im Geiste: Das Spektakel, das zur Zeit um die junge Schwedin medienwirksam gemacht wird, ist ein anschauliches Beispiel, dass das Vertrauen in die sogenannten Polit-Profis rapide gesunken ist.
Mit anderen Worten: man muss sich überhaupt keine Sorgen machen um die Demokratie und die Demokraten in Europa, Sorgen machen müsssen sich nur die Parteien der EU. Sie werden nicht mehr als Interessenvertreter derer angesehen, die sie vorgeben zu vertreten. Sie werden als korrupt und apparatschik-affin zurecht bemisstraut.
Die Demokraten sehen die Herrschaft des Volkes endlich wieder zurückkehren zu denen, die nach wie vor der Souverän sind: Die Bürger.
Sie sind aus den Kinderschuhen herausgewachsen, haben jahrzehntelang das Spiel der Parteiendemokratie und Lobbyisten verblüfft bestaunen müssen, und finden nun, dass es an der Zeit ist, einen Schlussstrich unter diese Variante zu ziehen und stattdessen mit überschaubaren Gruppen, die in Echtzeit miteinander verbunden sind, den Diskurs über Altersversorgung, Mobilität, Kindererziehung und Naturerhalt unverstellt zu führen und Ergebnisse zu erzeugen, an deren Entstehung man selbst beteiligt war.
Da kommt gute Laune auf. Endlich kann man wieder unverstellt den Blick nach vorne wagen – die Wagenburgen der Parteien der EU gehören ins Museum.
Stattdessen brauchen die Bürger in Europa neue Vorbilder, unverbraucht,
unbestechlich, sowie
Daphne Caruana G a l i z i a…
oder Ján K u c i a k…
oder Marielle F r a n c o…
oder Jamal K a s h o g g i…
oder A n j a N i e d r i n g h a u s…