Ach, wäre es doch eine Satire!
Wenn es doch nur nicht wahr wäre!
Ist das denn auch wirklich wahr, was die Medien uns da dieser Tage vorspielen – dh. eigentlich schon eine kleine Ewigkeit länger – in einer scheinbaren Endlosschleife – oder sind diese Holzköpfe vielleicht nur in einem Studio wie Kasperle-Figuren in Bewegung gesetzt und mit aufwendigen digitalen Kulissen aufgehübscht worden, so dass der Zeitgenosse in einem vertrauten Bilderwald spazieren zu gehen meint?
Wie heißen sie denn gleich, die witzigen Figuren?
– Lump, der giftgelbe und kleinhirnige Zauberlehrling
– Plotin, der schmaläugige Dreikäsehoch und Besserwisser
– Wersoman, der grobschlächtige Großschafherden Beschwörer
– und zuletzt Werselminchen, die geheimnisvolle Wenigwortkünstlerin aus Pominesien
Gerade klatscht der Lumpi dem Kumpi (der ist heute der Gast im Stück) mit seiner Lederklatsche eins auf den Popo, oho! Der lacht dazu und droht mit seinem kleinen, dicken Zeigefinger – die kleinen Äuglein weit aufgerissen, so dass die langen Augenbrauen bis ins Struwelhaar hinein zu wuseln scheinen.
Das kindliche Publikum hockt vor der steilen Theaterwand, grapscht klebriges Zeug aus pappigen Trögen und glotzt begeistert hinauf, um nur ja nicht den nächsten Kladderadatsch zu verpassen.
Denn da kommt aus den Kulissen auch schon – ganz gerissen – der große Leisefuß Plotin, unser schmaläugiger Dreiskäsehoch und Besserwisser und pfeift dazwischen:
„He, ihr zwei, was macht ihr da, das dürft ihr doch gar nicht oder was!?“
Der Kumpi, gar nicht blöde, dreht sich zu ihm um und geht mächtig in Positur:
„Das machen wir, wie wir wollen, oller Plotin, du, da hast du gar nichts dazwischen zu quatschen, klar! Misch dich mal nicht ein, sonst…!“
Nur hatte er bei seiner langen Rede vergessen, dass hinter ihm der Lumpi mit seiner Klatsche zum nächsten Schlag genüsslich ausholen konnte. Patsch, da hat er das Ding auch schon auf seiner Haarwurst, dass er nur so spritzt. Das Publikum tobt: Das ist aber mal wieder Unterhaltung vom Feinsten!
Wenn da nicht ungerufen jetzt auch noch unser Werselminchen aus den Kulissen herein watscheln würde. Da schauen die drei Herren aber ziemlich blöde aus den geschnitzten Holzköpfen.
„He, hau ab, wir wollen jetzt nicht beten, hau ab!“
„Aber meine lieben Freunde!“ säuselt die geheimnisvolle Wenigwortkünstlerin aus Pominesien ganz sanft, „wir paddeln doch alle im gleichen Bötchen, da werden wir uns doch nicht hauen wollen oder?“ Im Publikum beginnen einige mit Krümeln zu werfen, andere fangen an zu buhen. Jetzt, wo es gerade so richtig schön werden wollte mit dem Geklatsche und Gehaue, da kommt diese langweilige Spielverderberin und erzählt denen was von Brötchen. Nee, das geht aber nun gar nicht, wirklich.
Nun kommt ihnen – wie ein Geschenk des Himmels – Wersomann zu Hilfe. Er stellt sich einfach ganz vorne an die Bühne hin, Brust raus, schöner Schmollmund und zetert auch gleich los:
„Freunde, Weggefährten, Wegelagerer! Wir sind doch hier nicht auf der Titanic – oder?“
Begeisterter Beifallssturm. Lump und Plotin kommen nun auch ganz nach vorne und wie eine dicke Wand gehen sie jetzt ganz langsam rückwärts und schubsen dabei unser Werselminchen hinten einfach von der Bühne runter. Plumps! Und weg ist sie. Alle halten den Atem an. Dann entscheidet man sich für jubilierenden Beifall.
Die drei Holzköpfe verneigen sich verlegen vor dem klatschenden Publikum, Lumpi fällt dabei seine Klatsche runter und unten schlagen sich die ersten Reihen, wer diese Trophäe mit nach Hause nehmen darf.
Das wars dann aber auch schon. Die Platzanweiser drängen unmissverständlich die Streithähne und den gesamten Rest aus dem Saal, denn draußen warten schon die nächsten – die haben nämlich auch gehört, dass es hier drinnen hoch hergeht und beste Unterhaltung geboten wird.