YRRLANTH – Historischer Roman II – Blatt 165 – Leseprobe
König Chlotar zwingt seine Nebenfrau in einen bösen Plan.
Während sich Bordov mit seinem feigen Trupp auf den Weg zurück nach Lutetia macht, läuft ihm der Angstschweiß den Rücken hinunter: Der König wird toben. Dass in den Zweigen Vögel fröhlich zwitschern, ärgert ihn ziemlich. Der König wird ihn hinrichten lassen, sicher. Auch das Sonnenlicht ärgert ihn. Wie kann um ihn alles so hell und fröhlich sein? Nichts läuft so, wie es soll. Dieser junge Römer ist von keinem Baum erschlagen. Der König wird dabei böse grinsen. Nur weil ich diesen jungen Römer nicht aus dem Weg geräumt habe. Am liebsten würde er das Lumpenpack, das jetzt kleinlaut hinter ihm her trottet, einen nach dem anderen hängen lassen. Diese feigen Ratten.
Der König wartet unterdessen bereits sehr ungeduldig auf die Rückkehr seines Gefolgsmanns. Auf Bordov ist Verlass, denkt er zufrieden. Er liegt gerade mit Aemihilth auf weichem Bärenfell. Dem Sklaven hat er befohlen, niemanden vorzulassen, niemanden. Während er ihre warme, weiche Haut lüstern streichelt und sie wohlig dazu heftig atmet, ist er in einem seiner Lieblingstagträumen unterwegs: Mit den Einnahmen aus den großen Gütern dieses Römers am Liger wird er neue Söldner bezahlen können. Mit denen wird er sich nicht nur Burgund, nein, den gesamten Süden einverleiben. Da kommt ihm eine glänzende Idee:
„Aemihilth, geiles Weib, wie würde es dir gefallen“, und dabei fährt er ihr mit seiner Hand zwischen die gespreizten Beine, „die nächste Königin zu werden?“
Aemihilth hält den Atem an. Sie ist doppelt erregt. Diese Hand, sie soll unbedingt weiter machen, unbedingt. Und Königin werden? Unbedingt. Aber wie? Da hört sie ihn die Antwort in ihr Ohr stöhnen:
„Zweimal müsstest du mir nur einen kleinen Gefallen tun.“
„Was für einen Gefallen, mein König?“
„Der Königin im Schlaf etwas ins Ohr träufeln, sonst nichts.“
Aemihilth zittert. Ist es die Wollust oder ist es die Angst? Sie weiß es nicht. Aber sie will unbedingt Königin werden. Sie nickt und strahlt ihn dabei an.
„Und der zweite Gefallen?“
„Oh, du bist aber schnell, mein Vögelchen. Das ist eine etwas längere Geschichte.“
Und dann beginnt Chlotar ihr ausführlich von der Villa Marcellina zu erzählen. Von diesem Römer Marcellus und seinem Sohn Julianus. Sie soll sich an den Alten ran machen, ihn aushorchen und dann bei Gelegenheit
ihm ebenfalls etwas ins Ohr träufeln, wonach er nie mehr aufwachen wird. Sie hat sich inzwischen auf ihn gerollt, richtet sich nun auf und lässt ihn in sich eindringen. Wild stoßen sie sich ächzend in einen wüsten Orgasmus. Beide liegen schweißgebadet nun nebeneinander. Beide sind zufrieden mit sich. Beide glauben, ihren Träumen einen Schritt näher gekommen zu sein.
Der König ist eingeschlafen, schnarcht. Aemihilth kann es nicht fassen. Nur zwei kleine Gefallen ist sie noch vom Thron entfernt. Wie leicht es doch ist.
Chlotar ist traumlos in tiefen Schlaf gesunken. Seine Nebenfrau betrachtet ihn lüstern im Dämmerlicht. Ich werde ihn besiegen, er wird mein Sklave sein. Nur zwei kleine Gefallen muss ich ihm noch tun, nur zwei.
Als er später aufwacht, fällt sein Blick auf die nackte Frau neben ihm. Sie stellt sich schlafend. Gleich fällt er wieder über sie her. Sie duldet es, weil sie weiß, dass er schon bald ganz von ihr abhängig sein wird.
Da pocht es an der Tür des Schlafgemachs des Königs. Sein Sklave hatte den Auftrag, ab Mittag wieder Bittsteller vorzulassen.
„Was denn, was denn?“ knurrt der König, „habe ich dir nicht gesagt…“
„Es ist weit über Mittag, mein König!“ ruft sein Sklave von der anderen Seite der geschlossenen Tür. Weit über Mittag? Chlotar kann es nicht fassen. Dieses Weib, sie raubt mir die Zeit. Am liebsten würde er sie gleich wegschicken, für immer. Aber er braucht sie noch. Also reißt er sich zusammen, steigt brummend in seinen Kleider, weist Aemihilth zur hinteren Tür hinaus und öffnet die Haupttür.
„Was gibt es denn so Wichtiges?“ schnauzt er seinen Sklaven an. Der verbeugt sich ängstlich und meldet dann:
„Euer Gefolgsmann Bordov bittet um dringende Audienz!“
Bordov? Hat er schon umgesetzt, was ich angedeutet habe? Das wäre ja wunderbar, geht es dem König durch den Kopf. Wohlwollend grinsend antwortet er darauf seinem Sklaven:
„Schon gut, schon gut. Du bist ein guter Sklave, Wynibolth. Er soll kommen.“
Wynibolth verbeugt sich erleichtert und verschwindet Richtung Vorhaushalle.
Chlotar glaubt, dass seit seiner Taufe die Dinge viel besser laufen als vorher. Dieser Christengott scheint einen Narren an ihm gefressen zu haben. Wenn das so weiter geht, bin ich bald schon Herr über das gesamte ehemalige Gallien, denkt er selbstzufrieden. Und seine Nebenfrau träumt schon von seinem baldigen Ende.