Europa – Fortsetzung der alten Geschichte # 154
Das geheime Treffen der Ratsherren. (Teil 1)
„Ist das wirklich wahr?“ zischelt Gromdas am Ohr von Pallnemvus, dem Ratsherrn und reichsten Mann auf der Insel. Gromdas ist bekannt für seine Intrigen. Deshalb tobt er gerade innerlich, weil da anscheinend eine heftige Intrige des Palastes an ihm vorbei geschnürt worden ist. Pallnemvus verzieht keine Miene, denn gerade betreten auch die anderen Ratsherren den Saal. Berberdus, der Vorsitzende der erlesenen Runde, hatte geladen – ohne Frist, sofort sollten alle erscheinen – ohne Absprache mit dem Minos, also geheim sozusagen. Das hatte es noch nie auf der Insel der großen Göttin gegeben. Es musste also wichtig sein, sehr wichtig.
Berberdus räuspert sich sehr vernehmlich, bittet alle mit seiner allen hinreichend bekannten Geste sich zu setzen und beginnt dann in die gespannte Stille hinein, die Katze aus dem Sack zu lassen.
„Werte Ratsherren, es freut mich, dass sie alle meiner Einladung umgehend Folge geleistet haben…“
Da unterbricht ihn recht barsch Zygmontis, der so gerne der nächste Minos von Kreta sein möchte (was alle in der Runde wissen, was aber fast allen zuwider ist):
„Berberdus, lass diese Höflichkeitsfloskeln, sag einfach, ob es stimmt oder nicht!“
Keltberias, der Ratsherr mit dem besten Draht zu Archaikos und in den Palast (selbst die Hohepriesterin Chandaraissa pflegt ihn mit Interna im Vorfeld zu versorgen), grinst in die Runde. Alle sollen ruhig meinen, dass er geradewegs vom Krankenbett des Archaikos kommt und damit auch über die neuesten Nachrichten aus dem Palast verfügt und deshalb auch Zygmontis‘ Frage sofort beantworten könnte, wenn er gefragt würde. So aber schweigt er vielsagend und ist gespannt, was Berberdus Zygmontis forschem Zwischenruf als Antwort entgegensetzen wird.
„Darf ich vielleicht einmal ausreden, Zygmontis?“ faucht nun Berberdus in dessen Richtung.
„Ich habe eben erst aus gut unterrichteten Quellen erfahren, dass die schwere Erkrankung des Minos Mitglieder des Palastes anscheinend veranlasst sieht, ohne Rücksprache mit dem Rat der Alten…“
Empörtes „Hört, hört!“ fliegt von allen Seiten dazwischen, „hört, hört!“
„ich wiederhole, ohne Rücksprache mit uns eine nie dagewesene Übergangslösung zu installieren!“
„Nein!“ Es ist wie e i n Aufschrei, obwohl alle durcheinander brüllen.