Europa – Fortsetzung der alten Geschichte # 64
Das Geständnis des Trasopas
„Ein Dämon auf dem Meer?“ fragt Chandaraissa und hilft dem Fischer Trasopas wieder auf die Beine.
„Ja, er hat sogar mit mir gesprochen: Ich sollte vom Fang etwas zum Tempel bringen, als Opfergabe sozusagen, hat er gesagt.“ Thiala, seine Frau nickt.
„Hier im Korb hatten wir die Fische gehabt, aber die Katzen haben sie uns gerade eben erst gestohlen.“
„So, so, die Katzen.“ Chandaraissa ist sprachlos. In Europa steigt eine unbändige Wut hoch, als sie das hört. Der Fremde in der Höhle, ER, er muss es gewesen sein. ER will ihr ans Leben. Alle starren auf die toten Katzen, Fliegen surren über dem Erbrochenen.
Todesangst in den Augen des Fischers und seiner Frau. Aber die Hohepriesterin schickt sie gnädig heim. Auch die Tänzerinnen, denen das Lachen gründlich vergangen ist und die nicht verstehen, was da gerade geschehen ist, schickt Chandaraissa mit einer Geste weg. Zurück bleiben nur Europa und die beiden toten Katzen. Und die Fliegen. Es werden immer mehr. Die Katzenaugen scheinen milchig leer und blind in den Fliegenfreudentanz zu stieren.
„Wir werden den Platz mit geweihtem Wasser reinigen müssen, damit der Fluch des Dämons nicht weiter wirken kann“, flüstert Chandaraissa.
„Komm, gehen wir hinein und beten zu unserer großen Göttin. Sie hat uns beschützt, gerettet“, fügt Europa leise hinzu.
Chandaraissa legt behutsam ihren Arm um die Schulter ihrer Freundin und so gehen sie langsam ins Tempelinnere.
Drinnen beten sie lange. Dazu hatten sie sich flach auf die kühlen Steine gelegt. Oben in den kleinen runden Fenstern flattern leise wie immer die vergnügten Elstern.
Ob sie beobachtet werden von dem todbringenden Dämon? Sie wissen es nicht. Aber sie sind beide fest entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen und weiter im Dienste der Göttin zu leben und zu wirken. Komme, was wolle.