Europa – Meditation # 130
Gefolgschaft – auch im Tarnen und Täuschen – erster Gesang
Seit Heraklit punktgenau meinte, alles fließt,
und Lukrez gelassen hinzufügte, übrigens hängt auch alles mit allem zusammen und nichts geht verloren,
ist zwar viel Wasser den Euphrat und Rhein heruntergeflossen, aber ein paar Eigenschaften der Erdlinge scheinen einfach hartnäckig im Aussitzen zu sein:
Lügen haben kurze Beine, ist demzufolge wohl eher ein Euphemismus denn ein gelungenes Bonmot. Auch die Bibel geht dieses Thema forsch und furchtlos an, wenn es heißt:
„Und er weinte bitterlich.“
Wer? Wer wohl. Kein geringerer als Petrus selbst, der aus Angst vor Knast lieber seinen Herrn verleugnete und gleich dreimal log, als wahrhaftig zu seinem Glauben zu stehen.
Warum nun dieser kleine bildungsbeflissene Exkurs in die europäische Kulturgeschichte?
Nun, weil sich aus heutiger Sicht – und zwar nicht nur in Europa, sondern mehr oder weniger flächendeckend und global – das Lügen als erfolgreichste Variante menschlichen Erfolgs herauszustellen scheint.
So, so.
Fangen wir einfach mal mit den Europäern an.
( Zu den praktischen Kürzeln: NT, NATO, EU kommen wir dann im zweiten Gesang!)
Die Europäer zogen mit ihren Schiffen einst in die Welt hinaus und verkauften christliche Liebe, Humanität, „Zivilisation“ und Ordnung als d i e frohe Botschaft – subkutan breitete sich allerdings eine ganz andere Botschaft aus: Wir sind geboren zum Beherrschen der Welt – als Echo später nicht zu überhören im MANIFEST DESTINY. So machte man sich mit guten Worten und nachhaltiger Gewalt (und dem Segen der Kirche und des lieben Gottes) große Teile der Welt untertan. Auch China wurde ordentlich stranguliert. In England, Belgien, Frankreich, Holland und Spanien wuchsen Villen,Schlösser und Paläste wie Pilze aus dem Boden. Die Mittel dazu erzwangen die Europäer aus den Kolonien, Jahrhunderte lang.
Dann machten sich die Amerikaner – auch ehemalige Europäer – daran, das begonnene Geld-Herrschaftssystem zu verdollarisieren. Immer mit der frohen Botschaft verknüpft, man wolle den „Unterentwickelten“ doch nur zu ihrem Glück verhelfen. Glück hatten allerdings nur die Verkünder solcher Lügen. Und als probater Weichspüler funktioniert dabei schon lange der christliche Persilschein, genannt Beichte -„alles gottgewollt“ . Wunderbare Lösung.
So verschwand die eigentliche Lüge hinter solchem Tun in Kellern und Verliesen. Da modern sie still vor sich hin.
Jetzt werden alte Lügen aufpoliert und runderneuert – doch davon mehr im nächsten Gesang!