Europa – Meditation # 131
Lügen haben lange Beine – zweiter Gesang
Wie soll man sich all der Botschaften erwehren, die Tag und Nacht auf uns einprasseln – ob wir wollen oder nicht? Neulich – im Rahmen eines Jugend-Projektes – war ich zehn Tage in Budapest/Dunabogdány – und nahm mir dabei eine kleine mediale Auszeit: Keine Zeitungen, keine Nachrichten – von digitalen Suaden ganz zu schweigen – gleichzeitig tobte natürlich das „Faken“ und „Anti-Faken“ global weiter. Ich blieb währenddessen von all dem verschont. Und zehn Tage später – wieder zuhause im Rheinland – tauche ich erneut ein in das mediale Alltagsmuster und mir wird klar: Da ist kein Unterschied. Mit oder ohne mediale Dusche – der Vollmond war prächtig wie selten, die Eichhörnchen flitzen wieder lebensfroh die Bäume rauf und runter, Schneeglöckchen begeistern den vorbeijoggenden Zeitgenossen gratis und en masse, es fällt endlich mal wieder Regen und die Sterne lachen glitzernd ob der kleine Spielzeuge, die da von dem winzigen Planetchen Erde ins All gespuckt werden. Was soll das denn, denken sie grinsend. Die sind aber süß! Wollen Zeit und Raum auf die Spur kommen – obwohl ihnen die Worte und die Vorstellungen dafür so gänzlich fehlen. Da ist es gut, dass man mancherorts etwas Schabernak treibt und sich verkleidet, wüst schminkt und von Herzen lacht. Über sich selbst und die ernst dreinschauenden Zaungäste im Norden und im Osten.
Gerade machen sich zwei Narren auf zu einem erneuten Treffen, das in Hanoi stattfinden wird: Und die Medien freuen sich schon so richtig. Was werden da wieder für freundliche Lügen hin und her gereicht werden, von perplexen Übersetzern ordentlich verdeutscht. Zum Glück ist ja auch gleichzeitig Weiberfastnacht! Da können wir von Herzen den verschütteten Gefühlen wenigstens für ein paar Stunden den Raum in uns geben, der ihnen eigentlich gebührt! Auch sollten wir vielleicht die „Budapest“-Erfahrung beherzigen und einfach nicht hinhören. Wir verpassen wirklich nichts Wesentliches. Stattdessen den lachenden Kindern zuschauen, wie Leben sein kann, wenn man ganz bei sich ist und nicht on-line…! Denn mit Grauen denke ich schon an die Wortlawine, die gerade losgetreten wird, um die Europa-Wahl 2019 so richtig mit falschen Versprechungen zu munitionieren – immer mitten ins Schwarze. Von was eigentlich? Das Mantra in meinen Texten dagegen ist einfach und kurz: Die EU hat ihren Dienst erfüllt. Für Frieden und zunehmenden Wohlstand zu sorgen in der Nachkriegsepoche. Die damit gewachsenen Widersprüche aber sollten offensichtlich genug sein, um gemeinsam nun Ausschau zu halten nach völlig neuen Ufern des friedlichen, verlangsamten, schonenden partnerschaftlichen Umgangs der Völker Europas miteinander und dem Rest der Welt, der sich zur Zeit gebärdet, als wäre Mutter Naturs Geduld unendlich.