Europa – Meditation # 160
Europa lässt sich längst nicht mehr entführen
Sie wird wohl gerade erwachsen, Europa. Denn neben den alten Demokratien im Westen des kleinen Kontinents haben wohl auch die Länder weiter im Osten Europas die Demokratie-Lektionen nach dem mörderischen Kriegen erfolgreich absolviert. Fassungslos schauen sie gerade auf ihre Lehrmeister diesseits und jenseits der Meere und fragen sich staunend: „Was ist denn in die gefahren? Die fallen sich doch glatt in den eigenen Rücken mit ihren verbalen und taktischen Attacken! Als wäre die Herrschaft des Volkes ein Auslaufmodell! Dabei beginnt es ja erst erwachsen zu werden.
Der weiße Stier beeindruckt sie längst nicht mehr. Viel Lärm um nichts….
Die sogenannten Parteiendemokratien scheinen allerdings an ihr Ende gelangt zu sein. Der SOUVERÄN hat es satt, mit leeren Sprachhülsen abgespeist zu werden – zumal dahinter sich bequeme und lukrative Seilschaften aufrecht erhalten lassen, denen das Gemeinwohl zwar leicht über die Lippen, aber nicht in die politischen Entscheidungen gelangt.
Was wir Europäer jetzt brauchen – jenseits vom Gesundbeten der EU – sind selbstbewusste Menschen, die ihre Anliegen selbst in die Hand nehmen, beim Delegieren eine kurze Leine bevorzugen und überkommene Muster gerne ad acta legen, weil sie in der Vergangenheit vielleicht nützlich und richtig waren, für die Zukunft aber eher untauglich scheinen.
Angesichts des digitalen Tsunamis, der gerade über den Erdball schwappt, und angesichts der zunehmenden Extremwetter-Ereignisse, brauchen die Europäer eine Generation, die jenseits der wachsenden Bildungslücken neugierig Soll und Haben des neuen Jahrtausend kritisch abwägen kann und nicht gerne nostalgisch die Epoche der technologischen Expansion des europäischen Wirtschaftsmodells – religiös klug unterfüttert mit christlichen Heilsversprechen – weiter fort schreiben möchte, sondern bescheiden den angerichteten Saustall ausmisten hilft, damit wir nicht alle im Gestank und Mist zugrunde gehen.
Wehleidiges Kühmen oder fatalistisches Augen Verdrehen können wir Europäer gut in die Tonne treten; unvorhergesehen sind wir gerade voll im Windschatten der großen Mächte unterwegs und können so ungestört das neue europäische Weltbild aus der Taufe heben, ohne dass die „Großen“ es bemerken oder gleich niedertrampeln.
Das Raffinierte an diesem Entwurf ist nämlich, dass er nicht pompös daher kommt, sondern einfach so im Kleinen begonnen wird, in dem wir weniger verbrauchen, weniger wegwerfen, weniger fliegen, weniger Fleisch essen und weniger spekulieren und stattdessen mehr den Nachbarn wahrnehmen, mehr mit ihm gemeinsam anpacken – Kinderspielplätze, autofreie Bereiche für jung und alt über Nacht aus der Taufe heben – mehr helfen statt besserwisserisch abwerten – und gesünder leben mit weniger Zucker, weniger Fett und mehr Freude am Sonnenuntergang und am fremde Sprachen Lernen…Brot und Wein gehören auch dazu…