Europa – Meditation # 187
Ganz Europa im Griff eines lautlosen Amokläufers– scheinbar in Zeitlupe.
Im Kleinen kennen wir das ja leider schon aus der Erinnerung, als plötzlich Bilder vor unseren Augen zu sehen war, die wir bis dahin so nicht kannten. Und was machte da unser Gehirn?
Blitzschnell durchforstete es seinen Speicher und fand nichts Entsprechendes. Damit fehlte auch ein Speicher mit Daten für angemessene Reaktionen.
Dann kommt das entscheidende Signal des Gehirns – das nur für solche Fälle gespeichert ist: ABSCHALTEN.
Das heißt dann für die restlichen Nervensysteme: Alles runter fahren, alles runter fahren!
Ohnmacht.
Oder Ohnmacht ähnliche Reaktionen.
Deshalb entwickelte man für solche „Situationen“ Automatismen, die dann alle eben automatisch befolgen können, weil sie vorgegeben sind.
So ähnlich muss man sich vielleicht auch jetzt die Lage in Europa vorstellen.
In unserem Gehirnspeicher gibt es keine Bilder für das, was wir Europäer gerade erleben. Denn bisher hatten die Fans des Cartesianismus („alles ist messbar, alles ist reparabel, alles ist verstehbar“) ja geglaubt, alles unter Kontrolle zu haben.
Und da kommt nun so ein Nobody aus dem Nichts, lässt sich nicht fassen, nicht messen, nicht aussortieren, nicht einsperren, und terrorisiert mit einem lautlosen Amoklauf unser aller öffentliches und privates Leben.
Da könnte man tatsächlich leicht in Ohnmacht ähnliche Zustände geraten. Aber zum Glück wissen wir ja eine zumindest kleine Antwort auf diesen Terror:
Jetzt benötigen wir – homemade – kleine, verlässliche Tagesabläufe,
Rituale, damit wir wieder auf die Beine kommen – im Kopf. Die sollten in den Familien, Wohnetagen besprochen und eingeübt werden – mit Humor und Korrekturphasen – wir sollten über uns lachen lernen, wie anders wir auf einmal unseren Tag gestalten können („das hätte ich mir niemals vorstellen können – und jetzt ist es einfach so!“).
Und was man noch zusätzlich machen könnte, ist Tagebuch schreiben:
Einmal das zurückliegende hektische Getriebe in geordnete Sätze gießen und dann das jetzt stattfindende Neue zu beschreiben versuchen und dann vielleicht auch noch Zukunftsvisionen zu skizzieren, die man dann miteinander bespricht, belacht, bewundert, verwirft, bedenkt.
Dann macht man ein einfaches Essen zusammen und bespricht die Pläne für kleine Bewegungsprogramme, neue Notizen fürs Tagebuch, übt am Klavier oder an der Gitarre und übt und übt und staunt, wie schnell man Fortschritte macht…War der frühere Alltag dem gegenüber nicht etwas eigenartig?