02 Nov

Europa – Meditation # 230

Prognosen, Prognosen, Prognosen?

Ist es nicht verwunderlich, dass im Jahre 2020 in den USA, die sich gerne als die Wiege der Demokratie bezeichneten, sich ein Mann zur Wiederwahl stellt, der sehr anschaulich und lautstark verkündet und zelebriert hat, dass das Gleichgewicht der Kräfte – also Legislative, Exekutive und Judikative – kein hohes Gut sind, sondern viel eher ein ärgerliches Hemmnis für die Exekution von präsidialer Macht? Damit sollte er sich eigentlich selbst disqualifiziert haben. Hat er aber nicht. Er will die morgige Wahl unbedingt gewinnen, damit er beweisen kann, wie Recht er hat mit seinem Alternativ-Demokratie-Kurs.

„I‘ll make America great again“

Und ist es nicht verwunderlich, dass ausgerechnet in dem Land in Europa, in dem vor mehr als neunzig Jahren ein Schreihals ebenfalls unverhohlen verkündete, nur die Spielregeln der Demokratie zu nutzen, um sie dann endgültig abzuschaffen, dass ausgerechnet in Deutschland damals die Amerikaner diesen Ultra vom Hof jagten und in Form eines Reeducation-training-program den Deutschen beibrachten, wie Demokratie geregelt werden muss, damit sie auch für das Volk und mit dem Volk gelebt werden kann?

Hier nun seit 15 Jahren eine Frau an der Spitze der Exekutive, die selbst in der Corona-Krise nicht müde wird zu wiederholen, dass die Deutschen nur gemeinsam zu schultern wissen, was jetzt zu tragen ist. Sie weiß nach wie vor die Mehrheit der Menschen auf ihrer Seite – trotz Verschwörungstheoretikern und Skeptikern – so dass diese Krise nicht für Apokalyptiker genutzt werden kann.

Dort nun seit vier Jahren ein Mann als Präsident, dem fast jedes Mittel recht ist, um seine eitle Agenda auf dem Rücken so vieler Verlierer des Systems durchzupeitschen.

Wird es ihm gelingen?

Europa sollte sich unbedingt wünschen, dass – trotz der tiefen Gräben, die inzwischen die beiden politischen Lager in den USA entzweien – die gemäßigten Kräfte die Exekutive zurückgewinnen, denn die Schwarzen, die Latinos, die Arbeitslosen und die Kranken stehen am Rande eines Abgrunds, in den sie unbedingt stürzen werden, wenn nicht endlich ihre berechtigten Forderungen Gehör finden.

Angstmache?

Nein. Nur offensichtlich.

In jedem Fall müssen die Europäer nun alleine ihr eigenes Haus bestellen. Der ehemalige „Freund“ hat kein Interesse mehr an einer Freundschaft. War es denn je eine Freundschaft? Wohl eher ein Zweckbündnis, in dem eine Zeit lang beide Seiten davon profitierten. Diese Zeiten gehören der Geschichte an.

Morgen beginnt in jedem Fall eine neue Epoche – auch für Europa.

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