Europa – Meditation # 281
„Keine Demokratie entsteht aus einer militärischen Besetzung.“
Das sagt Malalai Joya (43) – afghanische Politikerin und Aktivistin. „Ob dieser zwanzigjährige Einsatz umsonst war? Definitiv ja, die amerikanischen und und die westlichen Truppen sind gescheitert. Sie sind aus ihren eigenen geopolitischen Interessen gekommen, aus ihren eigenen innenpolitischen Interessen gehen sie nun wieder weg.“
Ein vernichtendes Urteil. Aber die Bilder vom Abzug der Truppen in Vietnam und die vom Abzug in Afghanistan erzählen die gleichen fatalen Geschichten: Man wollte in Vietnam die Werte des Westens verteidigen (dabei gab es dort nur eine korrupte Clique von Politikern, die sich um einen starken Mann geschart hatten), doch was blieb, war nichts anderes als ein biologisches Desaster à la „verbrannte Erde“ , und auch in Afghanistan wollte man die westlichen Werte verteidigen – als Rachefeldzug wegen der Zerstörung der beiden Türme des World-Trade-Centre – da musste dann auch die BW mitmachen, obwohl sie im Irak-Desaster noch gewagt hatte zu sagen, „es gäbe keine hinreichenden Beweise für eine Kriegserklärung“. Und was ist in den zwanzig Jahren im Sinne der Verwirklichung dieses hehren Zieles in Afghanistan passiert? Viele, viel zu viele tote Soldaten, Kollateralschäden en masse und Unsummen an Entwicklungshilfegeldern. Und wo sind die geblieben? Der größte Teil verschwand in den Taschen der War-Lords, die man still stellen musste, damit im Umfeld der militärischen Lager so etwas wie Grabesruhe aufrecht zu erhalten war, was in den westlichen Medien dann als Politik der kleinen Schritte in Richtung Demokratisierung und Befriedung des Landes verkauft wurde. Kritische Stimmen innerhalb der Medien waren demgegenüber höchstens so etwas wie zaghafte Piepser, mehr nicht.
Und jetzt der große Katzenjammer, jetzt wird rückblickend nach den Schuldigen gesucht, die es ermöglicht hatten, in den westlichen Demokratien Geld und Menschen zu gewinnen, die man dort heroisch „verbrennen“ konnte. Es gab und gibt Orden für Tapferkeit vor dem Feind, doch der Taliban kämpfte – ähnlich wie einst der Vietcong – aus dem Hinterhalt und dem Untergrund und den zerklüfteten Bergen und war nicht zu fassen.
Jetzt quillen sie wieder hervor aus ihren Rückzugsgebieten; die ehemaligen Lager der NATO bieten sich nun an als strategische Punkte zum Erobern von Provinzstädten, die War-Lords haben in der Porto-Kasse noch den einen oder anderen Dollar, um die Kämpfer mit Nachschub zu versorgen – sie möchten aber nicht genannt werden.
Was hätte mit dem verschleuderten Geld nicht alles in den Heimatländern der müden Krieger der NATO an sinnvollen Projekten aus dem Boden gestampft werden können: Kindergärten, Krankenhäuser, Wohnungen, Schulen, Schwimmbäder, Altersheime…Milliarden und aber Milliarden…Und die Gefallenen: so viele ungelebte Leben, so viel Trauer, Schmerz, Zorn…