24 Jan

Europa – Meditation # 312

Wie soll es denn endlich aufhören? (Teil 2)

In diesen Tagen weiß jeder kundige Teilnehmer am öffentlichen Diskurs, was mit „es“ gemeint ist: Der Missbrauch und das Totschweigen der Täter. Ein Dementi folgt dem nächsten, keiner möchte zur Zeit als Begünstiger der Täter in Frage kommen, jeder will unnachsichtig endlich den Opfern zu ihrem Recht und zu Wiedergutmachung verhelfen. Dabei lässt sich dieses „es“ natürlich auch psyschologisch unterfüttern, schließlich gehört es inzwischen zur Allgemeinbildung in Europa, dabei an Freuds Seelenleben-Begrifflichkeiten zu denken. Es liegt eben nicht auf der Hand, oft aber eben auch unter einer Soutane versteckt agierend.

Aber es wäre grob fahrlässig, nun den Augenmerk bei der katholischen Kirche zu fokussieren: Familien, Sportvereine, Chöre, Kinderheime sind genauso sensible Institutionen, in denen Männer diesem „es“ ihren unseligen Tribut ungestraft zu zollen wissen.

Wenn es denn endlich aufhören soll, dann muss den Europäern klar werden, dass dahinter eben ein uraltes Narrativ wispert, das mit Angst und Gewalt diesen unnatürlichen Anspruch der Männer über die Frauen weiter und weiter gibt – auf allen Ebenen gesellschaftlicher Prozesse: Von der Taufe bis zum Gerichtssaal.

Gerade die Faszination von Apparaten, Raketen und Weltraumlaboratorien zeigt die wirkungsvollen Ablenkungsmanöver, bei denen Männer sich austoben können, um angestauten „ES-KRÄFTE“ ein scheinbar sinnliches Ventil zu gestatten. Dass Jungen mit der Eisenbahn spielen und Mädchen mit Puppen ist nur ein niedliches Muster dieses überwältigenden Machtanspruches. Aber eben sehr wirksam: Was die Kleinen brav einüben, wird später dann als natürlich weiter zelebriert, notfalls eben auch mit Gewalt – oder eigentlich gar nicht notfalls, sondern in der Regel mit Strafe für jeden, der sich diesem Anspruch zu widersetzen wagt. Kinder und Frauen zum Beispiel.

So hocken die Männer in ihrer Wagenburg der gewaltigen Männlichkeitsmuster, betrachten sich eitel im Spiegel ihrer unübersehbaren Erfolge und lassen den mächtigen Überdruck, bzw. Samen, im käuflichen Triebhaus ab.

Endlich aber melden sich auch die Betroffenen wirkungsvoll nicht nur zu Wort: Sie verändern sich und ihre Rollen in der Gesellschaft so lautstark, dass sie nicht mehr überhört oder nieder geschrien werden können. Der Hype um Prinz Andrew bringt es auf den Punkt: Missbrauch schützt vor Strafe nicht länger mehr. In Behörden, Firmen, Kirchen und Vereinen müssen sich warm anziehen in diesen Tagen, nicht wegen Winter oder Pandemie, nein, wegen einer Öffentlichkeit, die nicht mehr wegschaut oder schön redet!

Es ist der allzu lange schon fällige Anfang des Endes des Patriarchats, der ja nicht nur die Menschen quält, sondern auch die Natur.

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