Europa – Meditation # 396
Das Modell der Europäer stößt an seine Grenzen – weltweit.( Teil 1)
Unsere Sinne betrügen uns nicht. Wir tun es selbst mit unseren Deutungen des sinnlich Wahrgenommenen. Nur halten wir es nicht für Betrug, sondern für zutreffend, was wir uns ausdenken, wenn unsere Sinne Alarm schlagen. Wenn ein Kind geboren wird, sorgen wir uns liebevoll um den Nesthocker, bis er flügge wird. Und alle wissen, dass es die wichtigste Arbeit überhaupt ist, die einer Gesellschaft ihr eigenes Überleben sichert. So wertvoll, so mühsam, so lange. Und wer erledigt diese Care-Arbeit? Genau. In den meisten Fällen Frauen. Kostenlos. Über viele Jahre.
Die Nachteile, die diesen Frauen deshalb aufgezwungen werden, gelten gewissermaßen als natürlich. „Das war doch schon immer so.“
Wenn dieses Kind dann alt und gebrechlich geworden ist, sind es wieder die Frauen – meistens – die entweder unentgeltlich oder zu Hungerlöhnen diese wichtige Arbeit auf sich nehmen. „Das war doch immer schon so.“
Mit anderen Worten: Am Anfang und am Ende des Lebens steht wichtige Arbeit – meistens von Frauen geleistet – die angesichts der seit ein paar Jahrhunderten geltenden, hochdotierten Kopfarbeit fast als gar nicht wertvoll, gewinnbringend, lohnend angesehen wird – ähnlich wie die Handarbeit. Nun aber – seit per Kopfarbeit ChatGPT dazu kommt – lässt sich sämtliche Kopfarbeit an Automaten auslagern und mit einem Schlag sind alle Kopfarbeiter höchstens noch Wasserträger.
Es gibt nur einen Ausweg aus diesem Horrorszenario: Nach der Care-Arbeit am Anfang (die selbstverständlich ordentlich bezahlt werden muss) bedarf es einer hochqualifizierten Berufsgruppe, die den Auszubildenden beibringt, wie KI und ChatGPT in dienender Funktion gehalten werden muss, (bloßes Bildungswissen aus Antike, MA und Moderne anzuhäufen, liefert solch geformte Gehirne hilflos den Apparaten aus) damit nicht nur noch Lemminge aufgezogen werden, die außer Unterhaltungskonsum keinerlei Bedürfnisse mehr haben wollen und sich auch gerne dabei von der Technik herum kommandieren lassen. Und dazwischen tobt das pralle Leben der konkurrierenden Selbstverwirklicher. Erbarmungslos und lebensgefährlich, aber bei entsprechender Vorbildung und entschiedenem Durchsetzungsvermögen scheinen die Ergebnisse sehr befriedigend – zumindest für ein paar Jahre. Dabei werden sich die Akteure zu knallharten Gegnern, die nur e i n Motto kennen: Mir gehört die Welt, ich muss hart sein nicht nur gegen mich selbst, sondern erst recht gegen die Mitbewerber. Und selbstverständlich heiligt der Zweck die Mittel.