Europa – Meditation # 408
Leistungssport: Ein Spiegel von was? (Teil I)
Hilft nichts, es muss wohl einfach mal gesagt werden:
Jeder ist seines Glückes Schmied, so auch die Deutschen des ihren. Wie gerne wären sie Weltmeister, so wie sie es früher gerne waren – mindestens in der einen oder anderen Sportart, vom Export ganz zu schweigen. Die derzeitige Zwischenbilanz dagegen sieht ziemlich düster aus:
Bei den Männern meilenweit entfernt von einem Fußballweltmeistertitel, U 21 versenkt, die Frauen stolpern in einer sogenannten „leichten Gruppe“ über lauter scheinbare Außenseiter und fahren mit leeren Händen heim. Und in Budapest, bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2023? Da erscheint tatsächlich nicht einmal nur einer auf einem der drei Treppchen, nicht nur mal einer. (tja, könnte ein dreimal Schlauer am Rande anmerken: Wenn der DLV – obwohl ein riesiger Verein – pro Jahr soviel Geld in den Leistungssport investiert wie eine einzige Uni in den USA, dann wundert das doch niemanden wirklich. Als wenn es am Geld alleine läge!)
Sollte man sich Sorgen machen?
Fürwahr, das sollte man.
Und wenn man nach den Ursachen sucht, dann hilft auch nicht die Randbemerkung: na ja, es sind eben gerade die Besten verletzt – von Neuer bis Mihambo und so.
Nein, die Ursachen sind nicht nur hausgemacht, sie sind auch von langer Hand entstanden und mit Inbrunst installiert worden.
Ginge es vielleicht ein bisschen klarer?
Aber gerne doch.
Zwei große Strömungen haben sich da zu einer unguten Allianz vereint:
Die fortschrittlichen Erziehungsmethoden und die social medias.
Nun ja, sicher zwei nützliche Stichworte, aber wieso Ursachen für den Niedergang in Sport und Wirtschaft?
In Teil I soll hier nun das Feld Bildung und Erziehung in den Focus kommen:
Weil wir unsere nachwachsenden Generationen überversorgen mit Fürsorge, Zuwendung, Vorsorge, vorauseilender Hindernisbeseitigung und ihnen möglichst jedwede Frustration, Geduld und Erwartungshaltung ersparen, damit sie ja nicht allzu früh verunsichert und belastet werden.
(Das könnte ja traumatische Folgen haben). Jedes Ritual, jede zeitnahe Verpflichtung soll ihnen erspart werden, falls sie sich gerade nicht wohlfühlen oder keine Lust haben. Das kann doch warten. Hauptsache unsere Jüngsten sind gut bei Laune und bekommen eine Limo – ok, auch zwei – gegen vorstellbare Ängste!
Andererseits helfen wie ihnen sehr beflissen bei der Einübung in den Gebrauch der social medias. Wie schnell sie da auf einmal lernen, wie selbstständig sie ihr kleines Gerät bedienen und nutzen können. Ist das nicht zauberhaft? Und wie glücklich da ihre Augen glänzen.
Klar, nur für eine begrenzte Zeit, klar!
Dass aber der Anspruch, das eigene Kind jederzeit und überall erreichen zu können, um Unheil abwenden und Hilfe bringen zu können, dazu führt, dass die Kinder jederzeit und überall ihre Filmchen gucken und ihre kleinen Botschaften samt Bilder senden, das wird billigend in Kauf genommen. Hauptsache, unser Kind fühlt sich wohl.
Die brillante Wunscherfüllungsmaschine, die da pausenlos die Kinder zu unterhalten weiß (es gibt genügend talentierte Erwachsene in der digitalen Branche, die pausenlos neue Spiele etc. für die Kleinen erfinden und dadurch für Freudenschreie an der Börse sorgen), lässt so Zeit und Raum völlig ins Periphere versinken.
Und die Folgen (als die Ursachen für Fata-Morgana-Frau-Weltmeisterin)?
Man lässt sich lieber unterhalten, schaut lieber zu, gibt schneller auf, meldet sich krank, taucht ab bei Freunden: Die Bedingungen stimmen nicht, die Chefs taugen nicht, der gewählte Bereich erweist sich als langweilig und wenn ich wollte, würde ich die natürlich alle in die Tasche stecken, aber vielleicht später…
Die Klassen sind zu groß für individuelle Förderung.
Die Lehrerschaft ist zu klein für die vielfältigen Aufgaben.
Die Eltern haben keine Zeit diese Defizite aufzufangen, auszubügeln.
Die Gesellschaft ist zu egoistisch, aus dem Topf der verteilten Pfründe umzuverteilen, weil die Priorität natürlich bei der Stärkung der Talente liegen müsste, was die meisten zwar einsehen, aber resigniert abwinken. So zahlen sie die Zeche dann im Ausbau des Polizeiapparates, der Gefängnisse und der psychiatrischen Kliniken. Und die sowieso überlasteten Gerichte arbeiten die leichten und schweren Fälle, die aus den oben genannten Ursachen in einer Konsumgesellschaft massenhaft entstehen, geduldig und stöhnend ab.
Während die Ursachenbekämpfung weiter einfach zu teuer scheint.