Europa – die Mitte mal wieder zwischen allen Stühlen – verraten und verkauft ?!? (Meditation # 25)
Mitteleuropa – mal wieder zwischen allen Stühlen – verraten und verkauft?!?
In der SZ vom Dienstag (05-01-16) bringt es ein sehr behutsam formulierter Artikel von Martin Mosebach auf den Punkt: „UND ICH? …In Europa ist Deutschland das Land, das die Verbindung zu seiner Vergangenheit am vollständigsten gekappt hat. Es ist das modernste aller europäischen Länder. Der Fortschritt ist deutsch. Wer sich dem Rhythmus des Fortschritts nicht beugen will, der ist hier fehl am Platz.“
Als könnte man seine eigene Geschichte an der Garderobe abgeben und nackt den neuen Tanz des TTIP orgiastisch tanzen – bis zum Umfallen. Was als Redewendung einen besonders hohen Grad an Begeisterung meint, könnte in diesem Falle aber auch wörtlich zu nehmen sein: Es könnte der letzte Tanzschritt um das goldene Kalb des fortschreitenden Wirtschaftens sein, der sich jubelnd und kreischend nur noch um Konsum, mehr Konsum, mehr Schnäppchen, mehr Gewinn drehen wird, bis die Sinne schwinden, das eigene System sich einfach selbst abschaltet und auf Ohnmacht setzt. Das Erwachen könnte dann nicht nur der allseits bekannte Katzenjammer sein, sondern der Anfang vom Ende einer Geschichte, die auch ganz anders hätte laufen können, wäre man nur ein bisschen weniger bereitwillig der eigenen inneren Stimme gefolgt, die geduldig flüstert: „Langsam, langsam! Es genügt. Weniger ist wirklich mehr!“
Die Mitte ist das Anspruchsvollste, das Schwierigste – deshalb auch das Beste. Seit der Antike wohlbekannt, ein einfaches Axiom, scheinbar. Sich dahin aufzumachen, sollte allemal der Mühe wert sein. Denn die Extreme verzerren den Menschen nur zur Fratze oder zur Karikatur. Gibt es dafür in der individuellen wie in der sozialen Geschichte nicht genügend anschauliche Beispiele? Allein um diese wichtige Frage zu beantworten, täten die Mitteleuropäer gut daran, die Verbindung zu ihrer eigenen Vergangenheit nicht so leichtfertig zu kappen.