Europa – die Zeit der Bevormundung läuft aus – Meditation # 68
Europa kann auch ohne Hegemon produktiv wirtschaften und blühen
Das Vertrauen in die bestehenden politischen Verhältnisse geht mehr und mehr verloren. Und das nicht nur in der EU. Allzu offensichtlich – erinnert sei nur an abnehmende Wahlbeteiligungen, AfD und Korruptionsverdacht bei Banken und Konzernen (Libor, Ex-Cum, Immobilienblase…), an Jugendarbeitslosigkeit und die Bereicherungsabsprachen bei der Altenbetreuung und nicht zuletzt an die Verlogenheit in den oberen Etagen der Mobilitätsverkäufer. Gleichzeitig werden die Reichen immer reicher, und der strenge Spargroßmeister aus Deutschland macht sehr gute Zinsgewinne (1,34 Milliarden Euro) über Kredite und Anleihen im völlig überschuldeten Griechenland. Das ist die eine Seite.
Auf der anderen Seite wachsen auf lokaler und kommunaler Ebene in den Staaten Europas und anderenorts Alternativen heran, die es begabten und engagierten Menschen ermöglicht, sich auch jenseits der Angebote von Energiegiganten mit erschwinglichem Strom zu versorgen oder biologisch angebautes Gemüse aus der Region in der Region für realistische Preise zu produzieren und zu verkaufen.
Eine völlig neue Geschichte kann sich endlich aus der Welt des Raunens laut zu Wort melden: Wir Europäer lassen die alten Geschichten und ihre Erzähler einfach hinter uns – ohne Angst und Zagen – und bauen jenseits juristischer Zwänge oder ausbremsender Besserwisserei an einer neuen Gemeinschaft mit einem gemeinsamen neuen Horizont, der sehr wohl die dringend notwendigen Kehrtwenden im Klimaschutz mit einbezieht. Das ist kein Wolkenkuckucksheim, das ist kein Gesundbetenprogramm. Denn über die Verknüpfungen im Netz schaffen sich die verwandten Geister in Europa Rückmeldungen zuhauf, die Mut machen und Veränderungen durchführbar erscheinen lassen, weil sich genügend Menschen beteiligen, miteinander reden und sich ihre neuen Geschichten erzählen, die tragfähige kommunale Angebots- und Nachfragemuster möglich machen.
Ein Beziehungsnetz von verwandten Geistern kann so mit Hilfe der algorithmischen Maschinen und mit Hilfe des Netzes die Selbstbedienungsmechanismen der politischen Macher leicht unterlaufen und so auch überflüssig machen. So können die, die sich bisher noch gar nicht kannten, leichthin kennenlernen und konstruktiv zusammenarbeiten. Sie müssen nicht mehr Subventionslobbyisten in Brüssel aushalten. Sie müssen nicht mehr warten, bis hehre Wahlversprechen wieder nicht eingelöst werden. Sie können das bestehende Gefüge einfach durch Vertrauen in die eigene Kraft und das Bündnis mit den Gleichgesinnten unterhalb der scheinbar bestehenden Sachzwängen unterlaufen und sofort und mit Elan am machbaren anderen Gesellschaftsmodell zu denken, zu planen und zu arbeiten beginnen.
Ein anderes Europa – nicht am Reißbrett oder in einer politischen Kaderschmiede mit heißer Nadel gestrickt – wird so eine überaltertes Konzept (EU) ablösen, ohne dass auch nur ein Tropen Blut fließen muss oder bürokratische Vertröstungskonzepte wieder nur Sand in die Augen streuen.