Europa – Fortsetzung der alten Geschichte # 144
Hephaistos findet den Plan seines Bruders undurchführbar.
„Na, dann lasst uns mal in seine Schmiede gehen, Brüder!“ säuselt Zeus leise – er will nämlich auf keinen Fall, dass die dreimal kluge Athene Wind von seinem genialen Plan bekommt; die würde bestimmt wieder irgendetwas dagegen einzuwenden haben, da ist sich der Göttervater ganz sicher. So steigen Zeus, Poseidon und Hades klamm heimlich vom Olymp herab – sie kennen natürlich alle unterirdischen Geheimgänge von früheren Versteckspielen her, als sie noch jung und übermütig waren und Rhea, ihre Mutter, sie immer wieder zurückpfeifen musste.
„Seid ihr verrückt oder was? Wisst ihr denn nicht wie glühend heiß es da unten ist, ihr Dummköpfe?“ hatte sie gepoltert und geschimpft. Das waren noch Zeiten! Da gab es solche selbstgefälligen Menschen wie diese eitle Europa noch gar nicht, geht es beim Abstieg Zeus durch den Kopf. Aber im Augenblick ist er bester Laune, denn sein Plan – Kreta mittels eines Unterwasservulkanausbruchs samt nachfolgender Riesenflutwelle zu verschlucken – ist einfach unwiderstehlich klug, unbarmherzig strafend und die Verhältnisse zwischen Göttern und Menschen wieder klar stellend.
Es wird heißer und heißer, die Brüder schwitzen, als sie jetzt vor der Schmiede von Hephaistos stehen. Der hämmert gerade mit einem riesigen Hammer auf seinem Amboss herum, dass es nur so grell klingelt und die Funken fliegen. Die große Werkstatt unter der Erde lässt dazu an den Wänden einen furchterregenden Schattentanz aufführen.
„Hallo, Bruder, was machst du denn da?“ schreit Zeus in den metallen klingenden Lärm hinein. Er muss aber seine Frage noch ein paar Mal stellen, bevor Hephaistos den Hammer aus der Hand legt, sich schweißgebadet zu ihnen umdreht und staunt:
„Ach nee, die lieben Brüder! Und gleich alle auf ein Mal!“
Die Brüder klatschen sich ab und kommen dann aber auch gleich zur Sache, denn Hephaistos hat überhaupt keine Zeit, seine Auftragsbücher sind übervoll und er kommt kaum hinterher.
„So, so“, sagt er schließlich, nachdem Zeus seinen genialen Plan ausführlich vorgestellt hat, „so, so. Du willst also die ganze Insel fluten? Habe ich das richtig verstanden? Weil diese Europa bestraft werden muss, richtig?“
„Genau, Bruder, genau!“
„Tja, dann wird da wohl nichts draus, mein Lieber. Die Kreter sind meine besten Kunden, die werde ich doch nicht selber abschaffen, nee, nee!“
Zeus hält die Luft an. Das darf doch wohl nicht wahr sein, denkt er.