Europa – Fortsetzung der alten Geschichte # 66
Wie kochende Lava – so brodelt es in Sardonios
Während Europa und ihre Freundin Chandaraissa, die Hohepriesterin, voller Zuversicht Zukunftspläne schmieden, rumort es im Bauch des Herrn über die Hofhaltung, Sardonios, oben im Palast. Archaikos, der Minos von Kreta, wacht gerade auf und schwelgt in sinnlichsten Tagträumen. Sardonios aber geht unruhig auf und ab in seinem Wohnsaal. Hin und her:
„Entgleitet mir die Macht? Will der Minos mich los werden? Was verbirgt sich hinter dieser Fremden? Hat sie den Minos heimlich vergiftet, so dass er ihr nun hörig ist? Was ist mir entgangen? Europa! Was für ein hässlicher Name!“
Da streift ein Windhauch sein Gesicht. Er meint die Stimme ganz deutlich hören zu können:
Es ist nicht nur ein hässlicher Name, es ist auch ein Unglück bringender. Zögere nicht, sonst könnte es zu spät sein. Wenn der Minos sie an seine Seite holt, bist du erledigt.
Sardonios hält den Atem an. Ist da jemand? Oder hat er sich die Stimme nur eingebildet? Wie auch immer. Ich werde meinen beiden Versagern ein Angebot machen, das sie nicht ablehnen können. Und wieder dieser Windhauch. Und leises Gelächter. Wer lacht ihn da aus? Sardonios tobt, schnürt sich den schwarzen Ledergürtel um und hastet hinaus zur Stadt hinunter. Noch heute soll sie sterben, noch heute, faucht er dabei vor sich hin.