Europa – Meditation # 120 Much Ado About Nothing?
Was sagt uns eigentlich der Austritt aus der Europäischen Union? Soviele Fragen und keine Antworten!
Groß ist das Bedauern, laut das Wehgeschrei auf dem Kontinent. Und auf der großen Insel Britannia hält man den Atem an: Was haben wir da angerichtet?
Geballte Fäuste, Kopf Schütteln.
Gefühle wühlen wahllos auf:
Ist das der Anfang vom Ende der EU?
Ist das der Anfang von einem neuen WIR-Gefühl – hüben wie drüben?
Ist das alles nur viel Lärm um nichts? Much ado about nothing?
Ganz und gar nicht.
Es geht um das Gefühl, zuhause zu sein.
Vor allem, wenn man verloren hat. Ziele, Träume, Menschen, Gewissheiten.
Mit klopfendem Herzen sucht man dann nach der verlorenen Zeit, nach den wohltuenden Bildern, nach Freunden aus Kindertagen.
Große politische Entwürfe bieten dafür keine Heimat. Sie laufen leer, enttäuschen, übertreiben, täuschen.
Hatte man sich nicht gerne daran gewöhnt – seit vielen Generationen schon – dass die eigene Nation eine große Geschichte hat, die von immer noch größeren Geschichten übertroffen wird?
Dann die großen Kriege, die großen Verluste, die herben Enttäuschungen. Als Trost: Mitglied in einem neuen Verein, der sich Europäische Union nennt.
Von Größe keine Spur, von Fortsetzung alter Größe kein Blatt, nur die Geldleute sahen die Vorteile für noch mehr Geld.
Trotzig ließ man sich verführen, groß zu entscheiden: Wir treten aus aus dem Verein! Wir machen wieder unsere eigene Geschichte!
Das gab ein neues Wir-Gefühl – wir sind anders, wir sind unangepasst, eigen.
Jetzt wird es vollzogen und der Katzenjammer meldet sich – nicht bestellt.
Weniger Kohle, weniger Chancen, weniger ….?
Und die auf dem Kontinent?
Jetzt erst recht zusammenhalten, lautet eine Parole. Zusammenhalten? Was denn? Die EU?
Führt uns der Trotz der Englänger nicht vor, dass die Versprechungen eines neuen Wir-Gefühls ins Leere liefen, dass Europa eben viel mehr ist als eine Geldmaschine?
Warum grummelt es in Griechenland, in Italien, in Ungarn, in Polen so? Die Liste ließe sich leicht verlängern.
“Alternativlos“ ist das kurioseste Wort in Europa, das man sich dazu kopflos hat einfallen lassen.
Die Phantasie gebiert jeden Tag in jedem Land in Europa neue Ideen für ein glaubwürdiges Wir-Gefühl – jenseits der EU-Slogans. Auf lokaler, regionaler Ebene.
Immer ist es aber geerdet vor Ort, im Bilder- und Gefühlsvorrat der eigenen Geschichte, Landschaft und dem eigenen Glauben an ein wirkliches Wir.
Europa lebt und überlebt gerne verbrauchte leere Versprechungen.