Europa – Meditation # 129
Gefolgschaft war es – bloß Gefolgschaft!
Auf der Sicherheitskonferenz in München lauter ernste Gesichter. Beschwörer und Beschwörerinnen zuhauf. „Wir müssen gemeinsam die ernsten Probleme der Gegenwart lösen, gemeinsam – als Partner.“ So und so ähnlich tönt es da sonor. Und dagegen die schrillen Töne der ehemaligen Freunde von jenseits des Atlantiks. Was läuft da eigentlich schief?
Die Hüter der Demokratie von drüben outen sich endlich als das, was sie sind: Händler und Krämer, die an nichts anderes denken als an ihren Geldbeutel. Schon so lange. Und vorneweg die Rüstungsindustrie. Sie verdient sich dumm und dämlich. Schon so lange. Wenn es einen Etat gibt, über den man nicht streitet, dann ist es der für die Waffenarsenale. Hüben wie drüben. Das einzige, was wichtig ist – in bezug auf das Wahlvolk – dass man ein klares und großes Feindbild hat.
Nach 1945 war es der Antikommunismus – da konnten auch die Neudemokraten von Trizonesien gut drauf abfahren, da war man ja auf vertrautem Terrain – denn der Antikommunismus versprach Rüstungsprogramme en masse, auch nach Ende der heißen Phase. Kalt schmeckt scheinbar Eisen und Schwarzpulver auch! So rüstete man um von Kriegs- auf „Friedensproduktion“ – jahrzehntelang ein lukratives Geschäft. Und da die Mitteleuropäer zerknirschte und darum gut Schüler waren, folgten sie brav und äfften nach, was der starke Freund vorlebte: Konsum und Wachstum hießen die beiden Portalfiguren für eine rosige Zukunft. Es war geradezu ein Wunder. Ein Wirtschaftwunder. Pustekuchen. Es waren Langzeitkredite, sonst nichts. Gut, das ist Geschichte einer naiven, aber gewinnbringenden Gefolgschaft. Das brave und willfährige Konsumieren und Wachsen brachte Wachstum und Wohlstand, bis dass die Rohstoffe knapp wurden und Flüsse und Meere bis an den Rand verschmutzt, von der Luft ganz zu schweigen. Und jetzt? Eimerweise werden Lügen ausgeschüttet, damit die bescheidene Wahrheit nicht zutage tritt: Die Europäer haben sich getäuscht, haben sich gerne täuschen lassen. Aber jetzt?
Wie aus langem Traum erwacht, stehen die Völker Europas vor einem Scherbenhaufen: Die Engländer wollen sich vornehm distanzieren, die Katalanen wollen mehr Eigenständigkeit, die Griechen und Italiener mehr Selbstständigkeit und und und – und die Deutschen? Die würden gerne so weiter machen wie bisher, denn sie sind ja auch die Nutznießer dieser heißgelaufenen Wachstumsspirale.
Und dann jetzt das: Die ehemaligen Freunde, die Amis, fordern Gefolgschaft – ohne wenn und aber. Wenigstens endlich mal Klartext. Oder sollte man es nicht besser beim wirklichen Namen nennen: Unterwerfung? Nur bekommt uns die Botschaft ganz und gar nicht. Partnerschaft sieht anders aus, denkt die Kanzlerin und sicher auch die Bild-Zeitung. Aber was tun? Der Iran und Israel stehen sich spinnefeind gegenüber – das ist allzu offensichtlich. Die EU und die NATO hadern mit dem großen Bruder und versuchen den Scherbenhaufen zusammenzukehren. Aber wie?
Vielleicht ist das die Stunde der Europäer (nicht der EU, versteht sich): Großmachtpolitik und Vormachtstellung, Verschwendung und Wachstum um jeden Preis hinter sich zu lassen (und auch den bürokratischen Turmbau zu Brüssel) – global sich denen anzuschließen, die Frieden und Behutsamkeit vorleben!