Europa – Meditation # 200
Und alles drängt zum Alt Vertrauten hin. Ist es nicht verwunderlich?
Eben erst riefen die Überlebenden in Mitteleuropa:
NIE WIEDER KRIEG!
Aber schon zehn Jahre später raschelt es im Medienwald: WIEDERBEWAFFNUNG!
Denn bildgewaltig war ein neues Weltbild entstanden: Vor oder hinter dem
EISERNEN VORHANG!
Das Zeitalter des Kalten Krieges und des Antikommunismus war eingeläutet worden. Bald ein Selbstläufer in allen guten Geschichtsbüchern. Und die sogenannte Cuba-Krise half beiden Seiten ordentlich mit, leidenschaftlich an diesem Weltbild zu hängen und weiter zu malen in grellen Farben – der
OST-WEST-KONFLIKT
war zwar ein schlichtes, aber darum umso einprägsameres Bild von der Welt. Unsummen versenkten die Volkswirtschaften in Ost und West deshalb in sogenannte „überlebensnotwendige Investitionen“ im Verteidigungs- haushalt. Viele Jahre, viele.
Dann – wer hätte das gedacht – fiel der eiserne Vorhang einfach so in sich zusammen, schleunigst skizzierte man nun ein großes Bild von der
E I N E N W E L T
Für einen Moment schien es vielen naheliegend zu glauben, dass mehr Wachstum – weltweit, versteht sich – und mehr Konsum d a s Weltkonzept sei, das der größtmöglichen Zahl das größtmögliche Glück bescheren würde
Und gleich war auch die neue Formel gefunden, die in einem Wort in überwältigender Verdichtung das auf den Punkt bringt, was Gegenwart und Zukunft nun ausmachen würde: Wir leben in einem neuen Zeitalter, dem
A N T H R O P O Z Ä N
Dass aber gleichzeitig der Hunger, die Kriege, die Vernichtung von so vielen Arten weltweit die optimistischen Prognosen ad absurdum führen könnten und die Lebensbedingungen der Menschen weltweit schlechter und schlechter werden, lässt nun viele rückwärts schauen, als könnte der Egoismus von Einzelstaaten sicher stellen, dass die Folgen nur die anderen, die natürlich immer auch gleichzeitig die Bösen sind, tragen werden. Und in Europa wird weiter ein vereintes Europa beschworen, dass aber auch nur mit alt vertrauten Mustern alten Wein aus neuen Schläuchen keltern will.
Dann kommt wie aus heiterstem Himmel ein neuer unbekannter Gegner an:
D E R C O R O N A – V I R U S
Und über Nacht gilt einfach nicht mehr, was bis dahin eiserne Gesetze waren: Die SCHWARZE NULL, die AUTOINDUSTRIE, die GLOBALE VERNETZUNG.
Und man schwärmt von einem MARSHALL-PLAN, landesweit, europaweit, weltweit. Die Größenordnung ist längst nicht mehr vorstellbar, schon deshalb muss der Plan der beste aller Welten sein. Und das neue Feindbild wird auch schon im Großformat auf dem Weltmarkt angeboten: C H I N A .