24 Jun

Europa – Meditation # 205

Tönnes und Schäl

Was wäre Europa ohne seinen Humor, ohne seine schrägen Vögel, die als Puppen auf kleinen und großen Bühnen für gute Unterhaltung von groß und klein und für heilsames Lachen sorgten und sorgen? Dabei wurden schon immer die alltäglichen Themen von Betrug und Missgunst, von Dummheit und Gerissenheit genauso anschaulich vorgetragen wie die Dauerbrenner Liebe, Tod, Gier und Missverständnisse – in italienisch genauso wie in spanisch, in französisch oder in englisch, aber eben auch in deutsch, am besten in melodischem Dialekt. Tünnes und Schäl aus Köln sind als Typen längst im Gedächtnis der Rheinländer liebevoll verankert. Knollennasig und rustikal, bauernschlau und gerissen. Hinterhältig. Auch in diesem Genre also gibt es eine europaweite Verwandtschaft und Tradition.

Nun können sie im Rheinland mal wieder so richtig laut lachen, bis die Tränen kommen, so komisch ist die neue Nummer:

Da hat sich der Tünnes doch tatsächlich in den Schäl verwandelt. Nä, dat stimmt überhaupt nicht, der Schäl hätt sich in de Tönnes verwandelt… so ne Quatsch aber auch, stimmt doch ja nicht! Et jibt jetzt einfach ne neue Fijur, in der eben beide Charaktere verschmelzen! Dat muss man sich einfach mal auf der Zunge zerschmilzen lassen, echt!

Und wer soll dat sinn?

Wie, dat muss du echt noch froojen?

Je mal op de Strooß und frach die Lütt, dann weißte Bescheid.

Man, komm, saachet mir doch gleich!

Juut. Also die neue Bühne mit dem neuen Knallkopp steht nicht neben dem Dom, auch nicht am Rhein, sondern ganz bescheiden in der Provinz.

Provinz? Aber doch hoffentlich nicht in Westfalen oder?

Volltreffer.

Nä! Dat glöv ich net, nä!

Du weißt doch sicher, dat der Tönnes und de Schäl immer jans järn ne haleve haan jemampft haben.

Mit nem Kölsch, klar. Genau.

Und jetzt kütt die neue Nummer: Der Knallkopp, der den Tünnes und den Schäl in eine Person jepresst hat, der findet Käs eben Käs und hat deshalb nen Frikadellenladen off jemaht.

Nä, dat glöv ich net, nä!

Pass op, dat kütt noch besser: Der Typ, die Tönnes/Schäl-Marionette aus der Provinz, der hat Kohle im Keller wie andere Stroh im Stall haben.

Nä, ehrlich? Wie hat der dat denn jeschafft?

Janz einfach: Der hat neben dem Kohlenkeller noch jede Menge andere Kellerräume, in denen arbeiten aber nicht die sieben Zwerge, sondern unterbezahlte Fremde, die da zu zweit jeweils in einem Bett pennen, schichtweise, versteht sich.

Un watt soll daran so lustig sein? Jute Frage, jute Frage, echt!

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