Europa – Meditation # 246
Europa auf dem Prüfstand.
Könnte es sein, dass all das, was wir Europäer in mehreren Jahrhunderten uns zurecht gedacht und gezimmert haben, doch nur eingebildet ist, (als hätten wir entdeckt, was die Welt im Innersten zusammenhält!) das nicht der species und ihrem Weiterleben dienen soll, sondern nur der Mehrung von toten Dingen? Von Geld, Häusern und Bequemlichkeiten? Dass all das – schon immer auf dem Rücken von denen, die nicht so schnell hin dachten und hin langten – nur als allgemein gedacht wurde, um den Verbleib des Errungenen bei denen zu sichern, die schneller waren? Dass Wissen – vor allem das, was dann in Schulen und Universitäten vermittelt wurde – nichts anderes zu leisten hatte, als diesen Bestand blumig zu umschreiben und wortreich zu rechtfertigen – als die ultima ratio menschlicher Existenz?
Und könnte es sein, dass als das jetzt, wo wir in Angst und Schrecken vor dem unsichtbaren Feind zurück schrecken – den interessieren leider keine Dinge, Häuser und Bequemlichkeiten, der ist sich genug und seiner Freude an unbeschränkter, pausenloser Ausbreitung einfach so – dass also jetzt, die Angst vor der Angst uns Europäer wie einst Herakles am Scheideweg dastehen lässt, weil dieser einzigartige Augenblick – diese Stunde der Wahrheit – uns wach rütteln könnte, dass all das, was wir bisher für scheinbar natürlich hielten (schließlich haben wir es uns und unseren Kindern oft genug wiederholt), nur zufällig und eben auch zerbrechlich, weil künstlich ist?
Dass wir nun die einmalige Chance hätten, nicht erneut auf den wohl vertrauten Weg einzubiegen, der alles beim Alten, nur eben noch besser, schneller, perfekter lassen würde, sondern den ganz anderen einschlagen, den unbekannten, ungewissen, unwahrscheinlichen, der nicht nur uns selbst, sondern auch den Erdball selbst zur wohl verdienten Ruhe kommen lassen würde, weil wir weder uns selbst, noch die Natur weiter – als wäre es das Natürlichste von der Welt – schikanieren wollen.
Aber diese Angst, diese so alt vertraute, sie steht uns dabei brutal im Weg. Gesellt sich doch nun noch neben die Angst vor dem Virus und der Angst vor der Einsicht, jahrhundertelang aufs falsche Pferd gesetzt zu haben, die Angst vor den Chinesen, die gelehrige Schüler der Europäer sind und sich von ihrem Weg der Mitte leichtfertig entfernten, um ihre modernen Lehrer noch zu übertreffen.
Was tun?
Der Angst den Rücken kehren, die Last von sich fallen lassen, einatmen und lächelnd dem Nächsten gewogen und zugewandt sein und bleiben. Dem kann kein noch so eitler, ideologischer Tsunami etwas anhaben.