Europa – Meditation # 322
Werbung und Konsum benebeln uns den Kopf.
Allmählich gewöhnen sich die Europäer an den Begriff der K R I S E. Auch Krieg firmiert unter diesem Etikett inzwischen. Denn trotz solcher Angst er-
zeugenden Erfahrungen wollen die meisten in ihrer Wohlstandshaltung verharren.
Im Rückblick ist der als „Manöver“ inszenierte Aufmarsch russischer Panzer entlang der Grenze der Ukraine natürlich nichts anderes gewesen als notwendige logistische Maßnahmen, um einen schnellen Überfall durchziehen zu können.
Die Gespräche am langen, ovalen Tisch in Moskau waren demgegenüber lediglich ein kleines burleskes Theaterstück zum Thema: „Wie streue ich meinem entfernten Gegenüber Sand in die Augen, ohne dass er es überhaupt bemerkt. (Natürlich ist solch ein langer Tisch auch eine reine Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass der Gast Gift dabei hat und es ins Wasserglas träufeln könnte, um den friedlichen Gastgeber zu töten. Man kennt das ja.)
Den kleinen Krieg, den wir Europäer nachhaltig von den Amerikanern übernommen haben, beschäftigt uns tagtäglich so sehr, dass einfach keine Zeit mehr bleibt, den nahenden großen Krieg als solchen wahrzunehmen. So lügen wir ununterbrochen beim Geschäfte Machen – schließlich will man ja den Kunden, bzw. den Konkurrenten übers Ohr hauen, wie anders könnte man sonst als Gewinner aus diesem Kleinkrieg hervorgehen. Tarnen und Täuschen ist keine genuin putinsche Fähigkeit. Sie ist uns Europäern nur zu sehr vertraut: Wire-Card, Cum-Ex-Deals, Panama Papers, Swiss-Secrets und Missbrauch und kein Ende,von Gewalt gegen Kinder und Frauen ganz zu schweigen. Heuchler, die wir sind.
Wir hätten gern all diese unschönen Tatsachen bloß auf dem Bildschirm oder in der Cloud, da stören sie das Konsumieren und den Status-Symbol-Wettkampf nicht weiter. Aber in der Nachbarschaft richtigen Krieg? Nee, das ist dann echt eine Störung sondergleichen.
Und dass man in den Medien sogar dabei zuschauen kann, wie ein durch kriegerische Gewalt verletztes Kind stirbt, zeigt, wie sehr wir in unserer Wahrnehmung bereits betäubt sind.
Die Endlosschleife von Krimis ist da lediglich ein weiteres Moment, nicht mehr, uns zu betäuben und als empathische Wesen einzufrieren.
Gewinner und Verlierer, so heißt das Spiel, das Tag und Nacht über die Konten in den Banken genauso gespielt wird wie im Internet.
Jetzt können wir uns medial an einem besonders spannenden Kampf berauschen: Ein David kämpft gegen einen Goliath. Nur läuft es – nicht wie im Alten Testament, wo es sowieso nur so von Gewalt hallt und schallt (seien es die Menschen oder sei es dieser unsichtbare Gott selbst, der strafend und rächend übers Land zieht) – diesmal nicht so, dass der Kleine den Großen überraschend besiegt. Wie auch! Und dann diese Sprit-Preise!