Europa – Meditation # 362
Nach den erbärmlichen Interventionen nun endlich
wieder ein großer Gegner!
Wir Europäer mit unserer eitlen Nabelschau halten die europäischen Emigranten nach Übersee immer noch für die besten Freunde. Nach „No-Fraternization“ 1945 arbeiteten sich vor allem die besiegten Westdeutschen fleißig in die Rolle eines braven Juniorpartners, der gegebenenfalls die Russen am Rhein federnd auffangen durfte, um dem großen Bruder genügend Zeit zu geben, westlich des Rheins eine mächtige Gegenfront aufzubauen. Das war in den 60er Jahren. Später konnten die großen Industrie-Giganten – hüben wie drüben – im Export-Import-Spiel bei Rüstungsaufträgen oder chemischen Großkeulen für die Landwirtschaft ordentlich punkten.
Kriege führte man anderenorts. Vietnam, Irak, Afghanistan, Syrien. Die Erfolge hielten sich in Grenzen, die Amerikanische Militärmaschinerie träumt seit dem 2. Weltkrieg von einem wirklich großen Gegner, den man groß besiegen könnte, nicht von Guerilla-Kämpfen und zermürbenden Terror-Miliz-Schlägen und Gegenschlägen. Der Amerikaner mit seiner „Welt-Missions-Vision und seinem globalen Dominanz-Anspruch geht selbstverständlich davon aus, dass Europa da ordentlich logistisch, aber auch sonst mitspielt.
Natürlich dürfen die Europäer und die leutseligen Deutschen gerne meinen, es gehe um europäische Ziele – so lange sie vor das größere Ziel eingespannt bleiben, das hinter vorgehaltener Hand in den amerikanischen Militär-Akademien selbstverständlich wie der heilige Gral beschworen wird.
Eine solch eher kritische Sehweise darf „natürlich“ auf gar keinen Fall ernst genommen werden. Jeder, der so denkt, wird sofort als aus der Zeit gefallen belächelt, bedauert oder aber auch beschimpft.
Dabei gibt es eine klare Aufteilung der Wertungen:
Alle, die die Devise der USA solidarisch mittragen, gelten selbstverständlich als wissenschaftlich fundierte und politisch korrekte Denker und Partner; alle, die diese Devise nicht mittragen und kritisch zu hinterfragen beginnen, gelten selbstverständlich als unwissenschaftliche und illoyale Querschläger. Und schon ist eine hysterische Stigmatisierung in Umlauf und macht alle die schlecht, die in solch eine Richtung analytisch und furchtlos unterwegs sind. Europa sollte sich aber immer die Freiheit nehmen, die jedem kritischen Denken gut tut. Denn ein Kriegsherr hatte noch nie selbstlose Ziele.