Europa – Meditation # 363
Wenn dein starker Arm es will…!
Ist es nicht eigenartig? Da geht der Konsument doch massenhaft in die Opposition, um sein Missfallen kundzutun. Und die Medien müssen sich Sorgen machen, dass die Einschaltquoten mickrig ausfallen könnten. Der Zuschauer über Nacht mutiert zum Akteur! Da könnte doch tatsächlich das internet zum befreienden Medium werden, das von den Nutzern auf völlig originelle Weise genutzt wird:
Man spricht sich ab. Europaweit.
Man ist solidarisch. Weltweit.
Man hat Lust auf Widerstand. Tag und Nacht.
Man fühlt sich betrogen und steigt aus aus dem Geschäft! Nein, danke.
So wird der Fußballfan zum aktiven Kritiker einer miesen Geldmaschinen-Geschichte.
Die Massen fühlen sich verantwortlich, den Tod vieler Arbeiter und die Korruption weniger Funktionäre zu brandmarken als das, was es ist:
eine große Sauerei!
Und dafür soll man nun auch noch als Zuschauer applaudieren? Nein, nein!
Der gesunde Menschenverstand und ein manipuliertes Gemeinschaftsgefühl gehen in den Ausstand:
„Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen,
wir lieben Fußball, wir lieben Weltmeisterschaften,
aber nicht über Leichen und massive Korruption!
Nicht mit uns! – Ein machtvolles Statement!
Da sollte es auch den Spielern eiskalt über den Rücken herunterlaufen: erinnert euch nur an die Geisterspiele während der Pandemie – das hohl klingende Geschrei der Spieler und Trainer in gähnend leeren Stadien! Wenn jetzt auch viele tausend Zuschauer aus aller Welt angelockt werden von dem Spektakel in Katar, und in Doha selbst Millionen Katarer von den Medien mit Süßholz vertäfelt sind und verdutzt fragen:
„Wo soll es denn hier Tote gegeben haben? Wir sehen keine!“
so könnte über mickrige internationale Einschaltquoten der Sportfan zum Advokat der Namenlosen werden, die diesen glitzernden Popanz schlecht bezahlt und mit Gefahr für Leib und Leben aufrichten mussten.
Was wäre das für ein Gefühl von Sieg auf ganzer Linie! Die nicht korrumpierbaren Zuschauer gewinnen den Weltpokal im Einig Sein!
Was wäre das für eine Genugtuung den reichen Bonzen gegenüber, die sich in ihren Villen und vollklimatisierten Eigentumswohnungen von Dienstmägden bedienen lassen! Wie erbärmlich sind solche Nabobs denn?