22 Dez

Europa – Meditation # 369

Globales Wetterfahnen-Wetter.

Die Feier anlässlich der Geburt des Sonnengottes Ende Dezember in der Antike, die zweitausend Jahre später in anderer Form und mit anderen Vorzeichen immer noch aus dem Karton geholt wird, kann Zeugnis dafür ablegen, wie flexibel das Erinnerungsvermögen mit sogenannten eigenen „Wahrheiten“ und „Glaubenssätzen“ umzugehen weiß. Isis mit Kind gesellt sich schnell auch noch dazu – von da zu Maria mit Kind und dem Weihnachtsfest Ende Dezember – neue Namen, alte Muster – ist es nur wie ein kurzes Augenzwinkern.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel plötzlich der Ost-West-Konflikt vom Himmel und mit der Muttermilch bekamen die neugeborenen Europäer ein Weltbild eingeprägt, das das Potential von unendlicher Dauer zu haben schien: Sauber konnten die Kleinen dann schon die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen füllen. Ganz einfach auch.

Dann brach es unvorhergesehen in sich zusammen und hatte seine Gültigkeit verloren. Da wehte auch schon der Wind aus neuer Richtung.

Plötzlich basteln die Denkfabriken an einem neuen Bild: es gibt nur e i n e Welt – unter Führung der von Gott eingesetzten Missionare aus Übersee. Äh, pardon, Fehlanzeige. Weil sich die Esel und Elefanten so schlecht vertragen, taugen sie nicht als Vorbild. Das war nur ein Probelauf – aber jetzt haben wir ein viel besseres Bild anzubieten (neuer Wind in alten Schläuchen sozusagen):

Wider die Fundamentalisten im Nahen Osten – die einen sind die bösen, die anderen die guten – bleiben die besten Freunde treu beieinander in der Spur. Immer geht es ihnen um das Humanum, um das Gute, um das Ausgleichende, um den Frieden. Die anderen haben für sich die Position der Gewalt, des Krieges, der Kompromisslosigkeit gewählt, drum sind es „unsere“ Feinde. Sie zwingen uns zum Aufrüsten, zur Selbstverteidigung, vielleicht sogar zum Präventiv-Schlag – und global gesehen teilt sich die Welt wieder in die ganz böse Macht im Osten und in die ganz gute Macht im Westen. Pardon, hatten wir das nicht schon einmal als peinlichen Irrläufer?

Könnte es nicht sogar so sein, dass die jeweilige Glaubenssätze – wie elegante Anzüge – je nach dem so lauten, wie sie voraussichtlicher Gewinnmaximierung am ehesten nützlich sein werden?

Und wäre es da nicht besser, statt wie in Angststarre nach der Wetterfahne zu schielen, das nächste Beste in Angriff zu nehmen: Bekämpfung von Hunger, Armut, Wassernot? Solidarisch?

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