Europa – Meditation # 399
W e r e t h / Belgien / E l e v e n
Wir Europäer sprechen inzwischen ja fast alle fließend die Sprache des Befreiers vom Faschismus; wir haben uns längst bekehren lassen zum öden Materialismus amerikanischer Konsumhaltungen und stehen nun vor einem Scherbenhaufen gnadenloser Natur-Ausbeutung. Von der Ausbeutung des Menschen ganz zu schweigen!
Aber Wereth Eleven?!
Was hat es denn damit auf sich?
17. Dezember 1944 – Ardennen-Offensive.
Elf junge, schwarze Soldaten aus den Vereinigten Staaten von Amerika geraten in deutsche Gefangenschaft und werden nicht nur gefoltert, sondern auch noch gleich exekutiert.
Was sich da an deutschem Rassismus gnadenlos austobte, hatte eine widerliche Entsprechung im Rassismus der Weißen, die auch gerne ihre Kontingente mit Schwarzen auffüllten – nur sollten die bitte nicht – wie bei der Invasion in der Normandie – eines Heldentodes sterben und mit Orden posthum geehrt werden, sondern lediglich gerne als Kanonenfutter herhalten.
In diesem Zusammenhang liest sich auch der Roman „Stay away from Gretchen“ von Susanne Abel als fürchterliche Rassismus-Kontinuitäts-Story, die in Deutschland genauso wie in den USA weiter geschrieben wird – nur ist es jetzt nicht mehr der Jude, jetzt ist es der Schwarze, der als minderwertig diskriminiert wird.
Wereth Eleven. Die elf Männer von Wereth in Belgien könnten jetzt auf ihren Veranda-Schaukeln in Tennessee oder South-Carolina sitzen und nostalgisch an ihre Jugend zurückdenken, die sie mutig und loyal dem Vaterland geopfert hatten und noch einmal davon gekommen sind. „Diese Männer haben zuerst an ihr Land gedacht in einer Zeit, in der ihr Land nicht an sie gedacht hat“.
Vor diesem Hintergrund wird natürlich auch das bekannte Kennedy-Zitat schal und tönern, weil es von einer Gemeinschaftsidee ausgeht, die so noch nie – bis heute – in den USA bestanden hat. „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst.“
Denn selbst die Tatsache, dass neulich sogar ein Schwarzer amerikanischer Präsident werden konnte, ist kein überzeugender Beweis dafür, dass der Rassismus weiter übelst grassiert. Und wir Europäer lassen uns weiter vor diesen Karren spannen – „we live in dark times“