Europa – Meditation # 407
So wursteln sie weiter, die Bildungshengste…
Die Sommerferien sind um, wieder wurde ordentlich Geld in die Hand genommen, um die Kinder mit Zeugs für den Schulalltag zu versorgen, und wieder sitzen hoffnungsfroh, neugierig und voller Vertrauen die Jüngsten auf ihren Stühlchen im Stuhlkreis: Ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Orchestriert von professionellen Erwachsenen, die von sich meinen, sie wissen, wie der Hase läuft und was gut ist für die Kleinen. Und in den Gymnasien sowie so. Fokus natürlich auf der Beschleunigung der Digitalisierung. Die da anklopfen und um Wissen nachfragen, kennen aber schon längst die Finessen dieses globalen Systems, denn die Mütter wollen ja ihre Jüngsten j e d e r z e i t erreichen. Fürsorge hoch n…! Hubschrauber sind nichts dagegen.
Aber sie kennen nicht nur die Finessen, sondern müssen auch mit den Folgen leben lernen: Pausenlose Bereitschaft im Freundeskreis, neue Bilder und „personal events“ zu posten, eigene Sprache einzunorden auf den Jargon des Internets und ein Filmchen nach dem anderen zu konsumieren. So vergeht die Zeit wie im Fluge. Kommt dennoch Langeweile auf, dann gleich wieder etwas posten oder ein altes Filmchen kreativ bearbeiten. Essen und schlafen werden eher in schlafwandlerischer Manier in Kauf genommen oder ganz am Rande notgedrungen wahrgenommen. Und gleich vor dem Spiegel klären, ob die Frisur mit den Fußball-Idolen mithalten kann. Lesen und Schreiben üben? Wie bitte? Gibt es da nicht eine App, die das für mich erledigen könnte?
Der digitale Tsunami, der da scheinbar freundlich zugewandt über diese Generationen schwappt und schwappt, wird von den Verursachern nur als steigende Kurslinie an der Börse wahrgenommen, nicht aber als ungeheuer liebloser Bereicherungsakt der großen Vier weiltweit, dem a l l e Tribut zollen.
Und dass Lehrpläne und Lehrmethoden längst von den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft überrollt worden sind, wird von den Bildungshengsten und – stuten scheinbar kompetent weg gelächelt. Die eigentliche Ratlosigkeit den radikalen Veränderungen gegenüber ist staunend bei Präsentationen – mit hochkarätiger medialer Flankierung – zu besichtigen, bei denen es im Grunde aber nur um Pluspunkte im eigenen Karriereplan geht und nicht um die Kinder, die wir so zu verlieren drohen.
So aber werden die unnachsichtigen Verhältnisse mit Gewalt die Verhältnisse schaffen, die ihnen zu dienen haben.