E u r o p a – M e d i t a t i o n # 89 Heimat-Text Nr. 8
Juristen sollen den Politikern das Problem lösen
Was spielt sich da ab? In den Kneipen wird heftig debattiert: Nach und nach arbeiten sich die Leute an das Thema heran: Katalonien. Volksentscheid. Polizei – Einsatz. Auslieferung. Wer hat da welche Rechte? Rebellion und Veruntreuung von Geldern. So lautet der Vorwurf aus Madrid. Und was sagt Barcelona dazu? Europäer vor dem Landgericht in Neumünster. Deutsche Richter aus Schleswig-Holstein sollen über einen Spanier zu Gericht sitzen, der in Katalonien Unabhängigkeitsbestrebungen vorangetrieben hat. Ist das jetzt das David-Goliath-Spiel, was da gespielt wird?
Was würden die Brandenburger sagen, wenn vor einem Gericht in Salamanca ein Politiker aus Brandenburg sich verantworten müsste, weil er in Potsdam für einen Freistaat Brandenburg erfolgreich Wahlkampf gemacht hatte und jetzt von der Zentralregierung in Berlin ein Auslieferungsantrag gestellt wurde? Der Mann hatte in Portugal Urlaub gemacht und war auf dem Rückweg nach Brüssel, wo er bei der Europäischen Kommission sein Problem darlegen wollte.
Salamanca? Wo liegt das denn?
Wir hier in Potsdam rühren denen in Salamanca doch auch nicht in der Suppe rum. Was soll das denn?
Das Schöne bei diesem nun entstehenden Zorn ist allerdings, dass die Leute in den Kneipen in Brandenburg plötzlich spüren, dass sie die Kumpel am Tisch nebenan richtig nett finden. Die hatten sie völlig unterschätzt. Coole Typen.Wie die sich aufregen. Vorbildlich geradezu!
So entsteht ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Der Klang der Wörter, die ironischen Schlenker (der Pfarrer könnte auch mal wieder von der Kanzel anstimmen: Ihr seid das Volk. Hihihi…), die nächtlichen Fahrten an den Baggersee, damals…
Den Katalanen gleich hinter den Pyrenäen geht es sicher genauso.
Sollen die in Madrid doch ihre eigenen Seilschaften vor den Kadi bringen, die in Barcelona brauchen keine Hilfe in Sachen Heimat. Wirklich nicht.
Und wir hier in Potsdam oder die in Heilbronn oder die in Bonn auch nicht.