Europa – Meditation Nr. 503

Das Nationalstaatsprinzip gehört längst zum Altmüll (Teil II)
Selbst das Römische Reich – das alte Europa also – verzichtete auf Nationalstaats-Räson – das Zentrum versammelte um sich herum lauter Satelliten, die nicht nur ihre jeweilige Religion, sondern auch ihre soziale Strukturen beibehalten durften – sie mussten nur Steuern und Soldaten abführen, um das gesamte Große Ganze nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern auch prosperieren zu lassen. Ein kluges Modell, dass die Peripherie genauso wachsen ließ wie das Zentrum. Und die maßgeblichen Macher kamen mehr und mehr auch vom Rand, brachten frische Gedanken und neue Typen in die Bürokratie, Philosophie und in das Wissen über Straßen- und Kuppelbau, von kilometerlangen Viadukten ganz zu schweigen.
Dieses Wissen und dieses kluge Konzept ging im Mittelalter scheinbar verloren. Man setzte auf Stammeszugehörigkeit, überwölbt von nur noch e i n e m Gott, der keine fremden Götter mehr neben sich duldete. Entsprechend kriegerisch verhielt man sich jedem potentiellen Konkurrenten gegenüber. Kriege über Kriege, Massaker über Massaker, Elend auf Elend Jahrhunderte lang.
In der Neuzeit kamen die Europäer dann auf die unselige Idee, dass die Stämme und Völker in übergeordneten Nationalstaaten zu sortieren seien. Von kleinauf wurde dieses unerbittliche Zwangshemd „Nation“ wie ein Krebsgeschwür als Raster über den gesamten Kontinent ausgeweitet. Darunter brodelte es mächtig – dem wusste man aber entgegenzutreten, indem man nach außen ablenkte: sich „unterentwickelten Landstriche“ einverleibte, sie ausbeutete und in gewaltsamer Abhängigkeit hielt. Sich selbst stilisierte man zur erfolgreichen Species, die gewissermaßen ein Recht auf solche Knebelung zu haben schien – wenn nötig auch mit Gottes Segen. Vom Platz an der Sonne bis zur „Entwicklungshilfe“ schuf man sich Raum für Unterdrückung und Vorherrschaft – alles im glitzernden Spiegelbild einer nationalen Ideologie von Vorrang und gottgewolltem Tun.
Als man aber in Übersee auf die europäischen Konkurrenten stieß, musste der Nationalgedanke noch einmal überhöht werden: auch innerhalb der verschiedenen Nationen musste doch jedem vernünftigen Menschen einsichtig sein, dass es eine Hierarchie der Nationen gab, die sich nicht zuletzt am kriegerischen Erfolg festmachen ließ.
1945 waren dann mehr als 52 Millionen Tote zu beklagen – alle „natürlich“ ehrenhaft für die eigene Nation gefallen. Selbstverständlich gab es da auch die guten und die bösen Nationen.
Die regionalen Strukturen aber hatten sich jenseits dieser nationalen Auswüchse weiter erhalten. Jetzt können sie endlich wieder zu sich selbst finden, ein Wir leben, das auf friedlicher Nachbarschaft basiert, das nach der arroganten Bevormundung durch die Vereinigten Staaten von Amerika sich in einem neuen Bündnis von gleichwertigen Partner europaweit organisiert: die eigenen regionalen Stärken systematisch ausbaut und die notwendigen Zugeständnisse zur gemeinsamen Verteidigung dieses auf Diversität basierenden Modells gegen das Auslaufmodell „Nation“ mutig favorisiert, um gemeinsam nicht nur den Kontinent, sondern auch den Planeten aus den selbst zu verantwortenden Krisen herauszumanövrieren mithilft. „Gebt Europa, was Europa zum friedlichen Wachsen braucht!“ – damit der Rest regional blühen und gedeihen kann!