24 Juli

Europa – Meditation Nr. 510

Die Wiederkehr des Immer Gleichen.

Das Sommerloch. Verlässlich versucht es uns jedes Jahr zu belästigen. Eine bedrohliche Stille geht mit ihm einher. Als wolle es einfach nur Atem holen, als wolle es sagen: „Ist doch alles nicht so schlimm!“

Dabei ist es so schlimm wie immer – oder sogar noch ein bisschen schlimmer. Denn nun sind auch die 1/0-ALGORITHMEN an die zunehmende Erderwärmung gewöhnt, bringen die Medien nicht nur Waldbrände und Sturzfluten im Anschluss an Drohneneinschläge u zerberstende Körper bei Nahrungssuche und erster Hilfe, nein, jetzt scheint das alte/neue Narrativ zu lauten: Männer machen Geschichte, obwohl Brecht schon vor so langer Zeit in seinem Gedicht vom lesenden (!) Arbeiter die Zeilen schrieb: „Caesar eroberte Gallien, hatte er wenigstens einen Koch bei sich?“ Will er denn gar nichts lernen, der homo sapiens sapiens? Müssen jetzt auch die Frauen das Gewaltprogramm der Patrix als patriotische Nummer mit inszenieren? Brav haben die User der social media ihre Ferien mit Flieger gebucht, still sitzen die Kinder im Airbus vor ihren Flimmerflächen, alles nach Plan und ziemlich verlässllich, wie die in Lauerstellung verharrende Klimakrise – in Vancouver genauso wie in der Nord-Ost-Passage – und gleichzeitig steigen die Kurse der Rüstungskonzerne ins Wunderbare. Schnell noch aufspringen: Windpark-Werte rasch abstoßen, Seltene Erden in Peru im Auge behalten, militärische Gerätschaften brauchen dringend solches Zeug, auch da könnte man noch investieren. Devise: breit aufstellen, langfristig planen, kurzfristig flexibel bleiben. Alles unter Kontrolle – was für eine kindliche Parole!

Und im TV werden olle Kamellen stillschweigend ins Programm geschmuggelt, um zu sparen – für die neue Serie, die einfach wie bei netflix ein burner werden muss, unbedingt. Der etwas müde Konsument schielt halb zu dem beängstigenden Rumoren auf den Phlegräischen Feldern, halb zum Frauenfußball und zu kitzligen Krimis, die doch immer wieder enttäuschen: zu klischeehaft, zu fassadenhaft, zu bemüht, die Konkurrenten mit ungewöhnlichem Sound und schrägen Typen zu toppen. Dennoch schaut man eine Weile hin, um dann doch einfach nur einzuschlafen oder zappend seinen Unwillen in Alkohol zu versenken.

Diese zunehmende Stille im Sommer mutiert so zu einem unheimlichen Monster von Unzufriedenheit, kleiner Empörung und richtig schlechter Laune. Also doch noch als Kurzbucher mit einem Schnäppchen nach Kreta? Immer noch besser als im öden Sommerloch zu ersaufen. Also wirklich. Früher…

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