Europa – Meditation Nr. 513

Das Leid der Mütter – viel zu lange schon.
Zeitgenössische Kulturpolitik in deutschen Städten in diesen Tagen arbeitet sich nicht nur sehr mühsam an der Rückgabe ehemaliger Kulturgüter aus der Kolonialzeit ab – eher ein peinlicher Eiertanz als glaubwürdiger Versuch marginaler Wiedergutmachung – so auch zum Thema Erinnerungskultur am Beispiel der „Trostfrauen“: mehr als zweihunderttausend Südkoreanerinnen wurde von den Japanern nach China verschleppt, um dort der Truppe „zur Verfügung zu stehen“. (1937 – 1945) Ein unglaublicher Gewaltakt von Männern an Frauen. Jahrzehnte lange konnte sie es nicht in Worte fassen. Entsetztes Schweigen. Dazu das Leid der Mütter, die ihre Töchter vergewaltigt sahen – jahrelang! Wir hier in Mitteleuropa – damals in der Faschismus-Achse Berlin-Rom-Tokio – haben nun enge wirtschaftliche Beziehungen zu Südkorea genauso wie zu Japan.
So gibt es in Berlin eine Friedensstatue, die an dieses unmenschliche Geschehen in Asien erinnert. Doch bis Ende September 2025 soll sie entfernt werden. Japan macht Druck auf deutsche Kulturpolitik – im Klartext: „WIR“ knicken ein:
2016 – Freiburg – verzichtet auf das Aufstellen der Friedensstatue.
2018 – Bonn – die Friedensstatue wird n i c h t im Frauenmuseum aufgestellt.
2022 – Leipzig – konnte die Statue n i cht auf dem Universitätsgelände aufgestellt werden.
2023 – Kassel – wird die Friedensstatue entfernt.
Dieser jungen Frauen, die Sexsklaverei, Zwangsprostitution und Zwangsarbeit jahrelang hilflos ausgesetzt waren, sollen wir also nicht mehr solidarisch gedenken, um auf dem internationale Parkett keine Nachteile zu erleben!
Jetzt reist unser Außenminister (was würde wohl die ehemalige Ministerin in diesem Falle tun?) nach Palästina und meint, es müsse jetzt aber wirklich etwas geschehen in Gaza! Lippenbekenntnisse? Die Rücksicht auf die Besatzer steht in keinem Verhältnis mehr zu dem Leid der Mütter, die mitansehen müssen, wir ihre eigenen Kindern und ihren eigenen Händen verhungern, dahinvegetieren, an Unterernährung mit schweren Krankheiten zu kämpfen haben – ohne Aussicht auf ärztliche Hilfe.
Und in der Ukraine? Ein Krankenhaus wird mit Raketen von Putins Russland angegriffen: Eine schwangere Frau kommt um. Aber nicht nur sie: Tag für Tag, Nacht für Nacht sterben Mütter, Töchter, Söhne, Väter im Land oder an der Front. Oder die Frauen empfangen gebrochene Seelen; Kriegsgefangene, die freigelassen wurden. Lebend Tote. Was für ein Leid müssen diese Menschen ertragen, während wir zögerlich warten, was andere tun.
Zwangsarbeiterinnen im „Tertiium Imperium“ unter deutscher Gewaltherrschaft.
Schon vergessen, was hier in Mitteleuropa an Leid zu beklagen war? So viele Zwangsarbeiterinnen, die von Deutschen schikaniert, vergewaltigt und zum Tode verurteilt wurden. Polinnen, Französinnen, Russinnen…
Es reicht schon längst. Das Patriarchat hat sich als nachhaltig menschenfeindlich und mörderisch erwiesen. Und Priester segnen es bis heute ab. Es reicht.