Europa – Verraten und verkauft? (Meditation # 44)
Stille Wasser tiefe Gründe… oder
wie vielen Deutschen der Glaube an sich selbst abhanden kam…
In gut recherchierten und engagierten Artikeln seriöser Tageszeitungen mehren sich die Sorgen, dass immer mehr Bürger dieses reichen Landes nach rechts wandern, stekum, still und leise. Sie gingen immer mehr auf Distanz zu den Fremden im Land und zu deren Glauben. Die Einschätzungen werden unterfüttert mit soliden Statistiken, Umfragen, Interviews und dem entsprechenden Bildmaterial.
Was allerdings fehlt, ist die gründliche Ursachen-Untersuchung: Warum verlassen klamm heimlich so viele Demokraten in Deutschland zur Zeit ihre politische Heimat? Wo kommen sie eigentlich her, wer meinen sie zur Zeit zu sein und wo geht es ihrer Meinung nach hin?
Erste Themenkreise, die vielleicht weiter helfen könnten bei der Beantwortung der Ursachen-Frage, hängen zusammen mit Stichwörtern wie
Globalisierung, Neoliberalismus, Austeritätspolitik, Altersvorsorge, EU und mediale Überversorgung.
Schaut man nun etwas genauer auf diese sechs Stichwörter, so fällt als erstes auf, dass sie tatsächlich einen gemeinsamen Nenner haben: Der einzelne alleine gegenüber den Vielen.
Früher konnte man sich eingebettet fühlen in die kleinen Gemeinschaften wie Familie, Sportverein, Berufsclique.
Die Globalisierung
atomisiert nun den einzelnen aus solchen Bindungen: Willst du erfolgreich sein, musst Du bereit sein, jederzeit an jedem Ort der Welt für Deine Firma einzuspringen. Familie ist dann nur noch zweite Priorität, wenn überhaupt. Als Single lässt sich solch ein Anspruch problemlos annehmen.
Der Neoliberalismus
veräußert Wasserwerke, Dienstleistungsbetriebe und Infrastruktur-Pflege an sogenannte Player aus Übersee. Man erhoffte sich damit einen schlankeren Kommunaletat und günstigere Preise. Weder das eine noch das andere war aber der Fall. Nur wusste der Bürger nicht mehr, wer dafür verantwortlich war. Er fühlt sich allein gelassen mit seiner Sorge, seiner Kritik und seinen Schulden.
Die Austeritätspolitik
ließ tariflich vereinbarte Arbeitsplätze verschwinden und durch prekäre Verhältnisse ersetzen. An der Oberfläche veränderte sich dadurch zwar die Arbeitslosenstatistik positiv, aber
die Altersvorsorge
wurde zu einer Rechenaufgabe, die man eher nicht machen wollte. An wen soll sich der besorgte Bürger da wenden? Wer ist verantwortlich zu machen, wer wüsste Abhilfe? Fehlanzeige auf ganzer Linie.
Und die EU
scheint zwar im Moment den deutschen Bürger ruhig schlafen lassen zu können, weil ja andere ihre Hausaufgaben erst einmal machen müssen, bevor man selber kürzer treten müsste. Aber auch hier schwant dem Zeitgenossen Schlimmes, denn bei einer derartigen Exportlastigkeit der deutschen Wirtschaft ist ein Ende der Fahnenstange einfach nicht mehr fern. Und dann? Was wird dann aus meinen Krediten, meinen Darlehen, meinen Schulden? Machen es da die Briten, die aus der EU austreten wollen nicht richtiger, in dem sie sich unabhängig machen wollen von anonymer Bevormundung?
Die mediale Überversorgung
wird in solchen Zeiten der Verunsicherung zum willkommenen Placebo, um sich wegzuträumen in virtuelle Welten, wo man einen Sieg an den anderen reihen kann, stundenlang. Und danach? Da geht der Bürger etwas benommen schlafen – leider nur sehr kurz – und hat das Siegergefühl längst verbraucht, das Grummeln in der Magengegend stimmt ihn eher düster und die Frage nach den Verursachern lässt ihn in üble Träume stürzen. Daraus erwacht weiß er auch gleich, wer schuld an all dem ist: Der nicht enden wollende Zuzug an Fremden, die so viel Geld verschlingen in der bürokratischen Auf- und Abarbeitung und Verwaltung, die wir Deutschen ja nun auch mal gründlich und effizient zu betreiben wissen. Eine Qualität, auf die man eigentlich stolz sein möchte, die aber zur Zeit an der völlig falschen Front verpulvert wird. Und dann haben die auch noch voller Stolz einen Glauben, der tagtäglich in den Medien im Zusammenhang mit Gewalt genannt wird. Wie soll das ein so verunsicherter Deutscher gelassen, ausgewogen und konstruktiv kommentieren und gutheißen können? Was ist also der gemeinsame Nenner: Nicht die Fremden und deren Glauben, sondern die eigenen Felle, die einfach wegzuschwimmen scheinen. Der Glaube an das Eigene diesem Fremden gegenüber hat sich nach und nach einfach verflüchtigt.
Lieber Johannes
seit geraumer Zeit lese ich Deine Beiträge. Du hast es schon immer verstanden die richtigen Worte zu benützen und alles auf den Punkt zu bringen ohne anzuklagen sondern zum Nachdenken anzuregen. Vielen Dank dafür, Du bringst es aufs Papier oder besser gesagt in den Computer, was ich in mir denke. Schön wieder auf diesem Wege von Dir zu hören.
Alles Liebe und geniess Dein Leben
Mia (aus Basler Schauspielzeiten!)