Europa – Meditation Nr. 502

Das Nationalstaatsprinzip gehört längst zum Altmüll. (Teil I)
Über Nacht sind scheinbar eherne Vorbilder wie schüttere Kartenhäuser zerbröselt – atemberaubend schnell, aber mit viel tamtam. (Schon vergessen? – erst neulich: Mauerfall/Ende des Ostwestkonflikt/Ende des EINE-WELT-KONZEPTS – obwohl sie in der damaligen Wahrnehmung und politischen Großwetterlage als Langzeitphänomene angesehen wurden!)
Die sogenannte transatlantische Brüderschaft entpuppt sich bei Tageslicht als das, was sie wirklich immer war: ein knallhartes Zweckbündnis für die Interessen der amerikanischen Industrie und die Aktien der Börse.
Als die frommen Pilgrim-Väter aus dem feudal-protestantischen Europa in die „NEUE WELT“ flohen, wollten sie dort ein neues Jerusalem gründen – ohne Privilegien (vom Geld natürlich abgesehen, versteht sich von selbst) und in einer „splendid isolation“, um nicht vom alten Denken Europas infiziert zu werden. Sie hielt ihre weiße Haut wie ihr weißes Gewissen vor Gott und der Welt als einmalig. Ja, sie waren sich sogar sicher, dass ihr Gott sie auserwählt hatte, dieses neue, schier unendlich weite Land sich untertan zu machen – manifest destiiny – und alles, was sich dem nicht unterwerfen wollte, durfte im Namen dieser neuen Heilsbotschaft ausgemerzt werden.
Der neue Gott auf Erden war nun der Dollar, gepaart mit einen strengen und prüden Korsage moralischer Engstirnigkeit, die jeden, der ein ansehnliches Haus errichten konnte, als von Gott im vorhinein auserwählt betrachtete. Und von den Kriegen in Europa wollte man sich fern halten, für immer.
Erst als sie sich 1917 selbst angegriffen fühlten, traten sie in den Weltkrieg I ein. Genauso wie sie erst spät zum Weltkrieg II stießen. Die unheilige Allianz mit dem roten Teufel im Osten hielt auch nur so lange, wie es nötig war, bis der Faschismus niedergerungen war.
Der dann als Feind schlechthin auserkorene antikapitalistische Ungeist musste nun weltweit bekämpft werden – wider die unamerikanischen Umtriebe, notfalls auch mit agent orange – und die frisch hinzugekommenen Juniorpartner mussten sich erst einmal in Bündnistreue üben, gleichzeitig galt es auch die materiellen Gesetzmäßigkeiten des Dollars zu inhalieren, damit alle an einem Strang ziehen, dem „make America bigger and bigger world wide“.
Die an diesem Erfolgsmodell angedockten Nationalstaaten (NATO) schienen – vor allem unter einem furchterregenden Waffenschirm – es besser gar nicht hätten treffen können, so blähte sich die Dollarblase auf – weltweit.
Bis das „Reich der Mitte“ aus seinem opiumverseuchten Alptraum nach und nach erwachte, schnell von den gierigen Dollar-Leuten zu lernen wusste und sie inzwischen sogar zu übertreffen beginnt.
Und schon mutiert der ehemalige „große Bruder“ wieder zum schonungslosen Egoisten, dem seine ehemaligen Familienangehörigen so was von egal sind, wenn es um die Dollar-Stärke geht – schön verbrämt mit dem alten Gott-Idol, das vor jeden Geldwagen gespannt werden kann, seit die Puritaner ihn mit nach Übersee genommen hatten.