19 Apr.

Europa – Fortsetzung der alten Geschichte # 185

Vom Gerücht zum Gericht. Europa, die starke Frau an der Spitze (Teil III)

Tief hängende Regenwolken wandern behäbig über die alte Insel, die unter der Anspannung des Tages fast zu zittern scheint. War aber nur eines der vielen kleinen Erdbeben, das die strengen Götter den Kretern immer wieder zumuten. Doch heute – die Hohepriesterin Chandaraissa hatte schon früh am Morgen mit ihren Priesterinnen zur großen Göttin im Tempel gebetet und gesungen und um Beistand gefleht – heute geht es um den heiklen Prozess, den Europa als Klägerin gegen den Rat der Alten einberufen hat: Hochverratsversuch gegen den Palast, gegen sie und ihre Söhne, die designierten Nachfolger des Minos von Kreta.

Gromdas, der Ratsherr, hatte mit seinem Geständnis dieses Verfahren mutwillig angestoßen. Er wollte damit sich selbst aus der Schlinge befreien, aber er hatte Europa unterschätzt. Und so sitzt er nun mit den anderen Ratsherren auf der langen Anklagebank. Viel Volk ist heute morgen zusammen gekommen: es gibt Gerüchte, wie das Urteil ausfallen könnte. Da will man nichts verpassen.

„Da die Ratsherren auf die Anschuldigungen mit Schweigen antworten, gilt das Geständnis des Ratsherrn Gromdas als Beweis für die Täterschaft aller sechs Angeklagten – Sardonios, der siebte Ratsherr, der ja weiter in Untersuchungshaft sitzt, ist als einziger aus der Anklage ausgenommen. Ich frage nun jeden von ihnen, ob sie sich für schuldig bekennen.“

Europa, die den Vorsitz bei diesem unerhörten Tribunal inne hat, spricht mit fester Stimme, langsam und in scharfem Ton. Es ist leichenstill im Saal, alle starren jetzt in Richtung der Angeklagten. Werden sie sich schuldig bekennen oder werden sie es verneinen? Man weiß, was mit ihnen passieren wird, wenn sie schuldig gesprochen werden. Alle. Alle? Das ist den Zuhörern aber einfach unvorstellbar. Der gesamte Rat der Alten hingerichtet? Nur die Raben oben am Gesims des Dachgebälks scheint das nicht aufzuregen. Sie tippeln tänzelnd da oben hin und her, flattern kurz auf, landen wieder elegant auf ihrem Balken und blicken neugierig auf die vielköpfige Versammlung da unten.

„Ich frage Berberdus, den Vorsitzenden des Rates, bekennst du deine Mitschuld – ja oder nein?“ fragt Europa. Berberdus schweigt, dann erhebt er sich, blickt Europa zornig tief ein und ausatmend an und sagt dann nur: „Nein, nicht schuldig.“ Stolz setzt sich Berberdus wieder hin, seine Hände gefesselt auf dem Rücken zusammen gebunden. Ein Raunen geht durch die Reihen, die Raben stört es scheinbar nicht.“Ich frage den Ratsherrn Zygmontis: Bekennst du deine Mitschuld – ja oder nein?“ Die anderen Ratsherren schauen ihn lauernd an. Wird er es zugeben? Wird er ihnen in den Rücken fallen? Er erhebt sich mühsam, sein Bauchumfang macht ihm wohl zu schaffen: „Nein, nicht schuldig!“ und setzt sich ächzend wieder hin. „Dann frage ich Keltberias, Bekennst du deine Mitschuld – ja oder nein?“ Europa sitzt auf dem erhöhten Podium in der Mitte – zu beiden Seiten von ihr die Schreiber und hinter ihr in der zweiten Reihe Chandaraissa, Athanama und ihre beiden Söhne Sadamanthys und Parsephon – und ihr Gesicht verrät mit keinem Mienenspiel, was gerade in ihr vorgeht. Kaltberias erhebt sich, lächelt, als hätte man ihn um eine Gefälligkeit gebeten, und sagt dann völlig tonlos: „Nein, nicht schuldig“, setzt sich und schaut grinsend dabei in die starrende Zuschauermenge, als hätte er gerade den Kretern einen neuen Feiertag geschenkt. In das erneute Raunen mischen sich auch Töne unterdrückter Empörung. Was bildet der sich eigentlich ein? Gut, dass es ihm an den Kragen geht. Doch da spricht Europa schon den nächsten Angeklagten an: „Collchades, bekennst du deine Mitschuld – ja oder nein?“ Der schüttelt nur mit dem Kopf, steht nicht einmal auf, sondern faucht gewissermaßen seine Antwort Europa entgegen: „Natürlich nicht schuldig, was denn sonst!“ und blickt dabei seine Ratskollegen Mann für Mann selbstsicher und scheinbar völlig gelassen an. Die würden ihm jetzt wohl gerne Beifall klatschen, aber ihre Hände sind ja gefesselt auf dem Rücken. Im Saal kickt allmählich die Stimmung: aus der Erwartungsspannung wird nun nach und nach eine unterschwellige Feindseligkeit, die sich kaum mehr unterdrücken lässt. „Pallnemvus“ ruft Europa den nächsten Ratsherren auf, den reichsten Mann auf der Insel, „Pallnemvus, bekennst du deine Mitschuld – ja oder nein?“ Forsch steht Pallnemvus auf, er möchte auf keinen Fall irgendeine Schwäche zeigen, er ist reich und einflussreich, er glaubt immer noch an eine Wendung zum Guten, will aber in diesem Augenblick seinen Ratskollegen nicht in den Rücken fallen: „Nein, nicht schuldig“, sagt er scheinbar völlig gleichgültig und setzt sich wieder, als stünde nichts auf dem Spiel. Europa nickt ihm hinterher. Natürlich haben sich die alten Männer abgesprochen, sie hoffen, dass ihre gleichlautenden Antworten Eindruck machen werden, denkt sie kopfschüttelnd. Was für ein Augenblick in der Geschichte dieser Insel, was für ein Moment für mich und meine Söhne. Archaikos, mein viel zu früh verstorbener Mann, soll mit uns zufrieden sein. Den Minos von Kreta darf man nicht ungestraft herausfordern. So fährt sie in aller Ruhe und Entschiedenheit einfach fort: „Ich frage auch dich, Gromdas, der die Tat gestanden hat: Bekennst du deine Mitschuld – ja oder nein?“ Er hatte sich lange überlegt, was er sagen wollte, hatte sich eine flammende Verteidigungsrede ausgedacht und legt nun so richtig los: „Hohes Gericht, ich habe…“ Aber weiter kommt er nicht. Chandaraissa, die Hohepriesterin, fährt ihm dazwischen: „Ratsherr Gromdas, du hast hier als Angeklagter keine Rederecht mehr. Es ist alles gesagt. Antworte einfach auf Europas einfache Frage mit ja oder mit nein!“ Dieser Einwurf trifft ihn völlig unvorbereitet, damit hat er ganz und gar nicht gerechnet. Zumal er immer gedacht hatte, gerade die Hohepriesterin sei ihm besonders gewogen. Was für ein Irrtum! Er schluckt, atmet kurz und heftig, schluckt erneut und hört sich selbst dann nur noch tonlos erwidern: „Nein, nicht schuldig!“ Fast fällt er rücklings auf die harte Bank, auf der die Angeklagten nebeneinander sitzen, so schwindlig ist ihm plötzlich geworden. Im Saal steigt unterdessen die Spannung. Alle erwarten nun den Urteilsspruch. Europa erhebt sich, schaut kurz zu Chandaraissa, räuspert sich leise und verkündet dann Folgendes: „Den heimtückischen Anschlagsversuch der Ratsherren, denen das Wohlergehen Kretas vor allen anderen am Herzen liegen sollte, müssen wir in aller Strenge bestrafen. Aus alten Texten wissen wir, dass auf Hochverrat die Todesstrafe steht – durch Erhängen oder als Fraß für den Minotaurus. Wir haben uns für das Zweitere entschieden.“

Ein Schrei der Zustimmung brandet unkontrolliert durch die Halle, die Raben schrecken hoch, fliegen durch die weiten Luftlöcher im Giebel des Saals und beginnen ebenfalls ein grässliches Gekrächze. Die Ratsherren können es nicht fassen. Es muss ein Albtraum sein, es kann nicht wahr sein, nein. Leichenblass sitzen die gefesselten alten Männer auf der Anklagebank, ihnen dämmert, dass sie gerade etwas erleben, dass wirklich passiert, dass ihnen passiert, ihnen den ehrwürdigen und mächtigen Männern neben dem Minos von Kreta, ihnen steht der Tod vor Augen, jetzt. Da erhebt sich Chandaraissa, die Hohepriesterin, stellt sich an Europas Seite, bittet mit beschwichtigenden Gesten um Ruhe, flüstert Europa etwas ins Ohr. Die nickt fast unmerklich und bittet ebenfalls die aufgebrachte Zuschauerschar um Ruhe. Nach und nach kehrt wieder eine eigenartige Stille ein. Was kommt denn da noch hinterher, nach diesem Geflüster der beiden mächtigen Frauen? Was planen sie denn noch? Da ergreift Chandaraissa das Wort:

„Im Sinne unserer großen Göttin, der jede Form von Gewalt zuwider ist, möchten wir nicht in der Erzählung der Inselgeschichte eingehen als die Frauen, die sechs alte Männer töten ließen, obwohl sie es verdient haben. In alten Texten, die ich in unserer Tempelbibliothek gefunden habe, ist aufgeschrieben, dass ein solches Urteil auch im Sinne des Minos umgeschrieben werden kann.“

Da kommt wieder heftige Bewegung in die Zuhörerschaft, auch die Ratsherren trauen ihren Ohren nicht: Werden sie doch noch frei kommen, wird ihnen vergeben werden, wird…?

„Statt des Todes durch den Minotaurus sollen die sechs Männer in den unterirdischen Gewölbe Dienst tun täglich am Minotaurus mit Füttern und Pflege – bis zu ihrem Tod werden sie aber dieses Gewölbe nie mehr verlassen. Er wird ihr Kerker auf Lebenszeit sein.“

Chandaraissa hatte mit wohlklingender Stimme diese Änderung des Urteilsspruchs verkündet. Europa willigt nickend ein. Die Zuhörer klatschen Beifall, lang anhaltenden Beifall. Die Ratsherren erstarren: Das ist schlimmer als der Tod, das ist maßlos, grausam. Aber es wird ihr Schicksal sein.

12 Feb.

Eruopa – Fortsetzung der alten Geschichte # 181

Europa und das Geburtstagsfest des Gottes Zeus. (Teil II)

So hatten sich die Kreter das diesjährige Geburtstagsfest wohl kaum vorgestellt. Keine Feier, keine Musik, kein Tanz! Stattdessen hatte Europa ein Zeltlage auf der Hochebene organisiert. Es gab viele Lagerfeuer, um die man sich nun scharte. Es gab viel zu erzählen, zu mutmaßen, zu orakeln. Denn das Gesträuch am Höhleneingang hatte sich als üble Falle erwiesen. Zum Glück war keiner der alten Ratsherren, dieser vornehmen Männer und Hüter der kretischen Tradition, darin den Tod gefunden. Zum Glück. Für die beiden Thronfolger gab es ein besonders prächtiges Zelt, mit Wächtern davor, bunten Teppichen und großen Fackeln.Europa, Chandaraissa und die Ratsherren hatten sich zu ersten Beratungen etwas im Hintergrund der improvisierten Zeltstadt zurückgezogen.

„Was für ein elender Anschlag auf die Mächtigen der Insel!“ ruft gerade Berberdus empört in die Runde. Seine Kollegen nicken besorgt und zustimmend zugleich.

„Was für eine Heimtücke!“ schickt Gromdas, der bekannt ist für seine Intrigen, hinterher.

Das sagt der Richtige, denkt Chandaraissa und wirft einen vielsagenden Blick hinüber zu Europa. Die ist wirklich nur noch sprachlos. Wer könnte so etwas geplant haben, wen sollte es treffen? Denn ihr ist klar, dass von alters her der Minos und seine Familie die Spitze der Prozession bildeten, wenn Zeus’ Geburtstag zu feiern war. Aber galt dann nicht der perfide Anschlag ihr und ihren Söhnen? Aber wer? Der Rat der Alten? Europa will diesen Gedanken gar nicht zu enden denken. Doch die allzu betulichen und in vorauseilendem Gehorsam buckelnden Ratsherren hier oben auf Berg Ida wirkten so unecht, so wenig erwartbar.

„Wir sollten eine Untersuchung starten, ohne Rücksicht auf Amt und Würden und ich wäre bereit, solch eine Untersuchung zu leiten, wenn ihr wollt!“ holt da Zygmontis, der doch so gerne der nächste Minos geworden wäre, sie aus ihren Gedanken in die Runde zurück. Eine Untersuchung? Ist das die Flucht nach vorne? Europa fleht insgeheim zu ihrer Göttin, sie möge ihr beistehen, damit sie in dieser Situation das Richtige tut – besonders im Sinne ihrer beiden Söhne, Sadamanthys und Parsephon. Sie nickt.

„Chandaraissa, du bist die Hohepriesterin, was meinst du?“ hört sie sich stattdessen sagen.

Die Priesterin ist überrascht, zugleich aber auch erfreut. Denn sie hat ein ungutes Gefühl hier in der runden mit den überfreundlichen alten Männern. Das stinkt, das stinkt gewaltig. Da ist sie sich ziemlich sicher. Sie verneigt sich. Die Blicke der Ratsherren scheinen sie zu durchbohren. Wie schlechte Luft wabert deren Hass zischen ihnen, ihre Mienen geben sich Mühe, nichts davon zu verraten. Aber es gelingt ihnen nur schlecht.

„Ich finde den Vorschlag von Zygmontis der einzig vernünftige. Morgen sollten wir im Palast die Einzelheiten für solch eine Untersuchung aushandeln. Jetzt aber sollten wir dem Volk nicht länger die Freude für ein Fest vorenthalten. Den alten Herrn fallen reihenweise die Steine von den Herzen. Europa stimmt zu. Und wie ein Lauffeuer verbreitet sich in der Zeltstadt die Neuigkeit: es darf doch noch gefeiert. Gleich beginnen sie auf Flöten zu spielen, die Trommeln zu schlagen, zu singen und zu tanzen. Die Ratsherren allerdings entschuldigen sich wegen ihres Alters doch lieber gleich noch heimzukehren. In der Zeltstadt kursieren natürlich auch die unterschiedlichsten Gerüchte: Leute vom Festland seien bestochen worden, um diese Falle zu bauen. Aber von wem? Da gäbe es schon einige, die Europa gerne tot sähen. Wer denn? Vielleicht seien es aber auch Dämonen gewesen, die Zeus das Fest nicht gönnten oder vielleicht waren es sogar Leute aus dem Palast, die den Eindruck erwecken sollten, als wenn der Rat der Alten ein Attentat auf Europa und ihre Söhne vorgehabt hätten.

Europa und Chandaraissa sitzen noch lange zusammen im Zelt, während draußen immer noch weiter getanzt und gesungen wird. Sie wollen morgen nicht nur eine Untersuchung einleiten, sondern gleichzeitig im Tempel der großen Göttin um Erleuchtung beten.

Europa erlebt danach eine unruhige Nacht. Albträume lassen sie immer wieder aufschrecken. Sie glaubt Schritte zu hören, die hinter ihrem Zelt auftauchen, wieder verschwinden. Seltsam.

12 Feb.

Europa – Fortsetzung der alten Geschichte # 182

Der Fremde im Hafen lässt die Katze aus dem Sack.

Es hätte ein ganz normaler Alltag der Fischer im Hafen werden können. Aber es gibt so viel zu bereden. Was wohl die Untersuchung oben im Palast herausbekommen wird? Wie dieses große Loch am Eingang zustande gekommen ist? Wer die Baumstämme und das Geäst darüber gelegt haben könnte? Lustlos flicken alte Männer ihre Netze. Hin und her fliegen dabei ihre Gesprächsfetzen. Vor den Häusern rund um das Hafenbecken spielen Kinder und schreien ihre Lebensfreude in den Tag. Mütter stehen in den niedrigen Hauseingängen und tuscheln mit den Nachbarinnen. Es gibt wirklich nur ein Thema: Wer könnte hinter dem Anschlag stecken, wer? Die Mittagssonne hinter einem gräulichen Schleier dennoch strahlend hell.

„Der Regen, der hat das Loch verursacht, wer denn sonst!“ knurrt ein bärtiger Kreter in die Runde nickender Fischer.

„Nee, nee, das glaub ich nicht, meckert ein anderer, der schon eine Weile einen Fremden beobachtet, der scheinbar planlos von Gruppe zu Gruppe schlendert. Wer könnte das sein? Nie hier gesehen. Jetzt kommt er zu seiner Runde.

„Habt ihr schon gehört, was bei der Untersuchung gefunden wurde, oben?“ fragt da der Fremde möglichst beiläufig dazwischen. Man wendet sich eher ab als zu ihm hin, obwohl alle vor Neugierde fast die Luft anhalten.

„Was soll da schon raus kommen, Fremder!“ bellt schließlich Trasopas zurück, „die stecken doch alle unter einer Decke!“ Beifälliges Gemurmel. Aber man wartet gespannt, was der Fremde erwidern könnte.

„Nun, die fremde Frau – wie heißt sie doch gleich?“ beginnt er bedächtig.

„Europa, Europa“, geht es bewundernd von Mund zu Mund, was den Fremden – es ist kein anderer als Suezzos, der kürzlich erst die Ratsherren in ihrer geheimen Sitzung zu dem todsicheren Anschlag angeregt hatte – ziemlich ärgert. Schließlich hat er mit der ja noch eine Rechnung offen.

„Trasopas!“ ruft im selben Augenblick Thiala nach ihrem Mann, „wir wollen essen!“

„Ja, ja“, brüllt er zurück, „gleich!“ denn er möchte unbedingt noch hören, was der Fremde zu Europa zu sagen hat. Soll die etwa den Anschlag geplant haben, um ein paar der Ratsherren loszuwerden?“

„Ja, richtig, Europa, die sollte eigentlich da runter knallen, bezahlte Männer hätten sich von zwei Ratsherren dazu anstiften lassen. Möglichst mit beiden Söhnen – alle auf einen Schlag.“

Die Fischer sind sprachlos. Ratsherren? Europa und ihre Söhne zu Fall bringen? Nach einem Augenblick des Schreckens will einer von ihnen aber die Quelle für dieses Gerücht wissen:

„Wer hat es dir gesagt, wo hast du das gehört, Fremder?“

Suezzos genießt die Aufregung der Fischer. Er atmet tief durch, zieht die Augenbrauen hoch und die Mundwinkel herunter, dreht den Kopf zurück, als wenn hinter ihm ein Spion stünde, der nur darauf wartet, ihn für diese geheime Nachricht umgehend festzunehmen. Er weiß sich als Olympier natürlich jederzeit wirkungsvoll in Szene zu setzen, auch als kleiner Suezzos auf Kreta vor dummen Männern, die ihm natürlich nicht gewachsen sind. Ihm ist jetzt nur wichtig, diese ungeschickten Ratsherren für ihr Missgeschick oben vor der Höhle zu bestrafen: wie kann man nur so eine sichere Sache so verhunzen? Zeus ist richtig wütend. Wenn er wieder im Olymp zurück ist, muss er sich eine gute Ausrede einfallen lassen, denn seine Tochter Athene ist viel zu schlau, als ihm diese Ida-Geschichte zu glauben. Aber eins nach dem anderen. Jetzt will er zuerst hier auf Kreta noch schnell völlige Verwirrung schaffen, damit die allzu stolze Europa einfach nicht zur Ruhe kommen kann. Er ist noch nicht fertig mit ihr, darauf kann sie sich jedenfalls verlassen!

„In einer Pause während der Untersuchungssitzung kam einer, es war wohl Keltberias, vor die Tür und quatschte mit einem Mann mit Kapuze, ich stand zufällig hinter einem Baum ganz in der Nähe.“

Das sitzt. Allein der Name eines Ratsherren genügt, um die Zuhörer glauben zu lassen, dass er die Wahrheit erzählt.

„Ich muss los“, setzt Suezzos hinterher, er will keine weiteren unangenehmen Fragen beantworten.