20 Feb.

Europa – Meditation # 439

Mikado- oder Scherbenhaufen-Spiel.

Als habe es je eine internationale „Weltordnung“ gegeben. Da soll wohl ein probater Begriff etwas herbeireden helfen, das seit dem Zweiten Weltkrieg gewachsen war und Blüten trieb:

Es gab einen scheinbar „guten“ Hegemon, die USA, die zusammen mit der UdSSR damals die Welt retteten, um dann gleich in einer jahrzehntelangen Fehde dem anderen den Handschuh hinzuschmeißen. Die Angst vor einem atomaren Krieg (samt overkill – als ginge es um einen Wildwestfilm – alle diese amerikanischen Wendungen – geschmeidig, lässig, cool) sorgte für eine vordergründige Ruhe rund um dem Globus (von „kleineren“ Kriegsschauplätzen einmal abgesehen!). Der Machtkuchen war verteilt, bis er ganz plötzlich zu zerbröseln begann. Die Epoche des Ost-West-Konflikts kippte kurz mal in die Eine-Welt-Hysterie, um dann gleich ins nächste Pentagramm zu trudeln: USA-CHINA-RUSSLAND-EUROPA-INDIEN. Und die UNO als das schwächste Glied im internationale „Konzert“ der Big Player.

Vielleicht ist die sich abzeichnende neue Vielheit – ein halbwegs kontrolliertes Roulett mit fünf Spielern – ein zwar fragiles, aber immerhin weniger aufgeheiztes Wettkampfszenario als von zwei unberechenbaren Popanzen abhängig zu sein, die immer mal wieder mit der „overkill“-Karte drohten, um Angst und Schrecken zu verbreiten auf dem Rest der Welt.

Jedenfalls könnte das Momentum des Scherbenhaufens auch wie ein Mikado-Spiel behandelt werden, wo halbwegs sensible Politiker vorsichtig ein Stäbchen nach dem anderen abheben, um einen gänzlichen Zusammenbruch zu vermeiden.

Vielleicht könnte der aufgescheuchte „Haufen“ aber auch dieses Momentum nutzen, um sich klar zu werden, dass alle bisherigen Narrative samt den dazugehörigen „Weltbildern“ eben doch nur sehr vorläufige, sehr zerbrechliche und sehr selbst gestrickte Gesamtansichten waren, an die man gerne bereit war zu glauben, so lange man persönlich in Ruhe gelassen wurde und sein kleines Fettnäpfchen ins Trockene retten konnte.

Angefangen beim Begriff Nation über den der repräsentativen Demokratie bis zur Postmoderne mit ihrem Neoliberalismus-Betrugsbild böte sich in dieser Stunde der Wahrheit (Ukraine/Gaza/Netanjahu/Trump/Putin/Orban/AfD) die einmalige Chance, das, was wir so euphorisch „Neuzeit“ zu benennen uns angewöhnt hatten, als „Mittelalter II“ herunterzufahren, um wieder ganz von vorne anzufangen – beim Menschen und seinem Bedürfnis, Gemeinschaft zu leben.

13 Feb.

Europa – Meditation # 438

Der Souverän erwacht und lebt Utopia.

Ja, ja – wie soll das denn vonstatten gehen?

Ganz einfach – der Souverän geht gut gelaunt vor die Tür und trifft da rein zufällig die eine und den anderen, samt Kindern.

Hä?

Statt sich fest zu kleben oder brav auf Wiesen Lichter zu schwenken, geht der Souverän diesmal zur Sache

Und die wäre?

Er lässt sich nicht länger mit Kommentaren wie „Träum schön weiter!“ abspeisen, er schreitet im wahrsten Sinne des Wortes zur Tat.

Könntest du vielleicht etwas konkreter sein?

Kann ich, kann ich: von der Haustür ist es gar nicht weit bis zur nächsten Autobahn. Das haben wohl die Nachbarn auch gedacht. Und so werden alle Hauptadern in die neuen Bundesländer blockiert.

Hä? Wieder so ein Wessi-Arroganz-Muster?

Ganz und gar nicht: Diesmal ist es ein Demuts- und Teilen-Muster.

Allmählich nervt‘s aber doch ziemlich – ich verstehe nur Bahnhof.

Die Wende der Wende, diesmal vom Westen her – sozusagen als Echo – massenhaft organisiert und orchestriert. „Wir sind der Souverän!“

Ein Musical?

Warum nicht? Klar, die wollen nicht stumm und grau im Gesicht nur blöd rum stehen, die wollen Lebensfreude, Optimismus und Lust auf Utopia befeuern.

Klingt ja ganz schön durchgeknallt, echt.

Und hier kommen auch gleich die drei Forderungen, die von den Protestcamps des Souveräns – mitten auf den Autobahnen – ausgerufen werden.

Da bin ich aber mal gespannt.

1. als längst fällige Wiedergutmachung werden die überschüssigen Geldgewinne aus der Wiedervereinigung fifty-fifty*** als Sondervermögen rück-überwiesen.

2. mit diesem außerordentlichen Etat werden beispielhaft alle, ich wiederhole: alle, KITAS, GRUNDSCHULEN und weiterführenden SCHULEN nicht nur baulich, sondern auch personell so ausgestattet, dass es keine Lerngruppen mehr gibt, die die magische Zahl A c h t z e h n überschreiten.

3. alle Bundesländer erweitern ihre Verfassungen um jeweils 13 Regional-Runden, in denen – jährlich rotierend – gewählte Vertreter als Entscheidungsträger diese Investition in die Zukunft unserer Kinder überwachen und vorantreiben – das große Ostprojekt, das von allen Bundesländern gemeinsam mitgetragen wird und so gewährleistet, dass kreative Problemlöser heranwachsen, die die Herausforderungen der globalen Krisen zu bewältigen vermögen.

Der campierende Souverän wird so lange vor Ort weiter massenweise campieren, bis diese Wende der Wende in einem Zusatzartikel des Grundgesetzes verankert ist.

Und du glaubst, dass so etwas realisierbar wäre?

Wäre?

Nein, ist! Mit Hilfe der social media lässt sich so ein „move“ leicht ins Rollen bringen. Schneeball-Effekt heißt das auf „altdeutsch“! Ansonsten ist zu befürchten, dass die Euphorie aus den vielen Demos in üblen Frustreaktionen verpufft.

***Die Behörde, die das durchzusetzen hat, heißt nun aber nicht mehr TREUHAND, die ja in Wirklichkeit perfid untreu war, sondern TREUBUND des Souveräns.

11 Feb.

Europa – Meditation # 436

Den spontanen Demos müssen konkrete, regionale Teilhabe folgen!

Der Individualismus-Hype und der Konkurrenz-Gott, beide haben seit Jahrhunderten die menschliche Natur beflügelt – zu immer klügeren Formen des „Siegens“ und des „Gewinnens“. Stets war es das Wort-Rotations-Programm im Gehirn, das neu erfundene Wort-Kombinationen zu Wirklichkeiten erklärte, an die zu glauben nur eine Frage der Wiederholung und der Zeit waren. Dabei verstanden es die „Super-Klugen“ am besten, ihr Vermögen und Eigentum wachsen zu lassen, als sei es ein Naturprozess.

Doch es waren „nur“ die Ausgeburten patriarchalischer Alt-Programme: die früh erfundene Monogamie, der sie stützende Monotheismus und die alles gewaltsam erzwingende Monarchie, die im Laufe der Jahrtausende dafür sorgten, dass die damit zwangsläufig verbundene Domestizierung der inneren Natur des Menschen und seiner natürlichen Bedürfnisse natürlicher und natürlicher zu werden schien: auf den langen Straßen – vom Zweistrom-Land über Palästina und Arabien, dem Imperium Romanum und dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, der Ost-Indien-Kompanie, den abrahamitischen Phantasiegebilden (von klugen Männer als Visionen ausgegeben und von braven Männern aufgeschrieben) und dem British-Empire – sind diese frei erfundenen alten Glaubenssätze längst breit getreten und phantasievoll überschrieben worden: nach dem unsichtbaren Mann-Gott ist es nun der sichtbare Geld-Gott, mit dessen Hilfe die Männer sich gegenseitig zu überbieten versuchen und gleichzeitig die Frauen weiter in Angst und Schrecken oder gehorsamer Anpassung zur Unterwerfung unter dieses schlichte, aber nach wie vor gewalttätige Programm zu zwingen nicht müde werden.

Und in Momenten, wo scheinbar „alle“ (oder zumindest doch sehr viele) auf die Straße gehen und sich als das spontan erkennen, was sie sind: Gleiche unter Gleichen, die sich alle nur nach Teilhabe und Gemeinschaft sehnen, da tut sich dann für Augenblicke ein heller Spalt in eine Zukunft auf, in dem Missbrauch in Familien, Kirchen, Schulen, Sportvereinen, Femizide, politische Bevormundung und Parteiengezänk als geworden und abschaffbar erlebt werden. Aber nur für einen Moment. Denn wenn danach wieder der Trott und die Gewohnheit das Sagen haben – als Demokratiespiel nur – wie gehabt – als repräsentative Ritual-Handlung weiter an andere delegiert bleibt, dann wird bald wieder der Frust, die Wut und die Sehnsucht nach „Gesund-Betern“ ins Haus schwappen. Helau!

(Fortsetzung folgt in Kürze)