Europa – Wahlen im Leerlauf-Modus # 72
Als wenn Wahlen noch die Wahl ließen
oder
Wahlen im Leerlauf-Modus
Wenn am Sonntagabend, den 24. September 2017, die Wahllokale wieder geschlossen haben werden, beginnt unüberhörbares Stühlerücken im Parlament – so viel ist jetzt schon sicher. Wie einst in der Weimarer Republik werden auch in der neuen Republik, dem Kind der Alliierten, an den Rändern des Sitzungssaales der Lärm und die Häme zunehmen: Die Wahlbeteiligung wird lautstark bemüht werden – sie beweise doch nun hinlänglich die Verdrossenheit des Wählers und die Wahlergebnisse seien doch ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sich die Parteiendemokratie, das Vertretungsmodell, so Sinn entleert habe, dass der Bürger sich und seine Interessen darin nicht mehr hinreichend vertreten sehe.
Die Slogans der Parteien während des sogenannten Wahlkampfes, das sogenannte TV-Duell und die bunten Werbe-Filmchen, sowie die Life-Auftritte der sogenannten Spitzenkandidaten wirkten eher wie eine peinlich bemühte Vorabendschau im Fernsehen als wie eine ernst zu nehmende Ansage an den Gestaltungswillen engagierter Volksvertreter zugunsten des Volkes.
Als kämen vielerlei Zäsuren in diesen Tagen weltweit zusammen, als wäre es gerade jetzt an der Zeit, zu völlig neuen Ufern aufzubrechen – alte Strukturen weltweit scheinen sich endgültig verbraucht zu haben: Nach dem Ost-West-Konflikt, nach der Eine-Welt-Vision aus westlicher Sicht, nach dem Zerfasern der Bündnisse im Westen wie im Osten, nach dem EU-Theater, der Immobilien-, Banken-, Diesel- und Cum-Cum-Lügengeschichte ist die Glaubwürdigkeit der „Fachleute“ und „Profis“ nachhaltig zerbröselt.
Warum also jetzt noch weiter festhalten an solchen Strukturen und Verhältnissen?
Sie haben nicht gehalten, was sie versprachen. Selbst die vielen zweiten Chancen, die ihnen der Bürger – schon arg resignierend – gewährte, verstrichen ungenutzt und machten immer wieder nur noch deutlicher, dass der Wille und das Wohl des Volkes nicht wirklich im Mittelpunkt der gestressten Vertreter und Spezialisten stand.
So ist es an der Zeit zu ganz neuem Optimismus, der sich eben nicht mehr am Althergebrachten orientiert, sondern aus dem Füllhorn der vielen Alternativen schöpft und in kleineren, überschaubaren Runden besprochen und beschlossen werden sollte.
Die anonyme Menschenmasse reduziert sich doch immer wieder in kleine Gruppen, die sich kennen, die die gleiche Sprache sprechen, ähnliche Geschichten erzählen und ähnliche Ziele verfolgen. Ein wirklich funktionierendes Weltparlament kann nur gedacht werden als ein großes weltumspannendes Netzwerk kleiner, autonomer Gesellschaften, die natürlich solidarisch sind mit den zahlosen anderen Gruppen, mit denen sie sich selbstverständlich austauschen, die aber deshalb ihre eigenen Belangen nicht mehr abgeben wollen an Mega-Institutionen und Mega-Parlamente.
Was für ein spannender Moment in der Geschichte der Menschheit!