25 Feb

Europa – Meditation # 131

Lügen haben lange Beine – zweiter Gesang

Wie soll man sich all der Botschaften erwehren, die Tag und Nacht auf uns einprasseln – ob wir wollen oder nicht? Neulich – im Rahmen eines Jugend-Projektes – war ich zehn Tage in Budapest/Dunabogdány – und nahm mir dabei eine kleine mediale Auszeit: Keine Zeitungen, keine Nachrichten – von digitalen Suaden ganz zu schweigen – gleichzeitig tobte natürlich das  „Faken“ und „Anti-Faken“ global weiter. Ich blieb währenddessen von all dem verschont. Und zehn Tage später – wieder zuhause im Rheinland – tauche ich erneut ein in das mediale Alltagsmuster und mir wird klar: Da ist kein Unterschied. Mit oder ohne mediale Dusche – der Vollmond war prächtig wie selten, die Eichhörnchen flitzen wieder lebensfroh die Bäume rauf und runter, Schneeglöckchen begeistern den vorbeijoggenden Zeitgenossen gratis und en masse, es fällt endlich mal wieder Regen und die Sterne lachen glitzernd ob der kleine Spielzeuge, die da von dem winzigen Planetchen Erde ins All gespuckt werden. Was soll das denn, denken sie grinsend. Die sind aber süß! Wollen Zeit und Raum auf die Spur kommen – obwohl ihnen die Worte und die Vorstellungen dafür so gänzlich fehlen. Da ist es gut, dass man mancherorts etwas Schabernak treibt und sich verkleidet, wüst schminkt und von Herzen lacht. Über sich selbst und die ernst dreinschauenden Zaungäste im Norden und im Osten.

Gerade machen sich zwei Narren auf zu einem erneuten Treffen, das in Hanoi stattfinden wird: Und die Medien freuen sich schon so richtig. Was werden da wieder für freundliche Lügen hin und her gereicht werden, von perplexen Übersetzern ordentlich verdeutscht. Zum Glück ist ja auch gleichzeitig Weiberfastnacht! Da können wir von Herzen den verschütteten Gefühlen wenigstens für ein paar Stunden den Raum in uns geben, der ihnen eigentlich gebührt! Auch sollten wir vielleicht die „Budapest“-Erfahrung beherzigen und einfach nicht hinhören. Wir verpassen wirklich nichts Wesentliches. Stattdessen den lachenden Kindern zuschauen, wie Leben sein kann, wenn man ganz bei sich ist und nicht on-line…! Denn mit Grauen denke ich schon an die Wortlawine, die gerade losgetreten wird, um die Europa-Wahl 2019 so richtig mit falschen Versprechungen zu munitionieren – immer mitten ins Schwarze. Von was eigentlich? Das Mantra in meinen Texten dagegen ist einfach und kurz: Die EU hat ihren Dienst erfüllt. Für Frieden und zunehmenden Wohlstand zu sorgen in der Nachkriegsepoche. Die damit gewachsenen Widersprüche aber sollten offensichtlich genug sein, um gemeinsam nun Ausschau zu halten nach völlig neuen Ufern des friedlichen, verlangsamten, schonenden partnerschaftlichen Umgangs der Völker Europas miteinander und dem Rest der Welt, der sich zur Zeit gebärdet, als wäre Mutter Naturs Geduld unendlich.

17 Feb

Europa – Meditation # 129

Gefolgschaft war es – bloß Gefolgschaft!

Auf der Sicherheitskonferenz in München lauter ernste Gesichter. Beschwörer und Beschwörerinnen zuhauf. „Wir müssen gemeinsam die ernsten Probleme der Gegenwart lösen, gemeinsam – als Partner.“ So und so ähnlich tönt es da sonor. Und dagegen die schrillen Töne der ehemaligen Freunde von jenseits des Atlantiks. Was läuft da eigentlich schief?

Die Hüter der Demokratie von drüben outen sich endlich als das, was sie sind: Händler und Krämer, die an nichts anderes denken als an ihren Geldbeutel. Schon so lange. Und vorneweg die Rüstungsindustrie. Sie verdient sich dumm und dämlich. Schon so lange. Wenn es einen Etat gibt, über den man nicht streitet, dann ist es der für die Waffenarsenale. Hüben wie drüben. Das einzige, was wichtig ist – in bezug auf das Wahlvolk – dass man ein klares und großes Feindbild hat.

Nach 1945 war es der Antikommunismus – da konnten auch die Neudemokraten von Trizonesien gut drauf abfahren, da war man ja auf vertrautem Terrain – denn der Antikommunismus versprach Rüstungsprogramme en masse, auch nach Ende der heißen Phase. Kalt schmeckt scheinbar Eisen und Schwarzpulver auch! So rüstete man um von Kriegs- auf „Friedensproduktion“ – jahrzehntelang ein lukratives Geschäft. Und da die Mitteleuropäer zerknirschte und darum gut Schüler waren, folgten sie brav und äfften nach, was der starke Freund vorlebte: Konsum und Wachstum hießen die beiden Portalfiguren für eine rosige Zukunft. Es war geradezu ein Wunder. Ein Wirtschaftwunder. Pustekuchen. Es waren Langzeitkredite, sonst nichts. Gut, das ist Geschichte einer naiven, aber gewinnbringenden Gefolgschaft. Das brave und willfährige Konsumieren und Wachsen brachte Wachstum und Wohlstand, bis dass die Rohstoffe knapp wurden und Flüsse und Meere bis an den Rand verschmutzt, von der Luft ganz zu schweigen. Und jetzt? Eimerweise werden Lügen ausgeschüttet, damit die bescheidene Wahrheit nicht zutage tritt: Die Europäer haben sich getäuscht, haben sich gerne täuschen lassen. Aber jetzt?

Wie aus langem Traum erwacht, stehen die Völker Europas vor einem Scherbenhaufen: Die Engländer wollen sich vornehm distanzieren, die Katalanen wollen mehr Eigenständigkeit, die Griechen und Italiener mehr Selbstständigkeit und und und – und die Deutschen? Die würden gerne so weiter machen wie bisher, denn sie sind ja auch die Nutznießer dieser heißgelaufenen Wachstumsspirale.

Und dann jetzt das: Die ehemaligen Freunde, die Amis, fordern Gefolgschaft – ohne wenn und aber. Wenigstens endlich mal Klartext. Oder sollte man es nicht besser beim wirklichen Namen nennen: Unterwerfung? Nur bekommt uns die Botschaft ganz und gar nicht. Partnerschaft sieht anders aus, denkt die Kanzlerin und sicher auch die Bild-Zeitung. Aber was tun? Der Iran und Israel stehen sich spinnefeind gegenüber – das ist allzu offensichtlich. Die EU und die NATO hadern mit dem großen Bruder und versuchen den Scherbenhaufen zusammenzukehren. Aber wie?

Vielleicht ist das die Stunde der Europäer (nicht der EU, versteht sich): Großmachtpolitik und Vormachtstellung, Verschwendung und Wachstum um jeden Preis hinter sich zu lassen (und auch den bürokratischen Turmbau zu Brüssel) – global sich denen anzuschließen, die Frieden und Behutsamkeit vorleben!